Kapitel 10
"Why'd you bring a Shotgun to the party" von The Pretty Reckless
**********************************************************************************
Der Abend der Party war gekommen. Nervös stand ich vor dem Spiegel. Camilla hatte mir das Kleid besorgt. Es war eng anliegend, zeigte aber nicht zu viel, dunkel grün und hoch geschlossen mit langen Ärmeln. An meinem Rücken war es mit einer Schleife verschnürt und betonte noch einmal meine schmale Taille. Es stand mir wirklich gut, wie ich fand. Verunsichert spielte ich an meinen Ärmeln herum. Wie würde meine Familie reagieren?
"Du siehst wunderschön aus!", meinte Camilla, als sie herein kam.
"Meinst du es wird alles gut gehen?", wollte ich von ihr wissen.
"Aber natürlich, Kleines! Sie werden so froh sein dich wieder zu sehen!", sagte Camilla aufgeregt, "Und jetzt komm. Unten sind schon unglaublich viele Gäste eingetroffen."
"Auch meine Familie?", fragte ich nach.
"Nein, noch nicht."
Zusammen mit Camilla lief ich die Treppe herunter zum Eingangsbereich. Am Fuß der Treppe wartet bereits Luca auf mich. Marco und Elisa standen ein bisschen näher an der Tür und begrüßten die eintreffenden Gäste.
"Du siehst wunderschön aus", flüsterte mir Luca ins Ohr nachdem er mir einen Kuss gegeben hatte. Zusammen mit Camilla schritten wir zu dritt in den Festsaal.
"Es sieht wunderschön aus!", lobte ich Camillas Arbeit. Sie hatte wirklich ein Händchen dafür.
"Danke, meine Liebe!", grinste Camilla stolz, "Ich gehe mal ein paar Leuten Hallo sagen!"
Luca und ich nickten und blieben alleine stehen.
"Schau dich nicht so nervös um. Es wird alles klappen, mach dir also nicht so einen Kopf", erklärte Luca mir flüsternd.
Es paar der Gäste hatten mich schon erkannt und tuschelten, während sie mich unverhohlen anstarrten. Entnervt verdrehte ich die Augen. Als wäre ich ein Einhorn!
"Ich hole mir mal etwas zu trinken", sagte ich zu Luca. Dieser nickte nur und sah verwirrt auf sein Handy.
"Ich muss eh kurz jemanden anrufen", antwortet er mir.
Mit einem Glas Sekt in der Hand stand ich an der Bar. Dankbar sah ich den Barkeeper an.
"Aurora?", hörte ich eine nur all zu bekannte Stimme. Mit dem Glas in der Hand drehte ich mich um und stand seit langem endlich mal wieder meiner Familie gegenüber. Sie hatten noch ungefähr fünf Meter abstand. Alle waren wie erstarrt. Nicht nur meine Familie und ich - nein, auch die anderen Gäste. Alle hielten gefühlt die Luft an, um ganz genau mitzubekommen, was der nächste Schritt von meiner Familie oder eben mir sein würde. Es war nicht gerade der beste Moment als Luca zurück kam und anscheinend nichts von all dem mitbekam. Zielstrebig lief er auf mich zu, nahm mich in den Arm und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe.
Das war der Moment in dem meine drei Brüder, genauso wie mein Vater und seine Männer, die mitgekommen waren ihre Waffen zogen und auf Luca richteten.
"Nein!", schrie ich bevor sie etwas dummes tun konnten und stellte mich mit erhobenen Armen vor ihn, "Er hat mich nicht entführt!"
"Was?", fragte mein Vater und senkte seine Waffe.
"Ich wurde nicht entführt!", erklärte ich etwas ruhiger, trotzdem hörte es natürlich jeder anwesende Gast.
"Was sagst du da?", fragte mein Vater erschüttert nach.
"Nehmt endlich die Waffen runter ihr Idioten!", keifte Camilla, "Geht in Marcos Arbeitszimmer und redet! Muss ja nicht jeder mitbekommen!"
Marco kam mit uns mit, während Camilla die Gäste versuchte abzulenken.
Mein Vater sah müde aus. Dunkle Augenringe zierten sein Gesicht. Auch meine Brüder sahen nicht viel besser aus. Und jetzt musste ich ihnen auch noch sagen, dass das alles umsonst war und sie sich niemals sorgen hätten machen müssen, denn in wäre ja gar nicht entführt worden.
Meine Brüder und mein Vater setzten sich hin. Luca, Marco und ich blieben lieber stehen, auch wenn es genügend Stühle gegeben hätten.
"Es tut mir sehr leid. Ich wollte euch niemals so viele Sorgen bereiten, aber ich liebe Luca und ihr hättet diese Liebe niemals zugelassen!", ich log wie gedruckt.
"Marco hat uns hier Zuflucht gewährt, damit wir Zeit für uns haben. Wir hätten doch nie gedacht, dass ihr euch so sehr Sorgen macht und einen Krieg anfangen wollt."
Ungläubig sah meine Familie mich an. Natürlich wusste ich, dass sie sich so sehr um mich Sorgen machen würden!
"Wieso habt ihr dann nicht sofort etwas gesagt, als ihr gemerkt habt wie wir reagieren?", fragte mein Bruder Edo.
"Wir wollten es euch eigentlich sofort sagen, als wir erfahren hatten, wie schwer es euch trifft. Aber wir hatten Angst, das ihr Marco für seine Hilfe bestrafen würdet", half Luca mir aus.
Ich konnte meinen Brüdern nicht mal richtig in die Augen sehen, so verletzt sahen sie mich an. Was tat ich hier bloß?! Dafür sorgen, das Marco und seine Familie weiter leben können, erinnerte ich mich selbst.
"Wie heißt du?", wollte mein Vater jetzt misstrauisch von Luca wissen.
"Luca."
"Luca und wie weiter?", leicht wütend kniff mein Vater die Augen zusammen und beäugte Luca ganz genau.
"Luca Santoro", presste Luca hervor und schnappte dann nach Luft. Das erwartete Gebrüll startete sofort.
"Was?!", brüllte mein Vater los.
"Genau wegen dieser Reaktion bin ich abgehauen!", rief ich dazwischen, "Ihr hättet niemals zugelassen, das ich mit einem Santoro zusammen bin!"
Sofort beruhigte mein Vater sich wieder.
"Ich bin nur der Neffe! Machen Sie sich keine Sorgen. Ich versuche nicht Ihr Geschäft zu übernehmen! Ich bin wirklich nur an Ihrer Tochter interessiert!", brach es schnell aus Luca heraus.
Nachdenklich nickte mein Vater und sah uns beide an. Ich hatte mich an Luca gekuschelt und er legte sanft seinen Arm um meine Taille.
"Na gut!", schnaufte mein Vater, "Ich bin nicht glücklich damit, aber so lange es dir gut geht, Aurora, lasse ich es zu. Und jetzt haben wir auf einer Feier zu erscheinen."
Mein Vater stand auf und ging. Er war noch nie wirklich der herzlichste gewesen. Edo und Diego kamen auf mich zu und nahmen mich fest in den Arm und folgten dann unserem Vater. Auch Luca und Marco verschwanden erleichtert. Nur noch Matteo und ich waren übrig geblieben. Ich sah das Leid und den Schmerz in seinen Augen.
"Es tut mir leid", flüsterte ich.
"Die anderen verzeihen dir das vielleicht und glauben dir, aber ich kenne dich besser! Du hast uns gerade ins Gesicht gelogen und nicht mal mit der Wimper gezuckt. Ich werde herausfinden, was wirklich passiert ist! Du hättest uns niemals so verlassen!", zischte Matteo mich an.
"Matteo!", rief ich ihm verzweifelt hinterher.
"Nichts Matteo, du hast keine Ahnung wie wir alle gelitten haben! Und du wusstest, das wir leiden würden. Deswegen nein, ich glaube dir kein Stück und wenn du wirklich nur abgehauen bist, um bei diesem Santoro zu sein, dann werde ich dir das nie verzeihen, für all den Schmerz, den du uns hast durchleben lassen!", knurrte Matteo mich noch mal an und war dann vollends verschwunden.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top