Kapitel 2: Pläne und Giftspinnen

Es war sehr früher morgen. Die Sonne war noch lange nicht aufgegangen und der Himmel hatte die Farbe von tiefstem Marineblau. Die ganze Landschaft war mit einer weißen Schneedecke überzogen und es war still, bis auf das leise Gemurmel einiger Elben, die Informationen über alles noch Anstehende für dieses Jahr austauschten. 

"lhingril, pen-nediad" (Spinnen, unzählig) sagte ein Elb aufgebracht und strich von einem morschem Baumstamm Schnee ab. Überall unter dem Schnee waren schwarze Spinnen, die ein bisschen Vogelspinnen ähnelten. Sie waren jedoch kleiner und hatten einen glänzenden, glatten Panzer. Er schaute ziemlich fraglich. Sollte er Ekel empfinden oder die Spinnen als faszinierend betrachten? Da er seine Entdeckung den anderen Elben mitteilen wollte, rief er nach seinem Freund. "Inglor tolo, lim (komm, schnell)." Ein andere Elb (Inglor) ging schnell zu seinem Freund und begriff was los war. Er untersuchte die Spinnen gründlich mit seinen Augen. So etwas hatte er tatsächlich noch nie gesehen, obwohl er schon vieles gesehen hatte. Er zog seine Augenbrauen zusammen und machte eine eher fragliche Miene. Ingor hörte wie Thranduil den Namen seines Freundes rief: "Aglarond! Du wirst benötigt." Aglarond drehte sich um und verschwand. Inglor stand alleine neben den Spinnen. Er kam ihnen immer näher und kniete nun neben dem Baumstumpf nieder. Er wollte seine Hand nach einer der Spinnen ausstrecken, doch plötzlich hörte er lautes, unverständliches Geschrei. Er zuckte zusammen und zog seine Hand erschrocken weg. Nervös schaute er sich um.

Eine Elbin rannte auf ihn zu und schrie mehrmals laut "baw!". Das war das elbische Wort für nicht. Der Elb war wie erstarrt vor Schreck und rührte sich nicht. Sie blieb neben ihm stehen und blickte angeekelt auf die Spinnen, die auf dem Baumstamm saßen. Sie entfernte sich um einige Zentimeter von dem Baumstumpf, als empfände sie eine gewisse Abneigung zu den Spinnen und verschränkte ihre Hände hinter ihrem Rücken. Der Elb starrte immer noch misstrauisch auf die Spinnen, die den Anschein machten, ehe friedliche Kreaturen zu sein, doch die Spinnen passten nicht zu der Umgebung. Wie konnte es sein, dass sie in solch einer Kälte überleben konnten? Wieso hatte die Elbin ihn überhaupt so erschreckt. Es war doch nichts Schlimmes passiert, oder etwa nicht? Der Elb war ein wenig verwirrt. So viele Fragen schwebten ihm im Kopf herum und auf einige wird es wahrscheinlich keine Antwort geben. Die Elbin begann zu sprechen: "Entschuldigung, dass ich dich erschreckt habe, aber diese Spinnen sind hochgiftig. Du hattest verdammt noch mal Glück, dass sie dich nicht angegriffen haben! Gegen das Gift gibt es derzeit noch kein richtiges Heilmittel. Wirst du von der Spinne Gebissen, hast du erstmals keine Symptome, die auf eine Vergiftung hinweisen, doch das Gift der Spinne raubt dir über längere Zeit deinen Verstand.

 Du wirst irgendwann nicht mehr wirklich wach sein und bist nicht mehr wirklich du selbst. Viele Dinge wirst du nun vergessen. Vielleicht sogar deinen eigenen Namen. Ein paar Tage später bist du wie gelähmt und wirst dich nicht mehr bewegen können. Irgendwann fällst du in ein eine Art Schlaf und wirst wahrscheinlich nie wieder aufwachen. Doch es gibt ein Mittel, dass die Symptome hinauszögert oder sie mildert. Es heißt Eryn-nen und wird auch als Waldwasser bezeichnet " Sie schaute jetzt wieder in Richtung Spinnen und danach besorgt auf ihr Handgelenk. Langsam zog sie ihren Ärmel hoch. Auf ihrem Handgelenk waren zwei kleine, rote Bissspuren. "Ich wurde vor zwei Tagen gebissen. ", sagte sie leise. Ich hatte draußen Wache und war nicht achtsam genug. Ich sah nur eine kleine Spinne auf meinem Handgelenk und dachte sie wäre harmlos. Ich scheuchte sie mit meiner freien Hand von meinem Handgelenk herunter. Doch dann spürte ich nur noch einen kurzen gellenden Schmerz und sah einige Sekunden später blutige Abdrücke auf meinem Handgelenk. Ich ging nach Schichtende zu den Heilern Düsterwalds und erkundigte mich bei ihnen. Sie erzählten mir alles über die Spinnen und ihr tödliches Gift, was sie bis jetzt in Erfahrung gebracht haben". Sie wirkte nun ein wenig trauriger als zuvor. Inglor blickte noch misstrauischer auf die Spinnen. Er entfernte sich von den ihnen und war jetzt ziemlich angeekelt und auch verschreckt von ihnen. So vergingen einige Sekunden "Na ja, ", sagte sie in einem fröhlicheren Ton, als hätte sich ihre Stimmung plötzlich geändert "wohlmöglich werden die Heiler Düsterwalds ein richtiges Gegengift finden. Sie arbeiten seit Tagen daran und untersuchen verschiedenste Pflanzen und ihre Wirkungen. Keiner weiß, woher diese Spinnen kommen, und niemand hatte sie jemals hier erblickt. Merkwürdig. Sie müssten entweder von weit herkommen oder einer neuen Art angehören, die sich immer schneller hier ansiedelt. Bei der Suche eines Gegengifts kann man daher nicht auf altem Wissen beruhen, sondern muss neue Erkenntnisse sammeln. Dies macht alles im Wesentlichen schwieriger. Aber zum Glück habe ich Eryn-nen. Aus einer Tasche zog sie ein kleines, rundes Fläschchen, das mit einem Korken verschlossen war heraus. In dem Fläschchen war eine weiße Blume, die sehr einer Hortensie ähnelte. Rund um die Blume herum war eine leicht grünliche, klare Flüssigkeit. " Sie seufzte kurz, doch dann lächelte sie ein wenig. Sie wirkte so, als wäre sie wieder von neuer Hoffnung geladen, jedoch war ihre Einstellung ein wenig optimistisch. Mit einer Hand strich sie sich über den Kopf. Auf ihrem schwarzen Haar und ihrem Helm hatten sich inzwischen viele Schneeflocken niedergelegt. Sie drehte sich um und ging leise fort.

Mit einer Hand strich sie sich über den Kopf. Auf ihrem schwarzen Haar und ihrem Helm hatten sich inzwischen viele Schneeflocken niedergelegt. Sie drehte sich um und ging leise fort. Andere Elben hatten sich nun in einem Gedrängel um den Baumstumpf versammelt, um zu schauen, was dort war und wieso sie gerade eben so lautes Geschrei gehört hatten. Doch dann schritt Thranduil zu den Elben und begutachtete die Spinnen. Er wusste, wie gefährlich sie waren und sagte den Elben, die sich um den Stumpf versammelt hatten, dass sie sich sofortig entfernen sollten. Dann ging er einige Meter zurück. Der Elb stand noch immer bei dem Baumstumpf. Er überlegte, ob er die Spinnen nicht einfach töten konnte. So waren sie weg und konnten keine weiteren Elben angreifen. Doch dann wurde er aus seinen Gedanken gerissen. "Lumiel, Inglor", dröhne Thranduils Stimme aus der Dunkelheit. "Stellt euch sofort zurück in die Reihen und sieht zu, dass wir nicht zu viel Zeit vergeuden ". "Elwing, das war keine Einladung!", schimpfte Thranduil eine weitere Elbin an, die sich gerade mit anderen Elben unterhielt. Thranduil entfernte sich immer mehr und seine Stimme wurde daher immer leiser.

Die Elben standen nun alle in einer Waldlichtung, durch die sich ein kleiner Bach bahnte. Überall auf dem Boden zogen sich lange, dicke Wurzeln, entlang, die den alten schattige Düsterwaldbäumen gehörten. Man konnte fast gar nichts sehen, gäbe es nicht noch den Mond, der alles in ein geheimnisvolles, weißes Licht tauchte. Der Mond beschien auch die Schneeflocken, die langsam wie Federn vom Himmel fielen. Doch immer schneller zogen sich Wolken zusammen. Die Wolken legten sich wie ein grauer Schleier über den Himmel. Nach ein paar Sekunden war der Mond in eine große Wolkengruppe eingetaucht. Man konnte kaum seine eigene Hand vor Augen sehen. Nicht einmal das Licht der Sterne, dass die Elben sehr begehrten, konnte ihnen weiterhelfen. Doch trotzdem schafften sie es, sich zu Recht zu finden und zu ordnen. Nach einiger Zeit standen sie eng, aber strukturiert aneinander. 

Thranduil stand vor dem Heer von Elben. In seiner Hand hielt er eine Fackel, die ihm die Sicht erleichterte und ein wenig Wärme spendete. Er fühlte sich auf einmal ziemlich mächtig und groß, aber auf der anderen Seite auch verunsichert und ängstlich. Er wurde von den Elbinnen und Elben, die sich versammelt hatten, erwartungsvoll angestarrt. Einige Minuten herrschte Stille und man hörte nur das Plätschern des Baches, das Knistern der Fackel und ein paar Eulenschreie hallten durch die dunkle Nacht. Es war an der Zeit für ihn, eine Rede zu halten und alles noch einmal zu erläutern. Laut begann er zu sprechen. "Elbinnen und Elben, wir haben uns heute versammelt, um nach Mordor zu ziehen. Unsere Reise wird lang und gefährlich sein, doch ich hoffe ihr habt genug Proviant dabei. Wir werden über die Düsterwaldberge zur alten Waldstraße marschieren. Von da aus wandern wir an Dolguldur vorbei bis zum Ende des Düsterwaldes. Haben wir diesen passiert, machen wir eine eintägige Rast und marschieren über die braunen Lande, durch die Totensümpfe nach Minas Morgul. Dort bleiben wir einige Tage und bereiten uns vor. Danach werden wir unsere Mission fortsetzen. Wir werden Mordor binnen sieben Tagen einnehmen und zu unserem Territorium machen. Sollte irgendwer mir noch etwas so dagegen haben, dann kann er sich jetzt äußern." Es war für einen kurzen Moment still. "Sehr gut", sagte er, blies in sein Horn und schwang sich auf seinen gigantischen Elch. Die Fackel ließ er auf einem glatten Stein liegen. Sie erlosch langsam und heller grauer Rauch ging von ihr aus.


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