Kapitel 11: Dol Guldur

Im Wald war es still geworden. Nichts regte sich und alle schwiegen. Es war eine beängstigende Stille. Alle Elben standen draußen vor dem Höhleneingang. Niemand war zu Schaden gekommen. Zuletzt schritt Thranduil aus dem Schatten der Höhle hinaus. So wie die anderen Elben schweig er ebenfalls. Yanea saß vor einer kleineren Tannengruppe und leckte sich im Schatten das Maul. Thranduil schritt langsam auf Yanea zu (den die Elben noch nicht bemerkt hatten) und verbeugte sich leicht. Yanea senkte darauf den Kopf, wie eine Erwiderung der Geste, drehte sich um und verschwand zwischen dem Unterholz. 

Ohne Pause zogen sie weiter.  Sie sahen zwar niemanden, jedoch konnten sie anhand der Vibration des Bodens erkennen, das sämtliche Orks ihnen auf der Spur waren. Einige Fragen beschäftigten die Elben mit fortlaufender Zeit. Zusammengefasst liefen sie alle auf dasselbe hinaus: Woher kommen die Orks? Steht Mordor wieder unter der Gewalt Saurons? 

Nach einigen Tagen befanden sie sich in der Umgebung von Dol-Guldur. Der Wald war bis hierhin gut begehbar gewesen und wurde seit der Zerstörung des einen Rings immer heller und freundlicher. Doch hier schien es anders zu sein. Je weiter sie gingen, desto kränker wurden die Bäume. Ihre Äste waren schwarz und brüchig. Als wären sie verbrannt, doch es hat hier in der Gegend noch nie einen Waldbrand gegeben. Sie gingen weiter und nach einiger Zeit konnten sie keine Bäume mehr sehen. Die Erde war flach und nur noch Moose wuchsen. Thranduil starrte bedrückt zu Boden. Überall lagen Schwerter und Pfeile herum. Und auch einige Orks lagen immer noch hier. Dieses Bild hatte sich schon vor langer Zeit in Thranduils Erinnerungen eingebrannt und es rief alles schreckliche wieder hervor, was bei der Schlacht unter Bäumen währen des Ringkriegs geschehen ist. Er schaute zu der alten Festung hinauf. Dabei kamen ihm folgende Zeilen in den Kopf.


I galad en-giliath le thilia, i goll en-dúath le thilia

Mi fuin aur, ú-dúath, ennas orchath, or draugath roch

Le antannen hain dôr, dan hain ú-dôr

Brûn a dûr ennas hain, a nathannen edain, edhil, naugrim na i hoth.

Dan ú-bathar hain. Na i bâr hain a na i mâb, hain thangain hain o i dôr

Still dûr le dar, sui aur iaur athan dar. (Sindarin)

Das Licht der Sterne du verhüllst, ein dunkles Geheimnis du verhüllst.

In dunkel Tagen, schlechten Zeiten, waren Orks hier, auf Wölfen reitend.

Du spendetest ihnen Schutz, doch waren sie nur Schmutz.

Grausam und dunkel waren sie, und baten Menschen, Elben, Zwerge in die Knie

Doch sie gehorchten nie. Mit all ihrer kraft und jeder Hand, schafften sie sie vom Land

Immer noch Dunkel stehst du dar, als wären alte Zeiten wieder da.


Die Elben schritten leise durch den Schatten, den die Festung warf. "Hier können wir die Nacht sicher verbringen", sagte Thranduil. "Seit Jahren leben hier keine Orks mehr". Die anderen Elben stimmten zu und sie machten sich auf den Weg, denn jetzt hatten sie nichts lieber als ein halbwegs stabiles Dach über dem Kopf. 

Eine Brücke führte über einen tiefen Graben zu dem Tor der Orkfestung. Die Brücke und das Gebäude selber waren aus schwarzem Stein gehauen, auf dem sich durch die vielen Jahre Flechten und Moose angesiedelt hatte, was die Gemäuer grün färbte. Es war so, als würden die schlimmsten Erlebnisse aller Elben ihnen noch einmal vor den Augen vorgeführt werden, denn die Zeiten in denen Sauron die Herrschaft über Mittelerde anstrebte waren schrecklich gewesen.

Die Elben gingen die Brücke entlang. Einige blickten nach unten in den tiefen, dunkeln Abgrund und andere trauten es sich nicht, da sie sich nicht so einen grässlichen Anblick verschaffen wollten. Im Abgrund des Grabens lagen einige Skelette von Orks oder anderen Geschöpfen, die so verfallen waren, dass man sie kaum wiedererkennen konnte. Wasser hatte sich dort unten gesammelt und Abfälle der Orks häuften sich dort. Schaute man sich die Umgebung von Dol Guldur an, so würde man bemerken, dass es ziemlich trostlos war. Nirgendwo waren auch nur irgendwelche Bäume und pflanzen im einem Umkreis von 50 Metern um Dol Guldur. Bloß einige Gräser und Efeu wuchsen hier. Viele meinen, das Land sei verflucht. Andere sagen, dass keine Pflanzen in der Nähe von Ork Festungen wachsen können, weil die Orks mit ihrem Gewicht die Erde so verdichtet hatten, dass dort keine Pflanzen mehr Wurzeln schlagen können. Dies war die plausibelste Erklärung, jedoch war sie nicht bewiesen. Die Elben standen nun vor dem großem Tor von Dol Guldur. Es hatte keine Tür, sondern war offen. Die ehemalige Holztür lag neben dem Tor zertrümmert an der Außenmauer. Sicherlich lag sie schon Jahre dort, denn sie war schon faulig und von Holzwürmern zerfressen. Das Tor Dol Guldurs war aus zwei aus Stein gehauenen Balken konstruiert. Oben wurden Die Balken immer enger, bis sie oben in einer spitzen Form zusammenliefen. Oben an der Spitze des Tors hingen mehrere Schädel von Menschen oder auch Elben an rostigen Metallketten hinunter, die von einem leichtem Windhauch umhergeschaukelt wurden. Die Elben standen nun direkt vor dem dunkeln Tor. Thranduil stand ganz vorne und musterte die Festung. Die Schädel vor dem Tor schaukelten immer weiter und immer stärker im Wind. Dann gab es einen kurzen, dumpfen Knall und ein Schädel lag vor Thranduils Füßen. Thranduil starrte wieder hoch zum Tor. Einige Raben kreisten um die Festung herum und krächzten. Nachdem die Raben fort waren herrschte Stille. Keiner rührte sich. Thranduil drehte sich zu den Elben um und gab das Kommando zum weiter gehen.

Die Elben passierten langsam das Tor Dol Guldurs. Sie schauten sich vorsichtig um und hatten alle ihre Bögen gezogen. Auch vom Nahen war Dol Guldur war ein Anblick des Schreckens. Das Gebäude verfügte über viele, alte, halb zerstörte Türme und einige, kleine Fenster. Auf den Außenwänden waren Reliefs von spitzen Mustern und Rillen, die abschreckend wirkten. Sie sahen aus, als seine sie gewaltsam aus dem Stein gerissen und hatten angespitzte Kanten und Ecken. Auf dem alten Gemäuer wuchs teilweise Gras, doch es sah gelblich und krank aus. Dol Guldur hatte etliche Nebeneingänge, Spalten und Löcher, durch die man in die Festung gelangen konnte, doch viele von den einstigen Durchgängen waren mit Stücken, die durch die Jahre aus dem Gemäuer herausgebrochen sind versperrt. Die Elben gingen lautlos in das innere von Dol Guldur. Es sah ziemlich offen und ungeschützt aus, was daran lag, dass die Festung im dritten Zeitalter stark beschädigt worden ist. Überall gab es viele Ecken und Nischen, wo teilweise noch Skelette lagen. Fässer von Wein, geklaut von ganz Mittelerde stapelten sich in einer unscheinbaren Ecke. Sie waren immer noch verschlossen. Ob der Wein noch genießbar war? Die Elben gingen langsam, aber sicher immer tiefer in die Festung hinein. Es war zwar keine Überraschung aber trotzdem waren die Elben schockiert, denn überall standen die schlimmsten Foltermaschinen herum. Doch die Festung war gut genug, um hier Schutz zu finden. Also schlugen sie hier ihr Lager auf. Die Elben hatten keine Zelte dabei, denn sie waren nur unnötige Ballast, sondern sie hatten alle Decken aus Ithildim-Stoff. Ithildim-Stoff war ein Stoff, der mit viel Geschick aus den Samenbestimmter Disteln gewebt wird (Ähnlich wie die Samen der Baumwollpflanze, doch wesentlich leichter und feiner) Er wird nur bei Dämmerung oder Nacht gewebt werden und das auch nur, wenn eine Mondsichel am Himmel zu sehen ist und der Stoff im Mondlicht, gebündelt durch Wasser steht. Er wird bei Nacht gewebt, da die Elben die Sterne sehr lieben und sich somit Elbereth (eine hohe Frau, die bei den Elben auch als Entfacherin der Sterne gillt), verbunden fühlen. Ithildim-Stoff ist wärmend, aber auch gleichzeitig dünn. Er ist leicht wie eine Feder und nahm kaum Platz in seinem Gepäck ein. Ithildim-Stoff kann nicht reißen und wird nie schmutzig. Diese Eigenschaften machten den Stoff umso begehrter, doch Thranduil wollte seine Kostbarkeiten mit niemand anderem außer seinem Volk teilen.

Thranduil fand es unsicher, wenn sie die Nacht im untersten Stockwerk verbringen, also gingen sie über eine Wendeltreppe ein Stockwerk höher. Oben lag auch nicht so viel Schmutz von der Schlacht  herum und es war sicherer, immer alle aus der Ferne von oben betrachten zu können.  Thranduil teilte die Elben in kleinere Gruppe auf. Jede Gruppe der Elben sollte ein Viertel der Nacht wache halten, während die anderen sich zur Ruhe legten. Die Elben breiteten ihre Decken aus. Einige machten sich in der Umgebung auf die Suche nach Nahrung, da die Vorräte knapp waren. Einige Stunden später brach auch schon die Dämmerung an und alle ruhten auf den Decken. Die Nacht brach sehr schnell an und dies wurde in der Festung eine ziemlich dunkle Nacht. 



Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top