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Mal wieder, wie sonst auch immer kam ich zu spät zur Arbeit.
Doch heute hatte es tatsächlich einen Grund.
Phil und Dave mussten schließlich zur Schule gebracht werden und wir hatten nur ein Auto und da ich es brauchte um zur Arbeit zu fahren, hatte ich das Vergnügen die Herrschaften rum zu kutschieren.
Meine Arbeit war nicht wirklich eine Erfolgsgeschichte. Aber was kann man anderes sagen wenn man im Starbucks hinter den Tresen steht?!
Eigentlich hatte ich Medizin studiert, doch da mein Vater nun nicht mehr zuhause war, musste ich es leider abbrechen, denn Phil und Dave sollten nicht darunter leiden. Ein anderer Grund war, dass das wenige Geld sowieso nicht für die Zukunft der beiden Jungs gereicht hätte, wenn mein Studium noch finanziert werden müsste.
"Arizona, du bist schon wieder zu spät." Verärgert sah meine beste Freundin Nina mich an.
"Sorry Schatz aber ich muss doch die Jungs noch morgens zur Schule bringen" ich versuchte meinen süßen Hundeblick aufzusetzen.
Nina war die Abteilungsleiterin hier und hatte echt viel zu sagen.
"Das war das letzte mal, Ari! Das ist unfair den anderen gegenüber!"
Jaja, dachte ich mir nur und lief hinter den Tresen und band mir die grüne Starbucksschürze um.
Heute war gar nicht so viel los bemerkte ich.
Ich ließ mein Blick über die wenigen Besucher schweifen.
Zwei Omis saßen am Fenster und tranken gemütlich ihren Tee.
Eine Mutter versuchte vergeblich ihre zwei Zwillinge auf der Bank zu halten, während sie gerade ein Säugling stillte.
Musste das sein?! Vor allen Menschen?!
Mein Blick fiel auf einen jungen Mann, welcher wiederwillig in seinen Pancakes rumstocherte.
Die armen Pancakes! Wenn es Brokkoli oder Spinat wäre, könnte ich es ja noch verstehen, aber hallo? Pancakes?
"Alles in Ordnung?" erschrocken sah er von seinen Pancake-Leichen auf und sofort verschwand seine gelangweilte Miene.
"Nein! Diese Pancakes sind ... sauer!"
Sag bloß?! Kaum zu glauben!!
"Das sind Buttermilch-Pancakes, die müssen nun mal sauer sein!"
Erwiderte ich kühl.
Er nahm ein Stück und steckte es sich in den Mund. Wie ein Profikoch verzog er schließlich sein Gesicht zu einer nachdenklichen Pose.
"Stimmt irgendwie hast du recht!"
"Schön" ich drehte mich um und wollte wieder gehen.
"Entschuldigung! Wie heißt du?"
Rief er mir hinterher.
Ich trat wieder ein Schritt näher an seinem Tisch, um nicht durchs ganze Café zu schreien.
"Arizona!"
"Hallo Arizona! Ich bin Nate!" Er zwinkerte mir zu.
Och nö, nicht noch so einer! Der Anzugclown hat heute echt schon gereicht.
Doch wie es meine Pflicht war behielt ich ein aufgesetztes Lächeln im Gesicht.
"Hallo Nate, was für eine Ehre!"
"Arbeitest du hier schon lange"
Na sieh mal einer an, jetzt schmecken die Pancakes auf einmal doch.
"3 Wochen"
"Echt jetzt?"
Nein, ich sag das nur aus Spaß, Vollidiot.
Ich weiß nicht warum, aber solche Typen regen mich gewaltig auf.
Doch statt einer Antwort nickte ich nur.
"Bist du neu in LA?"
Wieso war der Typ so neugierig?
Okay, dann spiel ich mal mit, Nate WieAuchImmerDuWeiterHeißt!
Mit meinem heißesten Lächeln beugte ich mich zu ihm nach unten.
"Willst du mir bisschen die Gegend zeigen?"
Seine Augen weiteten sich urplötzlich und nervös rutschte er auf seinem Stuhl hin und her.
"Äh ich wollte jetzt nicht... Ich meine... Klar, na gut!"
Siegessicher erhob ich mich wieder.
"Ich bin hier geboren!"
Also lebte die Highschool-Ari ja doch noch, die flirten konnte ohne Ende.
Man konnte Nate ansehen, dass er damit nicht gerechnet hatte. Doch er fing sich zusehends schnell.
"Klasse, vielleicht willst du mir ja die Gegend zeigen?"
"Ich denke eher nicht. Hast du sonst noch einen Wunsch?"
"Wie wär's mit deiner Telefonnummer?"
Und da wären wir auch schon wieder am Anfang angelangt.
Fragend schaute ich ihn an:
"Wieso? Weil wir so viel gemeinsam haben?!"
"Naja ich hatte gehofft, wir könnten mal ein Kaffee zusammen trinken"
Belustigt deutete ich auf das riesige Starbucksschild an der Wand.
"Nach einem Tag hier, ist das letzte was ich will ein Kaffee!"
Doch dieser Typ war hartnäckig.
"Und ein Spaziergang? Wie wär das den so?"
"Keinen Spaziergang, keinen Kaffee!" Gab ich Kopfschüttelnd zurück und wollte wieder gehen, doch er rief mir hinterher:
" Warte Arizona! Wir könnten uns auch nur unterhalten!"
"Wir unterhalten uns bereits. Ist jetzt nichts persönliches. Sicher kann man mit dir brillante Unterhaltungen führen, doch..."
"Okay, okay!" Er sprang von seinem Platz auf und kam neben mich. "Warum gibst du mir nicht einfach deine Telefonnummer?"
"Vielleicht, weil ich nicht will, dass du anrufst?"
Ich griff in die Schürzentasche und reichte ihm ein Zettel!
Sofort griff er danach. Ich konnte mir kaum noch das Lachen verkneifen:
"Hier ist übrigens die Rechnung!"
Mit den Worten ließ ich ihn stehen und verschwand in dem Mitarbeiterbereich.
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Der Tag zog sich heute schleppend langsam und ich war echt froh als es 2 Uhr wurde.
Erschöpft ließ ich mich ins Auto fallen. Wie ich diese Arbeit doch hasste!
Jetzt hatte ich noch eine Stunde um bisschen auszuruhen, essen machen und Tisch decken, dann muss ich auch die Jungs wieder abholen.
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Zeitgleich mit dem Postboten fuhr ich die Einfahrt daheim hoch.
"Guten Morgen. Bitteschön ihre Post!"
Dankbar lächelte ich dem Briefträger an und nahm 2 Zeitschriften und 3 Briefe entgegen. Auf dem Weg zum Haus schaute ich mir die Briefe genauer an.
Kley Armstrong Highschool Los Angeles!
Mal wieder ein Brief vom Direktor. Ich bereitete mir schon im Kopf eine Moralpredigt für Phil vor. Das war der 6 Brief in diesem halben Jahr!
Der nächste Brief war eine Rechnung von den Schulbüchern, die Dave noch benötigte.
Beim letzten Brief musste ich zweimal hinsehen!i
Spezial-Strafanstalt von Washington!
Ich musste schlucken. Hatte das was gutes oder schlechtes zu bedeuten. Mit zittrigen Fingern riss ich den Umschlag auf und holte den Briefbogen langsam hervor....
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