ᖴᗴᖇIᗴᑎ ᗩᑌᖴ ᗪᗴᗰ ᖇᗴITᗴᖇᕼOᖴ
Tatsächlich lief es die ersten Tage der Ferienwoche so ab, wie Nick es gesagt hatte. Doch ab heute, also Donnerstag würde sich das ändern.
Nachdem die sieben Kinder bisher jeden Tag viel Sport machen mussten, damit sie auch ja ausgepowert waren, stand nun der schöne Teil der Reiterferien an.
Den ganzen Nachmittag durften sie bestimmen, was wir machten. Bei dieser Truppe war es wohl eine blöde Idee gewesen, denn sie wollten alle Neuverfilmungen von Bibi und Tina sehen. Um ihnen jedoch dies auszuschlagen, hatten sie zu hart gearbeitet und sich zu gut benommen.
So saßen wir also alle in dem Reiterstübchen über der Halle. Nick war gerade dabei sein Handy mit dem Fehrnseher zu verbinden, während es sich die Kinder mit vielen Decken und Kissen auf dem Boden gemütlich machten. Auf den Stühlen wollten sie nicht sitzen.
Zum Glück gab es aber am Ende des Raumes eine kleine durchgesessene Couch, auf die wir beide uns setzten würden.
Noch knisterten überall die Chipstüten, doch sobald der erste Teil lief, war es fast muksmäuschenstill. Mit viel Bedacht, nicht auf eines der Kinder zu treten, schlängelte sich Nick durch das Deckenlabyrinth. Zwar war es draußen taghell, da es erst 14 Uhr war, doch dadurch, dass wir in der Halle waren, war es auch hier sehr dunkel. Nur der flackernde Fehrnseher spendete etwas Licht.
Mit einer halbleeren Chipstüte, welche er sich unterwegs ergattert haben musste, ließ er sich neben mir aufs Sofa fallen.
Die ganze Woche hatten wir bisher kaum miteinander Zeit verbringen können und auch, wenn ich ihn oft sah, vermisste ich seine körperliche Nähe.
Da Nick aber noch irgendetwas an seinem Laptop machen wollte, gab er mir nur einen flüchtigen Kuss auf die Wange und stellte das Teil dann auf seinen Schoß.
Nicht am Film interessiert schlang ich meine Arme und seinen und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Dieses Ordner sortieren, was er da tat, war um einiges spannender, als die Handlung des Filmes.
Ich war wirklich nicht gut darin, das Geschehen zu verfolgen, wenn Nick neben mir saß. Außerdem hatte ich selbst als Kind Bibi und Tina hoch und runter gehört und langsam hatte ich die Nase von dieser übertriebenen reibungslosen Welt, voll.
Früher hatte ich nie verstanden, warum Bibi und Tina gewisse Dinge machen durften und ich nicht. Dann war ich immer total wütend auf meine Eltern gewesen, da sie mir verboten hatten, mit einem Ponny durch den Wald zu reiten, oder mir geschweige denn ein Ponny zu kaufen.
Doch heute fand ich diese Filme nur noch Blödsinn. Sie zeigten nichts wirklich Reales mit dem Umgang des Pferdes. Beim Ausreiten wurde durchgehen Galopp geritten und Reitanfänger bekamen ihr eigenes Pferd und durften damit quer durch die Walachei.
Auf dem alten Reiterhof, wo ich damals gewesen war, konnte man immer genaustens den Start der Kinofilme beobachten. Denn plötzlich wollten alle Kinder reiten lernen und gleich ins Gelände gehen.
Die Kinder waren schockverliebt in die ganzen Pferde und konnten sich kein besseres Hobby vorstellen. Doch unsere Schulpferde hatten ihnen schnell den Wind aus den Segeln genommen.
Zum Beispiel war da Paula. Eine kleines Kaltblut aber totenbrav. Sie war so ruhig, dass sie sich nicht mal von den Kindern beirren ließ, auch dann nicht, wenn sie den Huf zum auskratzen haben wollten. Paula legte ihr gesamtes Gewicht extra auf das Bein und die Kinder bekamen nie den Huf hochgehoben.
Oder Akadia. Sie war zwar etwas blöd, aber sonst auch sehr lieb und vielleicht etwas wunderlich. Früher war sie ein Turnierpferd gewesen, doch jetzt brachte sie jungen Mädchen und Jungen das Reiten bei. Im Umgang war sie echt zutraulich, doch spätestens beim Trensen brauchten die Anfänger Hilfe. Denn da zeigte Akadia wie weit sie ihren Kopf in den Himmel strecken konnte. Dabei hatte sie so eine ähnliche Ausdauer, wie Paula.
Für etwas Fortgeschrittene wie mich, war es immer eine Augenweide, wenn die Pferde wieder ihren einzelnen Macken nachgingen. Und schon bald hatten die Kinder begriffen, dass die Realität anders aussah, als die auf der Leinwand.
Nur wenige hatte wirklich Biss und konnte den Macken der Pferde standhalten. Umso mehr war es ein größerer Erfolg, wenn sie es denn zum ersten Mal allein hinbekamen.
Durch die vertraute Stimme meines Freundes, wurde ich zurück ins Jetzt gerissen. Leise sang er die Anfangsmelodie des nächsten Filmes mit. Ich fühlte mich wie überfahren. Von dem komischen Licht des Fernsehers brannten meine Augen und mein Kopf dröhnte.
"Na, wieder wach?", flüsterte er leise und legte einen Arm um meine Schultern.
"Hab ich geschlafen?", verwundert rieb ich meine Augen und sah ihn an.
"Jup, du hast den zweiten Teil verpasst. Das ist jetzt der Dritte", klärte er mich auf und küsste mich auf den Kopf.
"Schade", flüsterte ich ironischerweise, denn Nick wusste genau, dass ich das alles andere als Schade fand.
"Wir können ihn ja später nochmal schauen, wenn du unbedingt willst", stieg er scherzend in unsere Konservation ein.
"Ja, bitte", flüsterte ich nur und schloss wieder meine Augen, um auch den dritten Teil zu verschlafen.
Am Abend saßen wir alle an der Feuerschale. Jeder hatte einen Stock in der Hand und drehte sein darauf aufgespießtes Essen in der Hitze, der kleinen Flammen. Während die Kinder jetzt müde aus der Wäsche schauten, war ich hellwach und fühlte mich schön ausgeruht. Aber Nick machte auch keinen all zu zerstörten Eindruck, er schien das alles besser wegzustecken, als ich.
Nachdem Martha, Theo und Ingrid im Haus verschwunden waren, machte Nick noch etwas Musik an und ließ die Kinder dazu singen, tanzen und spielen.
Dabei entdeckte ich noch eine ganz neue Seite an ihm, denn er war unglaublich sicher in den Songtexten der Kinderlieder. So sang er beispielsweise fehlerfrei zu Stubs der kleine Osterhase oder Nackidei von Rolf Zuckowski mit. Natürlich waren da noch mehr Lieder, welche er begeistert mit sang, aber ich konnte mir nicht mal die Namen der Lieder merken.
Auch, wenn er manche Stellen mit einem ziemlich zweideutigen Unterton sang, war die Tatsache, dass er die Texte alle konnte, unglaublich süß. Unwillkürlich stellte ich mir vor, wie er wohl als Vater sein würde.
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