Kap. 23

3 Monate später
Amaya

Etwas angenervt kaute ich auf meinem Strohhalm herum, und schaute auf meine Armbanduhr. Verständlicherweise füllte sich die Bar immer mehr, um diese Uhrzeit. Einzelne Gruppen hatten sich ihre Tische gesucht, lachten, und diskutierten ausgiebig und laut. Ich wiederum zog den letzten Schlug meines Swimming Pool Cocktails durch den Strohhalm und überschlug mein Bein. Das kurze schwarze Kleid gab den Blick auf meine Schenkel preis. Wieder seufzte ich genervt aus.

Wo blieb Tsujido denn? Ich wusste ja das sie nicht wirklich viel von Pünktlichkeit hielt, aber eine Stunde war selbst für sie zu viel! Außerdem nervten mich die Blicke mancher männlichen Gäste. Ein letztes Mal beschloss ich ihr zu schreiben, bis sich von hinten Arme um meine Schultern schlangen. Abrupt fuhr ich herum und blickte in das breite Lächeln von Tsujido.

Abgespannt schnaubte ich hörbar Luft aus meinen Lungen. »Da bist du ja endlich!«, brummte ich, während sie sich mir gegenüber setzte.

Mit einem Augenzwinkern faltete sie die Hände aneinander. »Es tut mir leid! Aber mein Schatz hat mich einfach nicht gehen lassen«, kicherte sie.

Ich hob eine Braue. »Wann wolltest du mir denn bitte erzählen, dass du einen Freund hast?«, murmelte ich ernst und legte einen Arm über die Sitzlehne. Meine Brüste schoben sich so weiter nach vorne und mein Ausschnitt kam noch mehr zur Geltung. Ich konnte regelrecht die Blicke einiger Männer auf mir spüren.

»Naja«, begann Tsujido zaghaft, »ich wollte mir selbst erstmal sicher sein, dass es mit uns was Ernstes wird.«

»Aha. Wie lange geht das denn schon?«, fragte ich beiläufig und sah die Kellnerin verwirrt an, als diese plötzlich zwei Cocktails auf unseren Tisch absetzte.

»Von den jungen Männern da hinten«, murmelte sie und neigte ihren Kopf kurz in deren Richtung. Ausdruckslos schweifte mein Blick zu ihnen herüber. Einer hob sein Bier und zwinkerte mir zu, während sein Kumpel etwas auf seinem Handy eintippte. Meine Augen verengten sich und ich leckte mir kurz über die Unterlippe, ehe ich dankend nickte, und mich wieder zu Tsujido wandte.

»Echt krass«, flüsterte sie und schob ihr Glas dichter zu sich. »Du hast in letzter Zeit echt eine Wirkung auf Männer, Amaya. Deine Ausstrahlung hat sich sehr verändert.«

»Findest du, ja?«, entgegnete ich grinsend und nahm den Strohhalm zwischen meine Lippen, dabei schweifte mein Blick wieder kurz zu den Jungs. Der eine tippte immer noch auf seinem Handy herum. Doch der andere beobachtete jede Bewegung, die ich mit meinen Lippen machte. Wie meine Zungenspitze kurz den letzten Tropfen vom Halm leckte. »Du hast mir noch nicht geantwortet«, führte ich das vorherige Thema fort, und schaute wieder zu Tsujido.

Diese blinzelte kurz, ehe sie verlegen grinste. »Wir sind jetzt drei Monate zusammen«, flüsterte sie.

»Und du glaubst wirklich, dass es was Ernstes ist?«, hakte ich skeptisch nach.

Tsujido nickte. »Jaah! Er ist wirklich lieb. Er nehmt Rücksicht und engt mich nicht zu sehr ein wie der Spinner davor! Ich denke schon, er liebt mich.«

»Hmm«, brummte ich ernst und ließ die Spitze meines Zeigefingers um den Rand des Glases kreisen. »Sollte er dir weh tun, sag mir Bescheid, Tsujido! Ich knöpf' mir diesen Kerl vor!«, zischte ich.

Tsujido lachte auf und winkte mit ihrer Hand ab. »Das ist lieb gemeint. Aber soweit wird es nicht kommen«, lachte sie amüsiert.

Ich jedoch starrte sie an. »Ich meine das Ernst. Ich werde diesen Typen umbringen!«

»Jetzt übertreibst du aber, Amaya«, feixte sie. »Er ist wirklich lieb. Du wirst ihn bestimmt bald kennenlernen.«

»Gut. Wenn du das sagst«, murmelte ich und nahm einen langen Schluck durch meinen Strohhalm. »Und, wie läuft es mit deinem Studium? Hast du dich nun entschieden, ob du doch weiter machst?«, wechselte ich das Thema.

Tsujido seufzte auf und legte ihr Kinn in ihrer Hand ab. »Nein, hab ich nicht. Nach dem meine Abschlussarbeit doch nicht so gut ankam, bin ich echt deprimiert«, hauchte sie. Ihr Kopf fuhr plötzlich hoch und sie blickte mich mit großen Augen an. »Was macht eigentlich dein Bekannter, der mir die Arbeit gab, als du krank warst?« Sie war wie immer sehr wechselhaft. Kaum merklich schweifte mein Blick zu meiner rechten Hand, an der sich eine helle Narbe zog.

Ein kurzes Grinsen huschte über meine Lippen. »Warum fragst du?«

»Na ja, ich habe mich schon gewundert. Weil du bisher nie von ihm erzählst hast. Gab es dafür vielleicht einen bestimmten Grund?«, grinste sie vielsagend.

Ich legte ein schiefes Lächeln auf.
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht«, flüsterte ich belustigt.

Tsujido's Augen wurden größer und ihr Grinsen breiter. »Schlecht sah er ja nicht aus. Woher -« Ihre Worte wurden unterbrochen, als sich ein Schatten über unseren Tisch legte. Sofort sahen wir beide auf. Der eine Typ, vom Ecktisch, setzte sich einfach zu uns.

»Na, ihr Hübschen«, begrüßte er uns schleimig. »Wie ich sehe, scheinen euch die Cocktails zu schmecken. Ich kann gerne noch eine Runde springen lassen, wenn ihr wollt.«

Tsujido verzog vielsagend das Gesicht. »Lass mal stecken. Die nächste können wir auch selbst bezahlen«, knurrte sie.

Die Brauen des Typen hoben sich überrascht. »Oh, warum denn so bissig, Süße? Ist deine Freundin auch so wild?«, merkte er amüsiert an und schaute zu mir.

Ich trank mein Glas aus und grinste. »Willst du es herausfinden?!«, säuselte ich.

Seine Augen funkelten auf. »Was habt ihr heut Abend noch vor? Ich und mein Kumpel wollten weiter in einen Club. Na, wie wär's, wollt ihr mit?«

Tsujido stöhnte genervt auf. »Nein, wollen wir -«

»Warum nicht«, unterbrach ich sie. »Diese Bar ödet mich eh an.«

Überrascht und gleichzeitig etwas geschockt schaute Tsujido mich an. »Amaya?!«

»Was denn?«, lachte ich. »Du kannst ja wieder zu deinem Schatz fahren, wenn du keine Lust hast«, fuhr ich fort.

»Ah, verstehe, du hast also einen Kerl«, grinste der Typ. Doch sein Blick blieb weiter auf mir. »Freut mich aber, dass du wenigstens Lust hast«, murmelte er mit Unterton und schaute kurz zu dem Tisch, an dem sein Kumpel saß. Meine Augen folgten seinem Blick.

»Aber, nehm es mir nicht übel, deine Schnarchnase von Kumpel kommt nicht mit, oder?!«, merkte ich bissig an, weil er immer noch mit seinem Handy beschäftigt war.

Der Typ atmete hörbar aus. »Ach, der ist heute nicht gut gelaunt. Hat etwas Stress auf der Arbeit und will sich abreagieren, wenn du verstehst, was ich meine.«

Meine Augen verengten sich und ich sah ihm direkt in die Augen. »Oh ja, ich verstehe«, flüsterte ich mit Unterton und lächelte vielsagend.

Der Typ grinste noch breiter und erhob sich. »Na gut, ich schlage vor, ihr Mädels besprecht das noch unter euch. Wenn ihr euch entschieden habt, wisst ihr ja, wo ihr uns findet«, zwinkerte er und ging wieder zu seinem Kumpel zurück.

Augenblicklich beugte sich Tsujido zu mir über den Tisch. »Ist das dein Ernst, Amaya?! Du willst doch nicht wirklich mit diesen Typen mit?!«, flüsterte sie ernst.

Ich zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Wird bestimmt lustig«, grinste ich. »Du willst ja nicht.«

»Natürlich nicht! Der eine ist jawohl total schmierig! Glaubst du im Ernst, ich lass' dich mit denen allein?!«

»Die sind harmlos, glaub mir. Mit denen werd' ich schon fertig«, lachte ich, schulterte meine Tasche und erhob mich. »Also, ich bringe dich noch zur Straßenbahn«, lächelte ich.

Tsujido starrte mich perplex an. »Was ist nur los mit dir?! Du hast dich total verändert, Amaya!«, schnaubte sie.

Ich hob ausdruckslos eine Braue. »Ach, findest du?«

Sie nickte heftig, und erhob sich ebenfalls. »Ja! Früher warst du viel zurückhaltender. Jetzt kommst du schon fast provokant rüber. Was ist nur passiert?«

Ich seufzte und sah zu den Jungs hinüber.
»Was soll schon passiert sein?«, fragte ich. »Ich habe einfach nur meinen Spaß«, grinste ich finster.

Tsujido brummte verärgert auf. »Ganz ehrlich. Früher hast du mir besser gefallen. Ich erkenne dich nicht mehr wieder! Pff! Dann geh doch mit diesen Typen mit! Aber heul mir nachher nicht die Ohren voll! Ich finde auch allein zur Straßenbahn! Du kannst dich ja melden, wenn du wieder normal bist!«, presste sie wütend hervor, schob sich grob an mir vorbei und stampfte aus der Bar.

Ich schnaubte gelangweilt auf. Sie würde sich auch wieder beruhigen. Mit einem vielsagenden Blick wandte ich mich zum Tisch der Jungs, ehe ich dann mein Handy aus der Tasche holte und ihm eine Nachricht schrieb.

>Wie es aussieht, werde ich heute Abend noch meinen Spaß haben♡ Ganz ohne dich. Wie gefällt dir das?<

Wieder legte sich ein finsteres Lächeln auf meine Lippen. Zu gerne würde ich jetzt seinen Blick sehen. Diesen Blick, der so voller Hass und dennoch Erregung durch meine Provokation war.

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