# 27




"W- Was willst du damit sagen ER lebt?!" Entsetzen war im Gesicht des Blonden zu sehen. "Die Fingerabdrücke, die wir in der Wohnung von Viktor gefunden haben, decken sich mit den Spuren von der Duschgel Flasche", erklärte ihm Pitchit ruhig. "Aber wie ist das möglich?", fragte er und sah auf den Bildschirm.

Seit Yuuris Vergewaltigung waren vier Woche vergangen. Die Schwarzhaarige Polizistin verweigerte jeden Kontakt, nur Levi, ihr Bruder durfte sie sehen. Von ihm wussten die anderen auch, dass Yuuri sich in ihrer Wohnung verschanzt hatte. Sie hatte sich auch auf unbestimmte Zeit beurlauben lassen. Ob der Hudson Mörder je gefunden werden würde?

"Farlan, ich weiß, du würdest gerne bei ihr sein, aber ..." "Bullshit, sie ist meine beste Freundin und ..." Farlan war am Ende, er machte sich Sorgen um seine beste Freundin. Als er damals die Nachricht erhielt, dass Yuuri einem Verbrechen zum Opfer gefallen war, übernahm er, ohne darüber nachzudenken die Ermittlungen. Er würde dieses Schwein hinter Gitter bringen.                

"Farlan, nicht einmal Viktor darf sie besuchen, sie antwortet nicht auf seine Nachrichten und er gibt sich die Schuld an dem Ganzen", versucht Pitchit ihn zu beruhigen, doch bewirkte er nur das Gegenteil. "JA, es geschieht ihm Recht, Schuldgefühle zu haben", schoß Farlan gegen Viktor, es passte ihm nicht, dass seine beste Freundin sich schon wieder einen Russen angelacht hatte. Pitchit wollte was sagen, wurde dann unterbrochen. "Dass du mich nicht leiden kannst, habe ich schon bei unserem ersten Zusammentreffen gemerkt. Aber das du Stück Scheiße, auch noch andere mit rein ziehst, hätte ich nicht gedacht", kam es bedrohlich ruhig von Viktor. Neben ihm stand Chris. Der Platinblonde schaute den Blonden verabscheuend an. Er wusste von Yuuri das Farlan mal was von ihr wollte, aber dass er immer noch eifersüchtig ist, obwohl er in einer Beziehung ist, war dann doch die Höhe. "Ich will den Bericht so schnell wie möglich auf dem Tisch haben. Und was dich angeht, Yuuri war glücklich bis du in ihr Leben getreten bist. Es ist zu Recht deine Schuld." Mit diesen Worten verließ Farlan das Labor. 

"Hast du was gefunden?", fragte Viktor, und dir lieber Farlan fühle ich auch noch auf den Zahn, dachte er als er dem Aschblonden hinterher sah.

„Ja, die Fingerabdrücke decken sich mit denen auf der Duschgel Flasche", sprach der Thailänder leise.

"Dieser Wichser lebt also wirklich noch. Alles muss man allein machen", zischte Victor bedrohlich ruhig. "Was hast du vor, Vitya?", wollte Chris von ihm wissen. „Halt die Fresse und komm mit", kommandierte der Russe und verließ in großen Schritten das Kriminallabor.

"Vic, mach keinen Scheiß", rief ihm Pitchit hinterher. Plötzlich drehte sich Viktor um und sah den kleineren wütend an. "Für DICH immer noch Victor! Verstanden. Ihr habt doch alle keine Ahnung wie es ist, zu wissen dass man versagt hat. Wie es ist, jeden Tag aufs Neue mit dieser Leere zu erwachen. Ihr habt keine Ahnung wie es mir geht. Wie sehr sie mir fehlt und wie ... es ist", schrie er und brach erneut in Tränen aus. Er fühlte sich schrecklich. Seit Tagen hatte er nichts mehr gegessen oder geschlafen. Seine Gedanken kreisten nur um sie. Die ersten Tage stand er vor ihrer Wohnung und beobachtete alle die sich dem Haus näherten, doch den Mut aufzubringen und bei ihr zu klingeln schaffte er nicht.

Mit Müh und Not konnte Chris ihn so weit beruhigen. Der Schweizer legte seine Hand auf dessen Schulter. Es machte Viktor fertig, dass er seine Yuuri nicht sehen konnte. Sie waren sich doch gerade so nahe gekommen.

"Yuu, du musst etwas essen, bitte", bat Levi seine Schwester nicht zum ersten Mal und hob ihr die kleine Schüssel mit Suppe hin, doch sie schüttelte abermals den Kopf. Seufzend stellte er die Schüssel mit der Suppe wieder auf den Wohnzimmertisch.

Still lehnte sie sich an die Brust ihres Bruders und genoss die Streicheleinheiten auf ihrem Rücken. "Wie es ihm wohl geht?" nuschelte sie. "Weiß ich nicht, sollen wir ihn mal anrufen?" fragte er und hörte nicht einmal auf ihr den Rücken zu streicheln. Doch eine Antwort blieb aus. Wie immer. Jeden Tag fragte sie dieselbe Frage und wenn er fragte, ob sie ihn anrufen sollten, blieb sie still. "Yuu, wenn du ihn nicht frägst, erhältst du nie eine Antwort", sagte er in einem ruhigen Ton, doch seine Schwester schüttelte nur den Kopf. Sie merkte wie sie durch das sanfte auf und ab streicheln, müde wurde. Kurze Zeit später schlief sie ein. So entspannt konnte sie nur schlafen wenn ihr Bruder da war. Ansonsten beherrschten sie die Albträume.

Sie dachte sie würde traumlos schlummern können doch dann tauchten diese schwarzen Augen auf und dieser ekelerregende, miefende Geruch. Die Schmerzen waren wieder so präsent wie an jenem Tag. Wieder und wieder durchlebte sie diesen Abend.

Er hatte so schön begonnen. Die Shopping Tour mit Vic, dann das Essen in dem immer ausgebuchten Restaurant 'Flocke' und dann ...! Yuuri schreckte aus ihrem Traum auf. "Vic...", kam es flüsternd von ihr. Sie schaute zur Seite. Levi war noch da, aber auch er war eingeschlafen. Vorsichtig legte sie ihm ihre Decke über ihren Bruder. Levi kam immer nach dem Krankenhaus zu ihr und blieb einige Stunden, ehe er dann zu sich und Eren fuhr.

Mit leisen Schritten ging sie Richtung Bad. Sie musste Duschen, unbedingt, sie wollte das Gefühl loswerden. Seit diesem Abend duschte Yuuri 4-5-mal täglich, es wurde zum Zwang.

Gerade kam sie aus dem Bad, als es an der Tür klingelt, aus Angst zuckte sie zusammen. Levi war schnell an ihrer Seite. "Geh ins Schlafzimmer", wies er sie leise an, dem kam sie sofort nach. Schnell verschwand sie und Levi ging zur Tür. Ohne durch den Spion zu schauen, riss er die Türe auf und stockte. "Eren?" "Guten Tag, mein Schatz. Ich wollte fragen, wann du mal wieder Zeit für mich hast?" Er klang eifersüchtig, aber auch zickig. "Komm rein", Eren trat ein. "Warte, Yuuri, es ist nur Eren.", schrie Levi in die Richtung des Schlafzimmers. Levi wusste, dass er seinen Freund im Moment sehr vernachlässigt, aber Eren wusste auf was er sich einließ und Yuuri stand nun mal sehr weit oben. Der Braunhaarige würde Levi oder gar Yuuri nie einen Vorwurf deswegen machen, er wusste wie nah sich die Geschwister standen.

"Wie geht es ihr?", wollte er wissen, ohne auf das Vorherige einzugehen. "Nicht gut. Sie isst kaum etwas und duschen ist wieder ein Hauptbestandteil ihres Lebens", sprach er mit besorgter Miene, dann hörten sie leise Schritte. Eren drehte sich um und sah das erste Mal, seit über vier Wochen Yuuri. "Oh mein Gott, Yuu, du bist aber dünn geworden", sprach Eren entsetzt leise. Ein leises und schüchternes hi kam von ihr, dann setzte sie sich zu ihnen auf das Sofa. Eren betrachtete sie aus grün-blauen Augen. Er war schockiert, wie schnell ein Mensch in sein altes Verhalten zurückfallen konnte. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Yuuri sah genauso aus wie damals, als sie-, weiter konnte er nicht in seinen Gedanken verweilen, weil sein Handy klingelte. "Jäger", nahm er den Anruf nüchtern entgegen. „Mh, ok ... Ja ... Ja, ok ... Ja, sind unterwegs. Danke, Dad, bis gleich", er beendete den Anruf, kurz darauf sah er zu seinem Freund.

„Levi, wir müssen kurz zu meinem Vater, es ist wichtig", sprach er Levi an, ohne Yuuri zu beachten. „Aber..." „Nein, Levi, geh ruhig, Eren musste schon viel zu lange auf dich verzichten. Ich bekomm das schon irgendwie hin", entgegnete sie ihm und versuchte sich an einem Lächeln. Alle standen auf und Levi nahm seine Schwester fest in die Arme. "Aber wenn was ist, ruf mich sofort an, hast du verstanden?", forderte er streng. Yuuri nickte nur und winkte Eren zu, als sie die Wohnung der Schwarzhaarigen verließen. Sofort verschloss Yuuri ihre Tür und drehte zweimal den Schlüssel im Schloß. Dann atmete sie ruhig ein und aus, ehe sie in die Küche ging. Auf dem Herd stand noch der Kochtopf von Levi, sie schaute hinein. Es war noch reichlich Suppe da. Vielleicht sollte ich doch ein bisschen was Essen, dachte sie, griff in den Schrank und holte eine kleine Suppenschüssel heraus. Natürlich entging ihr Erens Blick und die dazugehörige Aussage nicht. Was wohl Victor zu ihrer Momentanen Lage sagen würde?

Sie war gerade fertig geworden, als es an ihrer Türe erneut klingelte. Erschrocken fuhr sie zusammen. Ganz leise stand sie auf, ging zur Tür und schaute durch den Spion. Wild schlug ihr Herz gegen ihren Brustkorb. "Vic... Chris, es tut mir leid", flüsterte sie und drehte sich von der Türe weg, legte dabei eine Hand auf ihr Brust, dann klopfte es noch einmal. "Yuu, gamin, je sais que tu es là. S'il vous plaît ouvrir la porte. S'il vous plaît. (Yuu, kleines, ich weiß, dass du hier bist. Bitte mach die Tür auf. Bitte.)"  sprach Chris auf Französisch, in der Hoffnung, sie würde so die Tür öffnen. Vor einer halben Stunde hatte er eine SMS von Levi bekommen, Yuuri hatte mehrmals nach Victor gefragt und bat sie, sie zu besuchen.

Es dauerte eine geschlagene Viertelstunde, bis sie sich dazu entschied, doch die Tür zu öffnen. Erst einen Spalt und schaute kurz die beiden Männer an, dann wurde die Tür noch einmal geschlossen, bevor sie dann ganz auf ging. Beide Männer lächelten sich erleichtert an und betraten die Wohnung von Yuuri. Diese schloss schnell wieder die Tür und drehte zweimal den Schlüssel, ehe sie sich zu ihnen herum drehte.

Viktor fiel der mitgebrachte Blumenstrauß aus der Hand. Es zerriss ihm das Herz, wie Yuuri aussah. Die blauen Flecken und Blutergüsse sah man nicht mehr, aber sie war dünn. Nein, eher schon abgemagert und eine viel zu trockene Haut sah man an den Stellen, die nicht von Stoff bedeckt waren. Ganz vorsichtig ging er auf sie zu, er hatte Tränen in den Augen. Kein Wunder, hatte er seine Yuuri seit dem Vorfall nicht mehr gesehen. Er kam langsam auf sie zu, berührte sie ganz vorsichtig und sanft an ihrer Wange. Zu seiner Überraschung schlug sie ihm nicht die Hand weg, sondern schmiegte sich ein bisschen an. Chris ging derweil in die Küche, um eine Vase für den Strauß zu suchen. "Abstellkammer", rief Yuuri ihm nach. Ganz vorsichtig nahm Viktor sie in seine Arme und drückte sie leicht an sich. Im Gegenzug krallte Yuuri sich in sein Hemd. "Tut mir leid", kam es ihr leise über die Lippen. "Für was entschuldigst du dich?", wollte er wissen und hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf. "Das ich unseren Abend zerstört habe", kam es kleinlaut von ihr. Viktor konnte nicht glauben, was er da hörte, geschockt über ihre Worte drückte er sie von sich. "Warum zum Teufel entschuldigst DU dich? Es war NICHT deine schuld!" Sprach er eine Spur zu scharf. Yuuri ging sofort etwas auf Abstand und schaute ihn aus traurigen Augen ängstlich an. "T-Tut mir leid ... ich", fiepte sie. Victor bereute sofort seine Tat und wollte erneut nach ihrer Hand greifen doch sie drehte sich einfach weg und ging zurück ins Wohnzimmer. Dort ließ sie sich auf ihren Sessel nieder und kuschelte sich wieder in ihre Kuscheldecke. Viktor folgte ihr. „Entschuldigung, Schatz, ich ... Ich habe gerade überreagiert, aber du bist nicht daran schuld! Eher ich ... weil ... weil ich erneut mein Versprechen gebrochen habe. Mein Versprechen, immer auf dich aufzupassen!!" Irritiert schaute sie ihn jetzt an. "Viktor hat Levi versprochen, immer auf dich aufzupassen, warum glaubst du hält Levi die Füße still?", klärte Chris Yuuri auf. "Du hast was?" Yuuris Stimme war unglaublich schrill. Eine unangenehme Stille breitete sich im Raum aus, diese ertrug sie nicht und bat daher ihren unangekündigten Besuch zu gehen. "Viktor, Chris, würdet ihr mich bitte wieder alleine lassen?", durchbrach die schwarzhaarige Französin die Stille.

"Ja klar...", begann Chris, wurde aber dann von Viktor unterbrochen. „Nein, ich lass dich nicht mehr allein, Yuuri. Ich habe einmal den Fehler begangen und will in kein zweites Mal tun." Er sah ihr fest entschlossen in die Augen. „Viktor, bitte, ich...", Yuuri konnte keinem der Männer in die Augen schauen. Leise sprach sie weiter. „Bitte, wenn er erfährt, dass du hier bist, bringt er mich um!" Viktor verzog sein Gesicht. "Wer will dich umbringen? Der soll es ruhig versuchen!" In seiner Stimme schwang ein leichter Hauch von Belustigung mit als er das sagte.

„Bitte, ich will, dass ihr jetzt geht", bat sie mit Nachdruck in der Stimme und schaute ängstlich aus dem großen Fenster. "Chris, tu mir bitte einen Gefallen und sag Waldi und Ivan, sie sollen hier her kommen", Viktor hatte Yuuri nicht einmal aus den Augen gelassen, so sah er auch die Angst, die sie zittern ließ. Sofort kam der Schweizer dem nach und verschwand kurz aus dem Wohnzimmer.

"Dad, was ist denn los?", Eren und Levi kamen gerade in der Gerichtsmedizin an.

"Guten Tag, mein Sohn, Levi", Grisha begrüßte die Beiden mit einer herzlichen Umarmung. "Hallo Grisha", erwiderte Levi freundlich.

"Wie geht es Yuuri?", wollte der Brillenträger wissen. "Naja war schon einmal besser", antwortete Levi kurz.

"Ok. Doch das war nicht der Grund, warum ich euch hier her gebeten habe. Es geht eher darum." Er deutete auf einen Obduktionstisch. "Was soll damit sein?", fragte Levi neugierig. "Seht es euch an und dann sagt mir, was ihr seht", antwortete Grisha geheimnisvoll. Sie gingen zum Tisch und Eren zog das weiße Tuch etwas vom Kopf herunter, als er den Rumpf des Toten freigelegt hatte zog Levi scharf die Luft ein. "Das ist nicht Jason", zischte er. "Jason hat braune Haare und eine Narbe, die über das rechten Auge verläuft", fuhr er grollend fort.

"Woher weißt du, dass er eine Narbe hat?", fragt Eren neugierig. Levi sah ihn aus grauen Augen an. "Weil er die Narbe von mir hat", die Antwort war genauso kalt, wie der unbekannte Körper vor ihnen.

"Wie kamst du darauf, dass er nicht Jason ist, Dad?", wollte Eren wissen. „Nun, ich habe meine Hausaufgaben gemacht und beim genauen betrachten der Leiche, war mir ein Hautfetzen am Hals aufgefallen. Dann habe ich mal daran gezogen und zum Vorschein kam das", erklärte er und deutete auf das Gesicht des Mannes.

"Weiß Farlan schon darüber Bescheid?", wollte Levi wissen. "Nein. Den konnte ich nicht erreichen und Yuuri habe ich bewusst nicht angerufen, dann blieb mir nur noch Eren anzurufen", gab er tonlos von sich.

„Ok, wir richten ihm das aus, danke Grisha", bedankte sich Levi. „Gern, mein hoffentlich baldiger Schwiegersohn", Grisha grinste breit. "Dad", empörte sich Eren, doch der ältere konnte nur lachen. Dass er stolz war, sah man ihm an, obwohl ihn die Nachricht von seinem Sohn, dass er Schwul war, hart getroffen hatte, umso mehr freute er sich zu sehen, wie glücklich Eren war, denn dessen Augen strahlten jedes Mal hell auf wenn er Levi ansah.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top