# 21




Der Tag war mehr als anstrengend. Nicht nur, dass Farlan sein lang gehütetes Geheimnis offenbarte, nein, zudem waren mal wieder keine brauchbaren Spuren gefunden worden. Die Auswertung vom letzten Tatort lagen heute früh auf ihrem Schreibtisch. Genervt pfefferte sie ihren Gürtel in die nächste Ecke, ihres kleinen Büros. "So eine verfickte scheiß, zum kotzen", flucht sie ungehalten. Angepisst begab sie sich ins Bad. Dort entledigte sie sich ihren Klamotten und warf sie in den Wäschekorb. Sie sollte demnächst waschen, bevor er noch überquoll, dachte sie sich.

Vorsichtig ging sie in die Dusche. Das warme Wasser prasselte auf ihren Körper, genießend schloss sie die Augen. Das Geständnis von Farlan warf sie schon etwas aus der Bahn, war sie doch auch anfangs in ihn verliebt gewesen. Aber es war besser so für sie beide, wäre nicht lange gut gegangen. Aber jetzt können sie beide vorwärts schauen und ihre Freundschaft genießen. Wie diese Isabel wohl ist? Behandelt sie ihn gut? Gibt sie ihm die Liebe, die er sucht? Vielleicht kommt sie nächstes Mal mit und dann würden sie sich kennenlernen und wer weiß vielleicht ist sie auch nett und sie Freunden sich an. Aber darüber kann sie sich Gedanken machen wenn es soweit ist, nun brauchte sie etwas zum runterkommen. Früher war Farlan da, doch nun geht das nicht mehr und so musste jemand anderes her. Schnell duschte sie fertig und begab sich in ihr Ankleidezimmer, wo sie sich flott etwas anzog.

Keine Stunde später saß sie hier im 'Three Walls' eine Bar, die etwas Zwiespältiges besaß. Aber Yuuri interessierte es nicht, sie war nicht mehr im Dienst. Außerdem war es ihre heimliche Stamm Bar, die Musik war in Ordnung und die Leute waren nicht aufdringlich. Bis auf ein paar Ausnahmen. "Was macht denn jemand Hübsches wie du hier", wurde sie von so einem Lackaffen angesprochen. Angewidert verzog sie ihr Gesicht und drehte demonstrativ dem Typen den Rücken zu. "Schlampe", zischte er, dann ertönte ein dumpfer Schlag.

Schnell drehte sie sich wieder um, nur, um den Typen auf dem Boden zu sehen, wie er sich die Nase hielt. "Niemand nennt sie eine Schlampe, kapiert?" „Viktor", verblüfft den Russen hier zu sehen. "Moya lyubov", (Meine Liebe) sprach er auf Russisch und kam auf sie zu. "Vic, du weißt doch, ich verstehe kein russisch", sagte sie lächelnd, er beugte sich vor und hauchte ihr einen Kuss auf ihre Lippen. "Das werde ich dir schon noch beibringen, meine Liebe", raunte er nah an ihren Lippen, ehe er sie erneut in Beschlag nahm. Sie konnte den Vodka schmecken, den er offenbar vor kurzem getrunken hatte. "Woher wusstest du, dass ich hier bin?", wollte sie von ihm wissen, als sie den Kuss lösten. „Ich habe dich gesehen als du die Bar betreten hast. Ich wusste nicht das du auch hier her kommen würdest.", gestand er ihr, dann richtete er sich auf und zeigte in den VIP-Bereich der Bar. Dort sah sie einige Männer, die sie nicht kannte. "Freunde von mir und mein Bruder mit seinem Verlobten", erklärte er, als ihm ihr fragende Blick auffiel. Ohne ein Wort nahm er ihre Hand und verschränkte ihre Finger ineinander. Gemeinsam mit Yuuri ging er zurück zu ihnen. Im VIP-Bereich war die Musik etwas gedämpft, was das Unterhalten erleichterte.

„Jungs, darf ich euch meine Yuuri vorstellen?", sprach er in die Runde und hatte somit aller Aufmerksamkeit. Yuuri fühlte sich ziemlich unwohl und sie verspürte das Gefühl zu fliehen, doch Viktors Anwesenheit beruhigte sie etwas.

Dann kam einer der Männer auf sie zu. Er hatte blonde Haare, die zu einer Flechtfrisur hochgesteckt wurden. "Und du bist also Vityas Betthäschen, interessant?", kam es von dem Blonden und sie hörte die Verachtung aus der Stimme deutlich heraus. Yuuri, die nicht anders konnte, fing an zu lachen, der Alkohol zeigte schon seine Wirkung. "Betthäschen? Ich? Nett gemeint aber so ist das nicht", lachte sie und hielt sich die Hand vor den Mund.

„Yuri, kannst du dich nicht ein einziges Mal beherrschen", kam es streng von Viktor. Yuuri riss irritierend ihre braunen Augen auf „Was? W-Wieso, ich habe doch nichts gesagt", stotterte sie und hoffte, sich verhört zu haben. "Ich denke, Vitya, du kommst in Teufels Küche, wenn du hier nicht das Missverständnis aus dem Weg räumst", sprach einer der Männer und deutete auf die schwarzhaarige. Ergeben atmete er aus. "Das muss ich wohl, also Schatz, das hier ist mein Bruder Yuri, Yuri das ist Yuuri", stellte er beide vor. "Ok Jungs nur zum Mitschreiben, mich schreibt man mit zwei >uu< und ich bin Französin", stellte die Schwarzhaarige klar und setzte ein falsches Lächeln auf. Victor dem das falsche lächeln auffiel drückte sie an seine Brust und zwang ihr seine Lippen auf. "Lass das", zischte er und sah sie eindringlich an. Der russische Yuri wollte ihr gerade ein Spruch drücken, wurde aber von seinem Verlobten daran gehindert.

Mit der Zeit fühlte sich Yuuri immer unwohler, nicht nur einmal wollte sie sich heimlich aus der Männergruppe schleichen. Es war logisch, war ihr Ex doch auch ein Russe und ein Tyrann zugleich. Viktor, der ihr Unwohlsein spürte, zog sie an seine Brust und legte schützend einen Arm um ihre Taille. Er stellte alle nach und nach vor, hoffte das sie sich somit entspannte. „Das, mein Schatz, sind Waldi, Ivan, Otabek, er ist der Verlobte meines Bruders Yuri und den müsstest du kennen", begann er seine Freunde vorzustellen und zeigte auf jemanden, der gerade zur Tür hereinkam "Chris?", sagte sie verblüfft. Wild nickte er, kurz ließ er Yuuri los, um seinen Kollegen und besten Freund zu begrüßen. „Hey, Kleine, was führt dich hier her?", sprach der Schweizer überrascht und nahm sie in den Arm. "En fait, je cherchais quelqu'un qui me baise de cerveau (Eigentlich suchte ich jemanden, der mir das Hirn raus fickt.)", antwortete sie im auf Französisch. Dieser richtete sich wieder auf, grinste breit und zeigte mit dem Daumen zu Viktor. "Il devrait être bon (Der soll gut sein)", sprach er geheimnisvoll, bevor er die anderen per Handschlag begrüßte. Viktor war kurz überrascht, aber dann fiel es ihm ja wieder ein, sein bester Freund, der gebürtiger Schweizer ist, sprach vier Sprachen perfekt. Russisch, Englisch, Französisch und Deutsch.

Der Abend war dann doch noch zu Yuuris Zufriedenheit. Ab und an unterhielt sie sich mit Chris. Sie fiel immer wieder ins Französische, machte sich so immer beliebter bei Viktor, er beobachtete sie ganz genau. "Eine Französin? Vitya, die sollen gut im Bett sein", wurde er von Ivan aus den Gedanken an Yuuri gerissen. "Das kann ich leider noch nicht beurteilen", antwortete Viktor und ließ die Schwarzhaarige nicht einmal aus den Augen.

Gegen 04:00 Uhr verabschiedeten sich die Ersten und auch Yuuri wollte langsam gehen. "Vic, der Abend war schön, danke", bedankte sie sich und legte ihre Arme um seinen Nacken. "Du willst schon gehen?", fragte er überrascht und zog sie näher an sich. „Ja, ich hatte einen langen Tag und werde langsam müde, entschuldige", sagte sie, doch Viktor winkte ab. "Aber nicht doch, ich bringe dich heim, ok?", kam er ihr entgegen. Er wollte so viel Zeit mit ihr verbringen wie nur möglich. Schnell verabschiedeten sie sich von den noch Anwesenden und Chris grinste sie so breit wie noch nie an. "Viel Spaß und genieße es", rief er ihr zu, was die Französin nur belächelte.

Als Viktor vor dem Gebäude, in dem Yuuris Wohnung lag, anhielt, stieg er aus und lief um den Wagen, um ihr die Tür zu öffnen. "Vic, das musst du nicht immer machen, ich kann auch alleine eine Tür öffnen", sagte sie grinsend und stieg mit seiner Hilfe aus, schnell zog sie an sich heran, als sie aus dem Auto war. "Ich weiß, aber ich wurde so erzogen", begründete er sein Handeln. Sie sahen sich in die Augen und Eisblau traf auf Braun. Langsam kamen sie sich näher, als sie den stoßartigen Atem des anderen spürten, berührten sich ihre Lippen ganz vorsichtig. Der Kuss begann schüchtern und unschuldig, aber je mehr sie sich dem berauschenden Gefühl hingaben, wurde der Kuss leidenschaftlicher. Bis sie sich atemlos voneinander lösten. "Ich sollte langsam mal in mein Bett, gute Nacht Vitya", hauchte sie und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange.

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