Fröhliches Halloween

Trautes Heim, Glück allein🎃

Dieses Schild weist genau zwei Fehler auf.

Erstens: Der Kürbis.

Meine Mutter hat ein seltsames Faible für Halloween Kürbise. Sie findet sie wahnsinnig süß und ist der festen Überzeugung, dass sie etwas magisches an sich haben.
Ich weiß nicht so recht, ob es daran liegt, das sie insgeheim doch ein abgefahrener Fan des Filmes "Cinderella" ist oder in meinen Adern doch einfach nur Hexen Blut fließt.
Wisst ihr was das traurige ist? Die zweite Möglichkeit ist viel wahrscheinlicher als die erste, da meine Mom Cinderella abgrundtief hasst. Und nicht nur so ne kleine Abneigung, sondern ein heftiger rot glühender Hass.

Dabei hat sie nicht mal Stiefschwestern!

Nur zwei jüngere Brüder. Und die sind alles andere als nervig, gemein, hässlich und ignorant. Ganz im Gegenteil. Sie sind die einzigen Männer mit Calvo und meinem Dad, die ich absolut toleriere und aufrichtig liebe. Ihre Besuche beschränken sich zwar auf genau vier im Jahr, aber das ist immer noch besser als sie nur durch den Bildschirm meines Handys zu sehen, um mit ihnen zu reden, wenn sie denn mal Zeit frei haben.

Wie ihr seht kann man ihren Hass gegen die wundervolle Cinderelli nicht mit ihrer Familiären Stellung begründen, noch, dass sie keine Liebe von ihrer Familie erhalten hat. Denn ihre Brüder himmeln sie an wie keine zweite.

Jedenfalls ist der Kürbis nur an unserem Willkommensschild angebracht worden, weil es meine Mom beflügelt hat und nicht weil bei uns das ganze Jahr über Halloween celebriert wird. Streng genommen ja eigentlich schon...meine Schwestern sind schlimmer als Freddie Krüger, Babadook und Samara gemeinsam.

Aber nun zu Fehler Nummer zwei.

Zweitens: Der ganze Satz.

Nichts an ihm stimmt. Wenn überhaupt, dann kann man ihn als pure Provokation sehen.
Mein Zuhause ist weder mit Glück ausgestattet noch ist man alleine. Nie. Immer ist jemand da, und zerstört somit die Hoffnung auf ein wenig Ruhe und Entspannung. Dieser Satz sorgt schon vor dem eintreten für schlechte Laune.

Wisst ihr was?

Der Kürbis passt doch perfekt auf dieses Schild, denn er warnt mögliche Besucher vor dem Irrenhaus, hinter der geschlossenen, makellosen Tür.

Ich stecke den Schlüssel in das Schloss und sperre die Tür auf.
Noch bevor ich die Tür ganz geöffnet habe und auch nur annähernd einen Schritt eintreten kann, trifft mich mit voller Wucht etwas hartes gegen den Kopf.
Stolpernd taumele ich einige Schritte rückwärts und bevor ich der Länge nach auf den Boden aufschlagen kann, stoße ich gegen den Türrahmen, der mich jedoch vor dem sicheren Sturz bewahrt.

„Gillian! Musstest du ausgerechnet jetzt durch die Tür watscheln? Na toll, jetzt kann ich von vorne anfangen. Blöde Kuh", grummelt Georgette, ehe sie mich gegen die Wand schubst, den Tennisball aufhebt und an mir vorbei nach draußen rennt. Mehr als angepisst starre ich ihr hinterher und überlege für einen Atemzug ob ich ihr wüste Beschimpfungen nach schreien soll, doch die Entscheidung wird mir abgenommen, als er plötzlich auftaucht.


Er der süße Nachbarsjunge. Alessio Morales.


Alessio Morales ist all das wonach sich ein Mädchenherz sehnt.
Es ist nicht nur sein Aussehen, nein. Es ist jedes noch so kleine Detail an ihm, das ihn zu dem macht, was ich mehr als alles andere möchte. Angefangen bei den dunklen, fast schwarzen Haaren, die gebräunte Haut und die wunderschönen silbrigen Augen, die das einzige auf dieser Welt sind, die mich ernsthaft zum Schweigen bringen können, bis hin zu seinem Charackter. Sein Charackter der in mir das Verlangen weckt, Nachts unter seinem Balkon mit einer Laute zu stehen und selbstgeschriebene Liebeslieder zu singen. Und das so lange, bis bei ihm das Licht angeht und ich mich somit anschließend ins Gebüsch stürzen muss, damit er mich nicht entdeckt.

Gerade läuft er über den Rasen, um seinen Arm ist ein Gartenschlauch geschlungen, während sein Blick auf den Wasserhahn gerichtet ist, den wir uns mit seiner Familie teilen. Sie sind vor ungefähr zwei Jahren nebenan eingezogen und seitdem beobachte ich Alessio wann auch immer sich die Möglichkeit bietet, wie er in seinem Garten werkelt. Falls ihr euch gerade fragt, ob er ab und zu sein T-Shirt verliert, dann ist die Antwort ein dickes fettes JA!

JA er verliert sein T-Shirt! Genau wie in diesen Klischeehaften Filmen, die wir insgeheim alle lieben.


Bevor er sein Ziel erreicht, schießt sein Blick plötzlich hoch und trifft mich völlig unvorbereitet. Seine silbrigen Augen mustern mich unverhohlen von oben nach unten, bevor sie wieder auf meinem Gesicht landen. Er hebt zum Gruß die Hand, genauso hebt sich auch einer seiner anbetungswürdigen Mundwinkel, die somit das süßeste schiefe Lächeln zaubern, das man sich nur vorstellen kann.
Erstarrt stehe ich in der Tür und blinzele einige Male, unfähig auch nur eine Regung zustande zu bringen.

Cool bleiben. Cool bleiben! Er ist ein Junge, wie die anderen Idioten auf der High School auch. Er hat mich abgecheckt, wie die anderen und er lächelt mich gerade auf die Art an, wie ich schon immer mal von ihm angelächelt werden wollte.

Aus dem Grund hebe ich das Kinn und nicke.

Anschließend drehe ich ihm den Rücken zu und schließe die Tür.

Als die Tür geschlossen ist, kreische ich lautlos in den Mantel meines Dads, der sich zu jeder Jahreszeit an dem Haken der Garderobe befindet.

Alessio Morales hat mich gesehen, mir (halb) zugewunken und mich angegrinst! Mich! Gillian Hardy! Und was war meine Reaktion?!

ICH HABE IHM ZUGENICKT! So als würden wir uns nur eine Knastzelle teilen und nicht einen Wasserhahn.

Als wäre er einfach nur irgendein Typ!
Er denkt jetzt bestimmt ich stamme von der anderen Seite des Flusses ab, wenn ihr versteht was ich meine.
Ich will schreien, weinen und am liebsten jemanden umbringen.


„Weißt du, die Küche ist nur ein paar Meter entfernt und das ist Dads lieblings Mantel", höre ich Gabriella sagen, bevor ein schlürfendes Geräusch ertönt.
Wütend starre ich zu ihr herüber, sehe wie sie an dem Eingang zur Küche gelehnt ist, ein großes Glas mit Limonade in der Hand. Sie saugt wieder an dem Strohhalm und schlürft dabei absichtlich laut, weil sie weiß, dass wir es alle nicht leiden können.
Ganz besonders ich nicht.

Als Kind hat sie das auch immer gemacht, was damit endete, dass sie ein Konzert mit Alltagsgegenständen in meinem Zimmer veranstaltete um mich zu wecken.
Leider entdeckte sie so auch ihre Liebe zur Musik.

Anstatt ihr zu antworten lasse ich Dads Mantel los und gehe an ihr vorbei zur Treppe, damit sie gar nicht erst die Chance erhält einen Spruch abzulassen.

„Mom hat angerufen! Sie hat gesagt, dass du heute für das Essen zuständig bist", ruft sie mir nach. Ich verharre auf der Treppe und gebe mir wirklich Mühe nicht genervt aufzustöhnen. Da Mom weiß das die anderen niemals auch nur einen Finger rühren, bleibt das Kochen so gut wie immer an mir hängen. Aber wenn ich ehrlich sein soll, dann ist das auch gut so. Wer weiß ob die Hexen nicht heimlich in mein Essen spucken würden? Sicher kann man sich da nie sein.

Unbeirrt setze ich meinen Weg fort, bis ich endlich vor meinem Zimmer stehe und ich bereits praktisch riechen kann, das etwas nicht stimmt.

Seufzend stoße ich die Tür auf und sehe den riesigen Fehler in Form meiner Schwester Giselle. Ihr Kopf befindet sich fast vollständig in meinem Kleiderschrank, so dass es beinahe so aussieht, als wenn ihr Kopf abgetrennt wurde. Kopfloses Huhn.
Sichtlich unbekümmert zerwühlt sie die Kleidungsstücke, die ordentlich auf der Kleiderstange hängen, während sie, um das ganze zu unterstreichen, vor sich her summt.


„Was machst du da?", frage ich sie.
Betont lässig dreht sie sich nach mir um und lässt ihre Augen einmal an meinem Körper herunterfahren. Ihre hellbraunen Augen beginnen im nächsten Moment zu funkeln, als sie auf meinen Rock starrt.

„Gib mir deinen Rock", fordert sie mich auf und schmeißt die Kleidungsstücke die sie bis eben noch inspiziert hat, achtlos auf den Boden. Darunter war meine weiße Bluse die am Saum mit Rüschen besetzt ist. Das schlimme daran ist, dass die Bluse zu fünfundneunzig Prozent aus Viskose besteht. Sie zerknittert noch in der Sekunde, in der sie auf den Boden aufkommt.
Wut kocht in mir hoch.

„Verschwinde Giselle! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht an meine Sachen gehen sollst?!", blaffe ich sie an und gehe drohend auf sie zu.
Unbeeindruckt mustert sie mich mit einem gehässigen Ausdruck in den Augen und einem verkniffenen Zug um den Lippen. Wenn die mal alt ist, wird Botox ihr bester Freund sein. Dieses ganze verkniffene an ihrem Erscheinungsbild sorgt jetzt schon dafür, dass man sich nur zu gut vorstellen kann, wie sie aussieht wenn sie alt und runzelig sein wird. Aber natürlich hat sie diesen Ausdruck nur für mich übrig.

„Halt den Mund und zieh endlich den Rock aus! Ich habe gleich ein Date mit Jason", sagt sie und verschränkt ihre dünnen Ärmchen vor der Brust, ihr Blick wandert wieder zu meinem Rock.

„Er passt dir eh nicht. Du siehst unglaublich fett darin aus und von deinem Hintern will ich gar nicht erst anfangen."

So ist das also.

„Halt deine dumme Klappe und verschwinde hier! Von mir bekommst du gar nichts", keife ich sie an und reiße um meinen Worten eine Bestimmtheit zu verpassen, die Zimmertür auf, damit sie endlich verschwindet.
Spöttisch erhebt sich eine ihrer dünngezupften Augenbrauen, so als ob auch sie mich nicht ernst nehmen würde.

Als plötzlich einer ihrer Mundwinkel zuckt, weiß ich, dass diese Sache noch lange nicht beendet ist. Für sie jedenfalls.
Mit erhobenem Kinn läuft sie gemächlich an mir vorbei und bleibt dabei für einen Moment vor mir stehen, damit sie mich noch ein letztes Mal abfällig betrachten kann.

„Das hätte ich an deiner Stelle lieber nicht getan, Gillian."

Aus ihrem Mund hört sich mein Name wie eine Drohung an, aber ich schüttle den Gedanken ab und schließe die Tür krachend hinter ihr, bevor ich meinen Stuhl unter die Klinke quetsche, damit niemand reinkommen kann.
Ich weiß, die Vorstellung das ich einen Stuhl unter Klinke quetsche ist super seltsam, aber mein Dad erlaubt keine Schlüssel.

Nicht nachdem eine meiner Schwestern nachts einmal rausgeschlichen ist, ihr Zimmer dabei abgeschlossen und natürlich vorher nicht ihre dämlichen Kerzen ausgepustet hat.

Martinshorn und Sirenen waren nicht das einzige was wir uns allesamt anhören mussten. Bei weitem nicht.

Erschöpft und innerlich kochend lasse ich mich auf mein Bett fallen.

Willkommen bei den Hardys.




Und willkommen zurück zu dieser Story ♡
Na los, raus damit! Was denkt ihr? Jetzt haben wir alle gemeinsam einige ihrer Schwestern kennengelernt. Ja, auch für mich waren ihre lieben Schwestern neu, da sie jetzt erst entstanden sind😅😂

Sie sind mega symphatisch oder?

See ya
xo Dina

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