Kapitel 73
Katsuki:
Y/n's Antwort auf meine letzten Worte, bevor sie in ihr Haus ging, setzte sich schon die ganze Woche in meinem Kopf fest.
"Vielleicht irgendwann in 60 Jahren. Aber bei einer Sache bin ich mir sicher. Ich werde nie deine Reaktion auf meine "Anmache" vergessen.
Deine Lache. Sie klang wunderschön"
Als sie mich darauf mit großen Augen anblickte, musste ich mich mit aller Mühe zurückhalten, um sie nicht zu küssen. Wenn sie keinen Freund gehabt hätte, dann hätte ich für diese eine Sekunde geglaubt, dass sie das gleiche wie ich empfinden würde.
Nach ein paar Sekunden des stillen Blickkontaks, schaute sie auf den Boden und lächelte.
"Danke.", wisperte sie und in ihrem Augen spiegelte sich ein dunkler Schatten.
"Für was?", fragte ich und legte verwirrt meinen Kopf zu Seite.
"Danke, dass du an diesem Abend in mein Fenster gestiegen bist."
Ich atmete tief die Luft ein, als Kiri plötzlich in einem Anzug die Tür öffnete und mich erwartungsvoll ansah. "Und? Wie sehe ich aus??"
Gleich darauf fiel Denki in ein großes Gelächter und ich massierte mir genervt die Stirn. Wenn ich noch einmal Denkis Lache höre, dann raste ich wirklich aus. Wegen dem Typen habe ich ständig Kopfschmerzen.
Während er sich halb tot lachte und man ihn kaum beruhigen konnte, warf mir Kiri einen nervösen Blick zu.
"Wieso lacht er? Habe ich auf meinem Anzug einen Fleck??"
Er schaute auf sich herab und streichte über seine Kleidung, um irgendwelche imaginären Fusseln wegzumachen.
Ich schüttelte meinen Kopf, bevor ich vorsichtig fragte: "Nein, nein. Aber glaubst du nicht auch, dass ein Anzug für ein Date etwas übertrieben ist?"
"Was meinst du?"
Kiri wirkte jetzt noch verzweifelter, als vorhin und wenn er nicht mein bester Freund wäre, hätte ich ihn schon längst ausgelacht.
"Das ist meiner Meinung nach nicht das Problem, aber schau dir mal seine Frisur an! HAHAHAHA!" Denki fiel fast vom Stuhl und sein Gesicht verfärbte sich sogar etwas rötlich.
"W-was? Was ist damit?", stammelte Kiri und suchte einen Spiegel.
Seine Haare waren komplett glatt gestrichen und im Ganzen sah er eher so aus, als würde er zu einem Ball statt zu einem einfachen Restaurant gehen.
"Okay, Denki jetzt halt deine Fresse.", knurrte ich und stand auf, um zu Kiri zu gehen. Ich legte eine Hand auf seine Schulter und er zuckte bei der plötzlichen Berührung leicht zusammen.
"Du gehst zu diesem Date so hin wie du willst. Es ist deine Entscheidung, wie du dich anziehst und ich bin mir sicher, dass Mina dich so oder so sehr mag. Hör weder auf Denki, noch auf mich, denn heute geht es nur um euch zwei."
Kiri schluckte und ich lächelte ihn aufmunternd an. "Und jetzt los, du darfst dich nicht verspäten."
Ich wandte mich von ihm ab und nahm einen Mantel und eine Mütze, die mir Kiri gegeben hatte, um bei dem Date getarnt zu bleiben. Schon bei dem Gedanken meinen besten Freund in seiner komischen Weise flirten zu hören, brachte mich zum kotzen.
Das wird das erste und letzte mal sein.
"Katsuki?"
"Ja?", ich drehte mich wieder zu ihm um und in seinen Augen spiegelte sich jetzt mehr Zuversicht ab.
"Danke, dass du das für mich machst. Ich weiß, dass das nicht leicht für dich ist und ich schätze es wirklich."
"Mhm, alles gut."
Kiri war einer von wirklich wenigen Personen für die ich alles tuen würde.
Sogar das.
"Darf ich dich umarmen?"
Denki fing wieder an zu kichern und ich schnaubte. "Nur heute."
Sein Augen strahlten, bevor er mich gleich darauf in seine Arme zog und ich von seiner Wärme umgeben wurde.
Ich wollte mich nach ein paar Sekunden von seiner Umarmung befreien, doch er ließ nicht los.
"Okay, alles gut wir müssen jetzt los.", meinte ich und täschelte etwas zaghaft über seinen Rücken.
Nachdem er mich langsam losließ, sagte Denki auf einmal: "Ihr seit so schwul."
"DENKI!", schrie ich und er fing wieder an zu lachen.
Irgendwann wird dieser Mistkerl jedes einzelne seiner dummen Worte bereuen. Ich..
"Okay, los." Kiri nahm meine Hand und zog mich aus dem Raum.
Denki rief uns noch irgendetwas hinterher, aber wir waren schon innerhalb weniger Sekunden aus dem Haus.
"Also, du nimmst den anderen Bus und dann kommst du so zehn Minuten später, als ich an. Ist das okay?"
Ich nickte und er warf einen Blick auf sein Telefon. Seine Pupillen weiteten sich, als er auf den Chat von Mina klickte und danach schaltete er sein Handy sofort wieder aus.
"Scheiße."
"Was ist los?", fragte ich und starrte ihn mit hochgezogenen Brauen an.
Kiri fing an hin und her zu laufen und wirkte komplett überfordert. "Scheiße! Scheiße! Scheiße!"
"Was ist los?!", hackte ich jetzt in einem lauteren Ton nach und packte ihn am Arm, damit er mir in die Augen sah.
"Ich habe vergessen den beschissenen Blumenstrauß zu kaufen!"
Er klatschte sich mit seiner Hand auf die Stirn und kneifte seine Augen zusammen. "SCHEIßE!"
Ich verschränkte meine Arme, während ich ihn dabei beobachtete, wie er komplett durchdrehte.
"Sie wird mich hassen.. Scheiße, einmal habe ich ein Date und vermassel es gleich!"
Kiri lehnte sich gegen eine Wand und legte seinen Kopf in den Nacken.
"Scheiße.", wisperte er und ich musste mir ein Stöhnen unterdrücken.
"Weißt du eigendlich wie oft du innerhalb von 30 Sekunden das Wort "scheiße" gesagt hast?", fragte ich im nächsten Moment gelassen und stellte mich neben ihn.
"Oft, schätze ich.", antwortete er hoffnungslos und ich hätte schwören können, dass er kurz davor war loszuheulen. Nur heute. Sonst nie wieder.
"In wieviel Minuten kommt der Bus?", hackte ich nach und zog meinen Mantel und meine Tasche aus.
"In sieben Minuten. Aber Katsuki was..-", fing er an, doch ich unterbrach ihn.
"Warte hier.", befahl ich, rannte so schnell es ging zu Denki nachhause und klingelte gleich mehrmals.
Mach die verdammte Tür auf!
"JAHA!", hörte ich es hinter der Haustür nachhallen, doch ich klopfte weiterhin. Als er sie mit voller Wucht öffnete, stolperte ich regelrecht ins Zimmer rein.
"Was zum.." Denki starrte mich entgeistert an, aber ich ließ ihn nicht ausreden.
"Hol mir eine Schleife, eine Schnur und die schönste Glasflasche, die du hast."
Ohne auf seine Antwort zu warten, rannte ich bereits auf die andere Seite des Zimmers und lief über die Terasse in den Garten rein.
Ich schaute mich hastig um und atmete erleichtert aus, als ich ein Blumenbeet in der hinterste Ecke im Dickicht vorfand.
Denkis Mom wird mich bestimmt umbringen, aber scheiß drauf.
Ich beugte mich über die Blumen und pflückte ein paar Rosen und andere Gewächse, die in irgendeiner Weise schön aussahen.
Nachdem ich einen einigermaßen guten Blumenstrauß gemacht habe, band ich diesen noch mit einem dicken Grashalm zusammen und hastete wieder zu Denki ins Wohnzimmer.
"Katsuki!", rufte er, aber ich achtete nicht auf ihn, sondern steckte den Blumenstrauß in die Öffnung der Glasflasche und suchte mir eine passende Schnur aus.
"KATSUKI!", wiederholte Denki jetzt noch lauter.
"Was?!", fuhr ich ihn an und band die Schnur um den Kopf der Flasche.
"Du hast mit deinen beschissenen Schuhen den Boden dreckig gemacht und.. warte mal sind das die Rosen, die meine Mutter angepflanzt hat?", fragte er und sein Ton wurde aufeinmal ein Akkord höher.
Ich antwortete nicht, sondern brachte noch die lilane Schleife an, die perfekt zu dem leicht grünlichen Glas passte. "Gut."
"Du verarscht mich."
Denki wollte noch etwas hinzufügen, doch ich rannte bereits aus dem Zimmer und rufte ihm nur noch ein "Danke" zu.
Danach sprintete ich im höchsten Tempo zur Bushaltestelle und mein Herz raste umso schneller, als ich den Bus entdeckte. Kiri winkte mir zu und sorgte zum Glück dafür, dass der Fahrer noch etwas Gnade zeigte und nicht gleich losfuhr.
"Katsuki! Was ist.." Als ich ihn erreichte, musterte er die Flasche für einen langen Moment und blickte mir danach in die Augen.
"Hoffentlich ist es okay so.", keuchte ich und fuhr mir mit der Hand durch die feuchten Haare.
Ich drückte ihm das Geschenk in die Hand und er blinzelte mehrmals.
"Es ist mehr als okay, da bin ich mir sicher." Auf seinen Lippen spiegelte sich ein Lächeln ab und danach zog er mich in seine Arme. Erneut.
"Ich liebe dich einfach, Bruder."
"Ja und jetzt steig ein, Bruder.", hörten wir aufeinmal den Busfahrer sagen und schreckten zusammen.
Ich musste mir ein Lachen unterdrücken, als Kiri ihn irritiert anstarrte, aber nichts darauf erwiederte und einstieg.
"Also, wir sehen uns in 20 Minuten. Du weißt wo.."
Ich winkte ab und hob meine Sachen vom Boden auf.
"Jaja und jetzt tschüß."
Als die Tür geschlossen wurde und der Bus losfuhr, atmete ich tief ein und aus. Ich war mir sicher, dass ich noch nie so schnell gerannt war.
Während ich meine Kopfhörer anzog, meine Musik anmachte und geduldig wartete, scrollte ich durch meine WhatsApp Chats. In den letzten Wochen habe ich mich immer wieder dabei ertappt, wie ich ihr Profilbild für ein paar Minuten anstarrte und hoffte, dass sie mich anschreibt.
"Wow, was ist nur aus dir geworden.", hörte ich es immer wieder in meinem Kopf nachhallen und ich versuchte die Worte zu verdrängen. Doch dann erinnerte ich mich wieder an das, was letztes mal passiert war, als ich mich verliebt habe und gab den Gedanken nach.
Am Ende war ich mir dann nie sicher, auf welche Stimme ich mich verlassen sollte. Zum Einen wollte ich dem Verlangen nach ihr nachgeben und zum Anderen wollte ich nicht wieder verletzt werden.
Ach egal, hör auf zu denken, es würde sowieso nichts bringen.
Als der Bus nach einigen Minuten vor mir stoppte, stieg ich ein und setzte mich beim nächstgelegenen Sitz hin.
Ich zog wieder die dicke Kleidung an und fluchte innerlich, als ich kurz davor war einen Hitzeschock zu bekommen.
Ich würde mich nicht wundern, wenn man mich mit einem Russen, der gerade aus der Winterzeit kam, verwechseln würde.
Als ich nach 15 Minuten wieder ausstieg und mich im Zentrum von Tokio befand, musste ich mich erst einmal orientieren. Obwohl ich hier schon mein ganzes Leben wohnte, kannte ich jedoch nicht jeden Teil der Stadt, da es wirklich riesig hier war.
Überall leuchteten bunte Lichter, Autos hupten in jeder Ecke und diese Menschenmassen konnten jemanden regelrecht umbringen.
Zum Glück habe ich das Restaurant recht schnell gefunden und als ich es betrat, wurde es noch heißer als zuvor.
Ein starker Geruch schoss mir in die Nase und mein Magen knurrte im nächsten Moment.
Ich schaute mich zwischen den Tischen um und erblickte im nächsten Moment Kiri und Mina in einer ruhigeren Ecke sitzen.
Während ich mich den Beiden langsam näherte und mir einen Tisch hinter ihnen suchte, musste ich grinsen, als ich die Turteltäubchen lauthals lachen hörte.
Sie haben einander wirklich verdiehnt. Besonders Kiri sollte so glücklich, wie noch nie zuvor in seinem Leben sein.
Bevor ich aber auch genauer hinhören könnte, nahm ich plötzlich eine ganz andere Stimme wahr und alles änderte sich.
"Oh, hey Leute! Wie cool, dass wir uns hier getroffen haben."
Y/n.
Sofort drehte ich mich um und warf einen Blick auf den Tisch, wo Kiri und Mina saßen zu.
Mein Herz blieb stehen, als ich Y/n Hand in Hand mit Shoto vor den Beiden stehen sah.
Und das war der Moment, wo ich innerlich von solch einer Wut und Trauer überwunden wurde, dass ich doch auf die Stimme in meinem Kopf hätte hören sollen.
"Wow, was ist nur aus dir geworden."
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