Kapitel 42


Katsuki:

Freitag.
Und sie mied mich immernoch.

Von Tag zu Tag wurde es schlimmer.
Sie wechselte die Straßenseite, ging immer auf Abstand und ich sah sie nur in den Unterrichtsstunden.

Jetzt war ich mir sicher, dass sie meine Nachricht gesehen hatte und Denki irgendeine Scheiße am Dienstag gelabert hatte.

Es sollte mir egal sein. Dieser ganze Sache zwischen uns war Kindergarten. Aber wieso dachte ich dann ständig an sie? Dieses Lächeln.. ich wollte sie umbedingt wieder lächeln sehen. Aber so wirklich.

"Ey Katsuki, da ist dein Lover."

Denki stieß mir gegen die Schulter und sofort wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

Ich schüttelte meinen Kopf.
"Was?"

Er zeigte mit seinem Zeigefinger nach vorne und als ich seinem Blick folgte, erkannte ich Y/n auf dem Gehweg laufen. Mit Shoto.

Ich bringe ihn um. Scheiße, ich bringe ihn sowas von um.

Reflexartig ballte ich meine Hand zur Faust und war kurz davor loszustürmen, um dem Dreckskerl die Fresse zu polieren.

"Uhm, ich glaube der hat dir deine Freundin geklaut. Habt ihr Schluss gemacht?", fragte Denki in einem provozierenden Ton und fing an zu grinsen.

Ich hasste ihn. So sehr, dass ich manchmal davon träumte, ihm den Hals umzudrehen.

"Also, wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich jetzt losrennen und sie mir zurückergattern."
Halts maul du Wichser.

"Denki, sie ist doch kein Gegenstand, welches geklaut wurde.", erwiederte Kiri darauf und versuchte irgendwie die Situation zu lockern.

Die beiden sahen mir genau an, dass ich verdammt wütend war.
Hör auf damit. Empfinde nichts für sie. Lass es. Sie hasst dich anscheinend.

"Doch. Katsuki, willst du wirklich, dass Shoto dir dein Mädchen klaut?"
Mein Mädchen?

"Das ist nicht dein Ernst." Kiri starrte Denki ungläubig an, aber er ließ nicht locker.

"Tu es. Lauf los und hol sie dir zurück." Ich wusste es war kompletter Bullshit, was er laberte, aber mein Impuls war gerade auf 180.

Ich versuchte mich irgendwie zu beruhigen und atmete kurz tief ein und aus. Nein, es ist halb drei. Warscheinlich hatten sie gerade Training und er teilt mit ihr den gleichen Heimweg oder so. Nein, das ist unlogisch, er lebt komplett woanders.

"Katsuki, hör nicht auf Denki. Du weißt, dass er immer Scheiße..-"

Kiri konnte nicht einmal seinen Satz beenden, weil ich abrupt aufstand und auf die Beiden zuging.

"Shit.", konnte ich nur noch im Hintergrund hören, aber ich blendete danach alles um mich herum aus.

Ich wusste, ich würde alles bereuen, aber ich konnte mich nicht kontrollieren. Ich musste diesem Arschloch auf's Maul hauen.

Die beiden gingen nebeneinander her und sie redeten über irgendetwas.
Es war mir egal.
Als ich die beiden einholte, stellte ich mich abrupt vor den beiden, sodass ich ihnen den Weg versperrte.

Sie blieben sofort stehen und Y/n's Pupillen weiteten sich kurz.
Ihre Haltung veränderte sich schlagartig und sie wirkte verkrampfter.

"Was willst du?", fragte sie in einem bissigen Ton und wagte mir nicht in die Augen zu blicken.
Was ich will? Ich will, dass du normal zu mir bist, verdammt nochmal! Du ignorierst mich komplett und jetzt habe ich dich zum ersten mal nach der Schule gesehen! Was ist dein Problem?!

Ich ballte meine Hand zur Faust und versuchte irgendwo meine ganze Wut zu neutralisieren.
Ich wusste nicht, womit ich anfangen sollte. Natürlich hatte ich was zu sagen, aber das konnte ich unmöglich vor Shoto aussprechen. 

"Hast du die Nachricht gelesen?"
Sie würde wissen was ich meinte.

"Ja."

"Hat Denki am Dienstag was gesagt?"

"Ja." Ich bringe Denki um. Deswegen hasst sie mich noch mehr, als sie es schon tut.
Ich schluckte, ließ mir aber nichts anmerken.

"Okay, ich schreibe dir heute."
Keine Frage.

Sie wollte etwas erwiedern, doch ich drehte mich um und ging weg.
Es ist mir scheißegal, dass sie ein Problem mit mir hat.
Ich werde nicht zulassen, dass sie mich andauernd ignoriert.
Sie wollte mich aus ihrem Leben haben, aber es geht nicht.
Ich lasse das verdammt nochmal nicht zu.

Y/n:

Das ist nicht sein Ernst.

Ich wollte ihn anschreien, ihn schlagen, was auch immer.
Was verstand er daran nicht, dass ich ihn ignorierte und kein Kontakt wollte?

Ich war kurz davor ihm nachzurennen und das ein für alle mal zu klären, ließ es dann aber sein.
Katsuki würde jetzt nicht im Mittelpunkt stehen.

"Mhm, darf ich fragen, was da zwischen euch los ist?", erkundigte sich Shoto aufeinmal und ich knackte nervös meine Finger.

Diese beschissene Frage hat auch Kyoka gestellt und langsam geht es mir echt auf die Nerven.

"Nichts, er ist ein Arsch."

Er schmunzelte.
"Ein Arsch, der dich anscheinend mag."

Darauf stieß ich ein ironisches Lachen aus. "Pah, wer's glaubt. Vertrau mir, er sorgt nur für Verwirrung, Wut und Aggressionen. Das einzige was er möchte ist, dass ich genervt von ihm bin. Da steckt keine Liebe dahinter."

Er wollte darauf etwas erwiedern, doch ich ließ ihn nicht ausreden.
"Shoto, lass uns bitte über etwas anderes reden. Ich will echt nicht unser Treffen mit einem Thema wie Katsuki versauen."

Ich habe ihn zum Dank, weil er mir komplett kostenlos Nachhilfe gab, zu einem Treffen im Café eingeladen.
Er hatte es echt verdiehnt, obwohl er mich jeden Tag mindestens 30 Minuten laufen ließ.

Bis jetzt hatte ich meinen Quirk nicht angewendet, aber körperlich fühlte ich mich aufjedenfall kräftiger.

"Okay. In welches Café gehen wir denn eigendlich?"

"Starbucks.", antwortete ich knapp und hielt meinen Blick nach vorne gerichtet. "Die beruhigende Musik gefällt mir dort am meisten."

"Wieso? Du hast doch gesagt, dass du Rock und 80'er Musik magst." Er wandte seinen Blick zu mir um und näherte sich mir.

"Ja, aber wenn ich in ein Café gehe, dann mit einem heißen Getränk und einem Buch. Das ist so etwas wie Therapie bei mir, weißt du? Da passt keine Musik, die mein Adrenalin steigert."

Er nickte darauf und schaute wieder nach vorne. "Verstehe."

Als wir nach ca. zehn Minuten den Starbucks erreichten, bestellten wir uns beide verschiedene Getränke und setzten uns in eine stillere Ecke, wo nicht so viele Leute waren.

Ich nippte kurz an meinem Kaffe, bevor ich anfing zu reden.
"Also. Zuerst einmal möchte ich mich bedanken, dass du mir kostenlos Nachhilfe gibst."

Aufeinmal fing er an zu lachen und ich verschränkte mit hochgezogenen Brauen meine Arme.
"Was?"

"Nein, nein, alles gut rede weiter."

Seine Lippen bebten und ich schaute ihn irritiert an, wollte aber meine "Rede" fortführen.

"Also, vielen Dank. Deswegen habe ich dich auch eingeladen und.. -"

Wieder fing er an zu lachen und ich nahm sein Getränk weg.
"Bleib Ernst, oder du bekommst deinen Kaffe nicht mehr."

Sofort verzogen sich seine Lippen zu einem geraden Strich und er setzte sich aufrecht hin. "Okay, tut mir leid."

"Nun ja.. Und zu aller erst...-"
Ich sah wie er anfing zu grinsen und ich lehnte mich gegen meinen Stuhl und gab ihm wieder sein Getränk. "Ich gebe es auf."

"Tut mir echt leid, schreibs mir einfach per WhatsApp.", sagte er und machte es sich ebenfalls in seinem Stuhl bequem.

Nach ein paar Sekunden des Schweigens, fragte er mich plötzlich:
"Wann genau bist du hier her gezogen? Und woher?"

"Ich lebte früher in der USA, um genauer zu sein San Francisco."
Erinnerungen stiegen mir in den Kopf, doch ich verdrängte sie schnellstmöglich.
"Hergezogen bin ich in der vorletzten Woche vor den Sommerferien."

"Wieso?"
Ich schluckte schwer.
Wie sollte ich es am besten sagen?
Meine Eltern haben sich getrennt, meine Mutter wollte mich bei sich haben und hat deswegen meinen Vater in den Knast gesteckt und eigendlich wollte ich garnicht hier sein.
Nein, einfach kurz und knapp.

"Meine Eltern haben sich getrennt."

Für einen kurzen Moment blieb es still zwischen uns, bis er aufeinmal "Scheiße" sagte.

Meine Lippen zitterten leicht, aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Ich spielte mit meinen Fingern und starrte auf mein Getränk.
Die Worte laut auszusprechen sind was ganz anderes, als sie im Kopf ständig zu sagen.

"Das.. das tut mir echt leid.", stieß er aufeinmal hervor und ich hob meinen Blick.

"Muss es nicht. Ist ja nicht irgendjemand gestorben, oder so.", erwiederte ich sofort und versuchte mir ein Lächeln aufzubringen.

"Nein, nur..-", fuhr er fort, doch ich ließ ihn nicht ausreden.

"Alles gut, mir geht's prima. Lass über etwas anderes reden.", befahl ich und bohrte meinen Nagel in meine Jeans.

Er nickte nur, aber schaute mich immernoch voller Mitgefühl an.
Ich war kurz davor zu weinen, doch ich unterdrückte meine Tränen.

"Also, hören wir auf mit dem Smalltalk. Bist du in irgendjemanden verliebt?", fragte ich plötzlich ohne über meine Worte nachgedacht zu haben.

Ich schnappte nach Luft, als sich seine Brauen in die Höhe zogen und stieß ein "Fuck" aus, bevor ich mir mir der Hand vor dem Mund klatschte. 
"Sorry."

Shoto lachte und kniff dabei seine Augen zusammen. "Alles gut, nein bin  ich nicht. Bis jetzt."

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Das Treffen mit Shoto war trotz der einen Sache von vorhin super gewesen.

Wir lachten und redeten viel.
Es gab viele Gemeinsamkeiten zwischen uns und wir waren beide der Meinung, dass die 80'er und 90'er Jahre besser waren, als diese.

Die Sonne ging schon langsam unter und Shoto beschloss mich nachhause zu begleiten, obwohl er 30 Minuten weit weg wohnte. Ich wusste das echt zu schätzen.

Als wir vor meinem Haus standen, musterte er die Villa von oben bis unten. "Wow, es ist echt.. schön"

Ich drehte mich ausdruckslos um und betrachtete es ebenfalls.
"Nur wenn etwas von außen schön aussieht, muss es nicht von innen auch so sein."

Schlagartig wandte er seinen Blick zu mir um und starrte mir tief in die Augen. Es fühlte sich an, als würde er versuchen mir ins Innerste zu schauen.

"Y/n, es war heute echt toll mit dir. Danke."
Er lächelte mich an und mein Herz fing an, schneller zu schlagen.
Wieso fühle ich mich plötzlich so nervös?

"Na bitte. Wollen wir das noch einmal wiederholen?", fragte ich etwas schüchtern und er nickte sofort.

"Klar, aber ich möchte, dass du weißt, dass du immer mit mir reden kannst.
Egal über was." Würdest du denn auch mit mir über alles reden?

Ich nickte nur, aber wusste, dass ich es sowieso nie tuen würde.
Nervös wippte ich vom einen auf den anderen Fuß und wartete, ob er noch etwas erwiedern würde.

Nach ein paar Sekunden sagte ich dann: "Okay, danke, dass du mich beglitten hast. Nun, dann bis bald?"

Der letzte Satz klang eher wie eine Frage, weil ich mir nicht sicher war, wie wir uns verabschieden sollten.

Aufeinmal zog er mich in seine Arme und ich zog scharf die Luft ein.
Okay, dafür war ich nicht gewappnet.

"Bis bald. Und eins solltest du noch wissen. Du bist von beiden Seiten schön. Sowohl von außen, als auch von innen."

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