Kapitel 23
Katsuki:
Ich konnte es nicht mehr aushalten.
Als ich aus meinem Zimmer stürmte, die Haustür hinter mir zuknallte und zu ihrem Haus lief, dachte ich nicht an die Folgen für das nach, was gleich passieren würde.
Ich dachte nicht darüber nach, was ich machen würde oder was ich sagen würde.
Ich dachte nicht darüber nach, was sie davon halten würde.
Ich dachte über nichts nach.
Mein einziges Ziel war, dass sie nicht etwas tat, was sie im nachhinein bereuen würde.
Mein Herz raste und ich betete einfach nur innerlich, dass sie jemanden hatte, der mit ihr im Zimmer war und sich um sie kümmerte.
Kyoka vielleicht? Sie ist doch mit ihr befreundet.
Als ich endlich ihr Haus erreichte, brannten in ein paar Räumen Lichter.
Außer in ihrem.
Okay, das ist eigendlich ein gutes Zeichen. Sie ist nicht in ihrem Zimmer.
Ich glaube nicht, dass sie sich außerhalb ihres Zimmers selber verletzen würde.
Trotzdem hatte ich ein komisches Gefühl im Magen, weswegen ich beschloss zu ihrem Fenster hochzuklettern, um auf Nummer sicher zu gehen.
Die Sonne ging gerade erst unter und dank des Tageslichts würde ich sie im dunklen Zimmer immernoch sehen können, falls sie dort sein würde.
Ich kletterte so schnell ich konnte den Baum hoch, aber als ich durch ihr Fenster blickte, sah ich sie im hintersten Teil dort sitzen.
Mit einer Klinge in der Hand.
Y/n:
Das erweckt ein Déjà-vu.
Als ich wieder diese verdammten blutroten Augen durch mein Fenster blicken sah, wurde ich sofort mit Erinnerungen bombardiert.
Ich machte mir nicht einmal die Mühe, schnell dorthin zu rennen, um das Fenster zu schließen, weil es sowieso zu spät war.
Ich blieb einfach sitzen.
Mit der Klinge in der Hand.
Mir war es komplett egal, ob er mich damit sah.
Mir was alles egal, soll er doch sehen, wie ich mir in die Adern schneide.
Er zögerte keinen Moment, sondern stieg sofort hinein.
"Habe ich dich herein gebeten? Nein, habe ich nicht, also geh."
Scheiß drauf, dass er mich umarmt oder dass er mich auf die Krankenstation getragen hat. Er ist hier nicht wilkommen und das bleibt so.
Er antwortete nicht, sondern ging nur auf mich zu und ging vor mir in die Hocke.
"ICH WILL KEINER DEINER SCHEIß UMARMUNGEN, ALSO VERPISS DICH ENDLICH!", schrie ich ihn an.
Doch er ging weder weg noch umarmte er mich.
Er nahm mir schnell die Klinge weg und warf sie aus dem Fenster.
"Willst du mich verarschen."
Er antwortete nicht, sondern ergriff blitzschnell meine Arme und musterte sie mindestens zehn Sekunden lang.
"Hallo, was machst du da?!"
Ich versuchte sie wegzuziehen, doch er war stärker. Er zog mich noch enger zu sich und ich schnappte nach Luft.
"Du hast es getan.", sagte er in einem ruhigen, zugleich aber auch gefährlichen Ton.
Er hielt meine Arme immernoch fest und ich hörte mich bereits auf zu wehren.
"Nein habe ich nicht, die sind alle älter. Ich wollte es gerade tun, da kamst du aber daher und bist in mein Zimmer eingebrochen."
Er hob seinem Blick und schaute mir nun tief in meine Augen.
In ihnen lag nur Besorgnis und Trauer. Trotzdem war ich wütend.
Er hat nicht einfach das Recht so in mein Zimmer ohne Erlaubnis hereinzukommen!?
"Geh. Aus. Meinem. Zimmer."
Meine Stimme klang so bedrohlich, wie die Ruhe vor dem Sturm.
Er ließ langsam meine Arme los und im nächsten Moment klatschte ich ihm eine.
"Und komm nie wieder.", fügte ich danach hinzu.
Meine Stimme war komplett vereist und ich war von mir selber geschockt.
Er keuchte und hielt sich mit der Hand an die Wange. Er war genauso geschockt wie ich.
Ich will nicht wissen, wann er mal von einem Mädchen geschlagen wurde.
Wir starrten uns für einen Moment nur still an und meine Augen wurden feucht.
Nein, ich will nicht weinen. Ich will nie wieder vor jemanden weinen. Nie wieder will ich vor irgendjemanden Schwäche zeigen.
Hör. Auf. Zu. Weinen.
"Nope."
Ich schüttelte den Kopf und riss meine Augen etwas auf. Ich hatte mich wohl verhört.
"Was?"
Sein Blick war auf einmal gelassen und er setzte sich vor meine Tür.
"Nein, ich gehe nicht."
Das ist nicht sein ernst.
"Du verarscht mich."
Ich war kurz davor ihn noch einmal eine zu klatschen.
"Nein, ich meine das komplett ernst. Ich bleibe heute bei dir."
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
Nach einem kurzen Moment der Verzweiflung befahl ich jedoch: "Katsuki, geh aus meinem scheiß Zimmer. Ich meine es Ernst."
"Hmm lass mich nachdenken..
vergiss es."
Dieser scheiß Dreckskerl hockte vor meiner Tür. In meinem Zimmer. In meinem Haus.
Ich versuchte mit allen Kräften ruich zu bleiben. "Ich rufe sonst die Polizei."
"Okay."
Er regte sich nicht.
Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und hob es.
"Ich rufe jetzt die Polizei an.", wiederholte ich.
"Okay." , wiederholte er nur.
Ich wollte nur noch schreien. Und diesen Dreckskerl so fest in die Fresse geschlagen, dass er umkippt.
"Geh aus meinem Zimmer, verdammt!"
Ich stand auf, packte ihn am Arm und versuchte ihn wegzuziehen, doch er war zu schwer.
Mein Herz pochte und ich fühlte mich plötzlich hilflos und schwach.
Jemand ist in meinem Zimmer und ich kann NICHTS dagegen tun. Jemand ist in meine Privatsphäre eingedrungen und ich kann NICHTS dagegen tun. Und das ist genau die Person, mit der ich ein Problem habe.
Da das Zimmer schalldicht war, war es sinnlos nach Hilfe zu rufen und ich war mir sicher, dass Katsuki mir das Handy wegnehmen würde, wenn ich es wagen würde, jemanden anzurufen.
Ich hatte keine Kraft mehr.
Und deswegen setzte ich mich einfach wieder in meine Ecke, vergrub mein Gesicht in meinen Armen und weinte. Und wieder habe ich ihm gezeigt, wie verletzlich ich bin.
Katsuki:
Vielleicht erschien ich von außen gelassen und ruich zu sein, aber innerlich herrschte der zweite Weltkrieg.
Mein Puls war bestimmt auf 180 und mein Herz raste.
Ich habe noch nie jemanden in seinem Zimmer eingesperrt.
Ich bin noch nie in einem Zimmer von jemandem eingebrochen.
Ich bin habe noch nie jemanden seine Klinge weggenommen und aus dem Zimmer weggeworfen, damit er sich nicht ritzt. Ich habe schon vieles getan, aber das hier nicht.
Ich glaube ich werde verrückt.
Das Mädchen saß ein paar Meter von mir entfernt und weinte.
Weinte wegen mir.
Was ich auch nachvollziehen konnte.
Ich meine, ich lasse sie nicht aus ihrem eigenem Zimmer heraus, ich habe sie beim Selbstverletzen zum zweiten Mal erwischt und das schlimmste: Sie konnte nichts gegen alle dem tun. Sie war komplett hilflos.
Ich wusste nicht, was ich tuen konnte.
Es fühlte sich an, als würde ich meine Hand in ein schwarzes Meer stecken und versuchen dort jemanden zu finden, dem ich helfen könnte, aber ich konnte diese Person nicht sehen.
Durch diese ganze Dunkelheit konnte ich nichts erkennen.
Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen, aber ich wusste, dass ich sie nicht alleine lassen durfte.
Mindestens heute nicht.
Das war das einzige, was ich tuen konnte.
Es waren mindestens schon zehn Minuten vergangen, wo wir nicht redeten, als sie plötzlich die Stille durchbrach.
"Wieso tust du das?"
Ihre Stimme klang gebrochen und sie schniefte mehrmals. Trotz allem würdigte sie mich keines Blickes und ihr Gesicht war immernoch in ihren Armen vergraben.
"Was? Dass ich dich in deinem eigenem Zimmer einsperre?"
"Nein."
Sie legte eine kurze Pause ein.
"Dass du überhaupt hier bist. Dass du nicht wegkuckst. Dass du mich von dem abhältst."
"Das ist doch selbstverständlich."
Ich lernte gerade eine neue Seite von mir kennen. Früher was das für mich nicht selbstverständlich gewesen.
Was ist mit mir passiert?
"Nein, ist es nicht. Viele kucken einfach weg." , wandte sie ein.
"Dann sind die meisten einfach nur Feiglinge und Arschlöcher.", erwiderte ich.
Wieviele haben bei ihr schon weggekuckt? Niemand kann mir sagen, dass ihre Augenringe, ihre Narben oder einfach nur ihre Stimmung nicht auffällig waren. Die ganze Menschheit ist einfach nur schlimm und damit meine ich auch mich. Ich war oder bin nicht besser. Ich bin nicht besser als Ibara. Ich bin nicht besser als ein Schurke, wenn ich so viele Leute wie scheiße behandle.
"Danke.", flüsterte sie plötzlich leise.
"Ich bin dir was schuldig.", fügte sie noch hinzu.
"Ja, das bist du. Du bist mir eine Erklärung schuldig.
Rede mit mir."
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