Kapitel 22
Y/n:
"Y/n!"
Ich hörte die Stimme nur dumpf in meinem Kopf nachhallen, doch noch bevor ich überhaupt etwas sehen konnte, wusste ich, dass sie von meiner Mutter war.
Langsam öffnete ich meine Augen und sofort drang helles Licht hinein, sodass ich mehrmals blinzeln musste.
"Y/n! Hallo?" Meine Mutter hielt fest meine Hand und sie sah mich mit einem besorgten, zugleich aber auch wütenden Blick an.
Ich war auf der Krankenstation.
Wieso bin ich auf der Krankenstation?
Und aufeinmal kamen wieder die ganzen Erinnerung hoch.
Ibara. Katsuki. Die Umarmung. Und am Ende wurde alles schwarz.
Mein Kopf pochte und mir tat alles weh. Ich fühlte mich einfach nur dreckig.
"Y/n, wieso hast du dich wieder mit diesem Mädchen geprügelt?! Das macht uns immer mehr Probleme, willst du von der Schule komplett verwiesen werden, oder was?!"
Ich antwortete nicht, sondern starrte sie nur an.
Sie wollte gerade noch irgendetwas erwidern, doch Recovery Girl fiel ihr ins Wort. "Beruhigen sie sich mal, sie ist ja noch nicht einmal richtig aufgewacht!"
"Darf sie nachhause? Ist irgendetwas gebrochen??"
"Nein, nein alles gut. Sie hat nur ein paar blaue Flecke und Blutergüsse und eine leichte Gehirnerschütterung, aber sie wird wieder fit. Sie muss nicht über Nacht bleiben.", antwortete die alte Frau in einem gelassenen Ton.
Meine Mutter nickte nur.
"Okay wir gehen, ich habe schon alles gepackt.", sagte sie dann nach ein paar Minuten.
Wie soll ich denn gehen, mir ist ja jetzt vom Sitzen schon schwindelig.
"Mom, ich weiß nicht ob ich gehen kann." Meine Stimme klang rau und ich krächzte.
"Dann lass mich dir helfen."
Sie half mir aufzustehen und langsam gingen wir Schritt für Schritt aus dem Krankenzimmer.
Doch als wir die Tür öffneten, sah ich aufeinmal Katsuki, halb schlafend auf einem Stuhl sitzen und er schreckte sofort hoch, als die Tür geöffnet wurde.
Er musterte mich von oben nach unten und blickte mir danach direkt in die Augen.
Ich konnte seinen Blick nicht deuten.
War er sauer, traurig, besorgt? Ich wusste es nicht, sein Gesicht blieb völlig neutral.
Er hat auf mich gewartet.
Aber wie lange?
"Mom, wie lange war ich bewusstlos?"
Ich wollte die Antwort irgendwie nicht wissen, da sie mir doch etwas Angst machte.
"Drei Stunden.", antwortete sie knapp und würdigte mich keines Blickes.
Sofort schaute ich wieder nach hinten, wo er zuvor gesessen hatte, aber er war schon weg.
Katsuki:
Nachdem ich mich versichern konnte, dass es ihr wieder einigermaßen gut ging, lief ich sofort nachhause.
Shit, was macht sie nur wenn sie Zuhause ist. Bitte lass es für sie nicht so schlimm sein, wie ich befürchte.
So viele Gedanken rasten mir durch den Kopf und alles drehte sich.
Ich war komplett durcheinander.
Als ich meinen Display öffnete, überschwemmten mich ein Haufen Nachrichten und verpasste Anrufe und die meisten waren von Kiri.
Kiri: - Katsuki wo bist du?
- Du fehlst schon seid einer halben Stunde, bitte melde dich.
-Alter wo bist du??
- Ruf bitte zurück, wenn du die Nachrichten siehst.
Da ich jetzt gerade echt nicht telefonieren wollte, schrieb ich ihm zurück.
Du: - mir geht es gut, ich lebe
kann gerade nicht telefonieren.
Die Nachricht war sofort auf gelesen und er schrieb gleich was, doch ich schaltete mein Handy aus.
Es war schon 18.00 Uhr, doch es blieb angenehm warm. Der Wind wehte leicht durch meine Haare und die Sonne würde schon bald hinter den ganzen Häusern verschwinden.
Obwohl aber alles so schön aussah und ich eigendlich solche Momente der Stille immer genoss, bebte in mir ein Sturm, Tsunami und Atomkrieg zugleich.
Alles in mir zog sich immer wieder zusammen und mein Kopf dröhnte.
Ich kann sie nicht alleine lassen.
Immer wieder schoss mir dieser Satz durch den Kopf.
Jedes Mal wenn ich an sie dachte, kam dieses düstere Gefühl in mir hoch und zerfraß mich regelrecht.
Angst.
Als ich Zuhause war, plagte es mich immer noch, egal was ich tat.
Ich zockte.
Ich schaute Netflix.
Ich telefonierte mit Kiri.
Ich probierte alles.
Doch ich konnte diese ganzen Szenarios in meinem Kopf nicht ausblenden.
Ich muss zu ihr.
Y/n
"SIE MUSSTE FAST WIEDER OPERIERT WERDEN!"
Als wir Zuhause waren, zögerte meine Mutter nicht, mich sofort anzuschreien und mir eine zu klatschen.
Das gute Verhältnis von heute Morgen war komplett ausgelöscht.
"Ich habe mich verteidigt, schau was sie mir angetan hat!" Ich zeigte auf meine Haare und das blaue Fleck am Auge.
"JA UND WENN SIE DAS NICHT GETAN HÄTTE, DANN HÄTTEST DU EINE ANZEIGE BEKOMMEN!"
Ihre Augen loderten.
"Sie hat mich zuerst angegriffen! Ich kann wirklich nichts dafür!"
"Ist klar. Wieso musst du dich ständig in Schwierigkeiten bringen, diese Schule ist wichtig für dich!"
Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
Jetzt würde ich mich nicht zurückhalten.
"Nein, sie ist für dich wichtig, nicht für mich! ICH WILL KEINE HELDIN WERDEN, CHECKST DU DAS NICHT?!"
Sie klatschte mir noch eine und ein scharfer Schmerz zuckte durch meine Wange. "Du weißt nicht einmal, was du sagst!"
Ich hasse sie so sehr. So, so sehr.
"NEIN! MOM, DU KENNST MICH NICHT!"
"Ich bin deine Mutter, natürlich kenne ich dich! Wieso bist du nur so verzogen?!"
Ich atmete kurz tief ein und aus.
Mein Herz schlug wir wild gegen meine Brust und ich hatte das Gefühl gleich einen Herzinfakt zu bekommen.
Es hatte keinen Sinn mit ihr zu diskutieren. Mit ihr hatte nie etwas einen Sinn, sie wird immer die Gleiche bleiben.
Ich habe einfach keine Kraft mehr.
Keine Kraft zum Diskutieren, keine Kraft zum Reden, keine Kraft zum Leben.
"Mom, Dad kannte mich. Du tatest es nie."
Das waren meine letzten Worte an sie, bevor ich sie alleine ließ und in mein Zimmer ging. Und abschloss.
Ich zog mich um, spühlte mein Gesicht aus, aber schaute mich nicht im Spiegel an.
Ich konnte nicht das akzeptieren, was ich jetzt war.
Ich konnte nicht akzeptieren, was aus mir geworden ist.
Ich konnte garnichts mehr akzeptieren.
Ich fühlte mich leer. Endlos leer, doch ich kannte diese Leere.
Die Dunkelheit war mein Zuhause.
Wo mich niemand sah, wo mich niemand hörte, wo mich niemand wahrnahm.
Dort war ich sicher. Dort konnte ich so sein wie ich wirklich war.
Hoffnungslos. Traurig. Leer.
Ich hatte keine Kraft mehr, um etwas zu versuchen, um neue Hoffnung zu hegen, oder innerlich zu heilen.
Das war halt ich und es würde auch immer so bleiben.
Die Y/n mit einer Klinge in der Hand.
Nicht die Y/n mit Freunden. Nicht die glückliche, selbstbewusste Y/n.
Ich bin nichts weiteres als die Y/n, die aufgegeben hat.
Vielleicht hat Izuku gekämpft und nie aufgegeben, aber ich habe es getan.
Und ist das schlimm? Nein, weil ich bin nicht Izuku. Ich bin ein niemand.
Ich war Y/n und ich wollte auch niemand anderes sein.
Wieso sollte ich heilen, wenn die Wunden sowieso wieder aufgerissen werden würden?
Wieso sollte ich glücklich sein, wenn ich sowieso wieder enttäuscht werden würde?
Wieso sollte ich leben, wenn ich sowieso mal sterben würde?
Wo war der Sinn?
Es gab keinen und das war der Grund wieso ich den Drang hatte es wieder zu tun.
Um dieses ganze sinnlose Leben auszublenden.
Ich will nicht mehr Leben.
Diese Worte hingen förmlich in der Luft und ich atmete sie tief ein.
Jeder Atemzug war schlimmer und erdrückender als der andere und ich hatte keine Kraft mehr das auszuhalten.
Ich wollte frei sein. Frei von allem.
Und das ging nur auf eine Weise.
Ich saß im hintersten Teil meines Zimmers, wo ich immer war, wenn ich es tat und starrte auf die Klinge.
Es war für mich wie eine Droge.
Die schlimmste aber zugleich auch die beste, die es geben konnte.
Ich ertrank in ihr.
Ich weinte nicht, ich war nicht traurig ich spürte wirklich garnichts. Keine Liebe, keine Trauer, keine Wut, keine Schmerzen.
Und das war mein Heilmittel.
Doch ich konnte noch nicht einmal anfangen, weil dieser Dreckskerl wieder auf einmal vor meinem Fenster war.
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