Kapitel 19

Katsuki:

Schon bei den ersten zehn Minuten wurde mir Übel.

Immer das gleiche: Leute treten auf und reden über irgendwelche langweiligen Ereignisse dieses Jahres.

Ich stieß Kiri mit meinem Ellenbogen an und schaute ihm ungeduldig an. "Wann ist der Scheiß zuende??"

Er würdigte mich aber keines Blickes und rollte nur mit seinen Augen. "Katsuki du benimmst dich wie ein kleines Kind. Das fragst du mich jetzt schon zum vierten Mal."

"Ist dir nicht langweilig?"

"Nein und jetzt halt die Klappe."
Seine Augen hingen wie gebannt an der Tribüne und als ich auch nach vorne blickte, sah ich Mina und noch ein paar andere Mädchen in sehr kurzen Röcken und engen Tops.
einen Tanz aufführen.

Ich grinste. "Aha, deswegen bist du so drauf." Keine Antwort.

Ich drehte mich zu Denki um, doch er hing an einem Videospiel und blendete alles um sich herum aus.
Shit man wieso hab ich nichts mitgenommen. Lesen ist sogar spannender, als das hier.

"Und jetzt meine lieben Schülerinnen und Schüler begrüßen wir die Klassenbeste aus der ersten Jahrgangsstufe mit einem Notenschnitt von 1,0. Ibara Shiozaki!"

"Ist es nicht die mit den grünen Haaren aus der 1B, die Denki in dem Wettkampf komplett geschlagen hatte?", murmelte ich zu Kiri.

"Genau die ist es."

"Ich hasse sie.", zischte Denki und warf uns einen kurzen Seitenblick zu. "Ich wollte nur nett zu ihr sein und sie zu einem Cafe einladen, nachdem sie verloren hätte, um sie zu trösten, aber sie hatte mich komplett überrascht. Miststück."

"Sie ist einfach besser als du, gib es doch zu.", sagte ich in einem provozierenden Ton.

Er starrte mich mit funkelnden Augen an und legte sein Handy zur Seite.
"Sag das nocheinmal."

Als ich gerade etwas erwiedern wollte, fing wieder der Sprecher an zu reden.
"Ibara?" Immernoch war niemand auf der Tribüne.

Jetzt widmete er sich dem Publikum zu. "Hat jemand Ibara gesehen?"
Niemand antwortete.
Da stimmt was nicht.

Sofort blickte ich mich um, wo die Schüler der 1B saßen.
Das ritz-Mädchen war nicht da.

Y/n:

Ich traute mich nicht einzuatmen.

Mein Herz raste und ich konnte das Blut in meinen Ohren Rauschen hören.

Shit, shit, shit. Sie darf mich nicht so sehen. Ich kann das nicht, ich kann das nicht, ich kann das nicht.

Sie saß einige Meter vor mir auf einem Stuhl und betrachtete sich im Spiegel. Ich konnte nicht ihr Gesicht sehen und das einzigste was ich betrachten konnte, waren ihre hochgesteckten grünen Haare mit einem Diadem oben drauf. Dazu hatte sie ein weißes, langes Kleid mit perfekt passenden Schuhen an.

Sie hatte mich nicht bemerkt. Ich kann noch gehen. Bitte Gott, hilf mir einfach nur.

Ich traute mich kaum zu Atmen, blieb so stil wie ich konnte und versuchte langsam die Tür aufzumachen.

"AHHH DIESE SCHEIß KLAMMER!"
Ibara warf eine Klammer volle Wucht nach hinten, sodass ich mich bücken musste, dass sie nicht mich traf.

Wieso ist sie so aggressiv? Sie hat doch bestimmt gleich einen Auftritt, sie ist Jahrgangsstufenbeste.

Und aufeinmal fing sie an zu weinen.
Frustriert legte sie ihren Kopf auf ihre Arme und schluchzte.

Für einen kurzen Moment bekam ich Mitleid, wollte zu ihr und sie umarmen, weil ich genau wusste wie es sich anfühlt, wenn man niemanden hatte.

Doch ich wusste, wie es enden würde. Sie hasste mich und das wird immer so bleiben. Ich war am wenigsten dazu geeignet, sie zu trösten.

Es fühlte sich plötzlich so an, als würde sie immer kleiner werden, als wäre sie gefangen in ihrer Trauer.
Ich verstehe sie so sehr.
Aber ich muss gehen, mir geht es selber gerade grottenschlecht.

Und obwohl ich es nicht wollte, sich alles in mir weigerte zu gehen, war ich gerade dabei die Tür zu öffnen,
bis sie sich umdrehte.

Für einen kurzen Moment blieb alles still. Nichts regte sich, es fühlte sich an, als wäre die Zeit stehengeblieben.
Und genau diesen Zeitpunkt gab es immer nur dann, wenn kurz davor eine Atombombe hochging.

Und ich war mir sicher, dass es genau so sein würde.
Als ich ihr Gesicht sehen konnte zuckte ich zusammen.

Ihre Nase war komplett bandagiert und unter ihren Augen bildeten sich grausame dunkle lilane Augenringe, die schlimmer waren, als meine manchmal.

Mein Herz raste.
Das..das habe ich ihr angetan...ihre Nase ist gebrochen..nur wegen mir.

Ihre Augen waren rot vom weinen und sie sah einfach nur wie ein grässliches Monster aus.
Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, hätte sie mich ausgelacht, aber ich empfand gerade nichts anderes als Mitleid. Das habe alles ich getan..

"Ibara..ich.." Meine Stimme klang heiser, doch ich konnte nichts anderes mehr erwiedern, weil sie mich unterbrach.

"Sag nichts. Du hast kein Recht jetzt zu reden."
Ich schluckte.
Ich hatte Angst. Ich hatte wirklich Angst.

Sie stand auf und ihr Kleid war länger als ich gedacht hatte. Sie würde wirklich majestätisch und schön aussehen, wäre da nicht ihr Gesicht..

"Heute hätte ich vor allen Schülerinnen und Schülern meine Rede halten können."
Ihre Stimme klang ruhig aber sie ging einne bedrohlichen Schritt nach vorne.

"Alle hätten mir applaudiert und zugejubelt. Das wäre mein Moment gewesen." Sie lächelte mich angsteinflößend an und ging einen weiteren Schritt nach vorne.

"Weißt du denn, wie lange ich an meiner Rede geschrieben habe? Wie lange ich für diesen Moment geübt und gewartet habe? Wieviel ich dafür gekämpft habe?" Ein weiterer Schritt nach vorne.

"Ich weiß, aber..-",fing ich an, doch sie fiel mir ins Wort.

"NEIN! DU MISTSÜCK BIST HIER VOR NICHTMAL EINER WOCHE AUFGETAUCHT UND HAST INNERHALB VON ZWEI SEKUNDEN MEINEN TRAUM ZERSTÖRT!", schrie  sie mich an und ich zuckte zusammen.

"Du weißt nicht wie sehr ich dich hasse..." Sie starrte auf den Boden und ihre ruhig Stimme wirkte aufeinmal bedrohlicher, als ihr aggressiver Tonfall.

Sie schien nachzudenken und jeder Atemzug wurde schwieriger, als der andere. Ibara schien nachzudenken, ehe sie ihren Kopf hochzog und mir tief in die Augen blickte. In ihnen spiegelte sich nichts anderes, als purer Hass.

"Ich will dir weh tuen.", wisperte sie. 

Meine Hände zitterten.
"W-was?"

"Ich will dich genau das spüren lassen, was du mir angetan hast.
Ich. Will. Dir. Weh. Tuen."
Jetzt kam sie noch einen Schritt näher.

"I-Ibara bitte.. es t-tut mir leid."
Mein Herz pochte immer schneller.

Sie lächelte.
"Zu spät."

Und bevor ich mich versehen konnte ließ sie ihre Pflanzenschlingen auf mich zu kommen und nur in wenigen Sekunden bin ich so heftig gegen die Wand geschleudert worden, dass alles um mich herum schwarz wurde.

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"Glaub mir das war nur der Anfang.", hörte ich eine Stimme in der Dunkelheit nachhallen und nach wenigen Sekunden konnte ich mich wieder an alles erinnern.

Ich kniete mich auf dem Boden, wurde aber fast wieder von einer starken Hustattacke runtergerissen.

"Ibara du m-musst d-das nicht tuen.", krächzte ich mit Tränen in den Augen.

"Oh doch das muss ich."
Das einzige was ich sehen konnte war sie, wie sie vor mir stand und mich angrinste. Danach trat sie mir mit voller Wucht in den Bauch und ein scharfer Schmerz zuckte durch meinen Körper.

Ich keuchte auf, aber Ibara beließ es nicht bei einem Tritt. Sie fing an mich immer öfters zu treten und jedes Mal schrie ich auf.

"HÖR AUF, HÖR AUF, HÖR AUF!", rufte und weinte ich zugleich.

Bei jedem "HÖR AUF" bekam ich die Hoffnung, dass sie auch wirklich nicht mehr weitermachen würde, aber sie zeigte keine Gnade.

"Komm steh auf, zeig was du kannst! Was ist mit deinem Quirk? Hast du überhaubt einen?? HAHAHAA."

Ich hatte wirklich einen. Doch wenn ich ihn einsetzen könnte, wenn ich ihn endlich bändigen könnte, läge sie schon längst auf der Krankenstation.

Sie trat weiter auf mich ein und irgendwann hörte ich auf zu schreien, hörte auf irgendetwas zu empfinden.
Das einzige, was ich spüren konnte, war das warme Blut, welches aus meiner Nase rinte.

Aufeinmal hörte sie auf.
Ich blieb einfach liegen, traute mich nicht, ihr in die Augen zu schauen.

"Und Y/n wie wars? Ist es schön gedemütigt zu werden?"
"N-nein." Meine Stimme hörte sich gedämpft und rau an.

Ich fühlte mich so hilflos an. Ich hatte keine Macht über meinen Körper mehr und das war das schlimmste Gefühl, welches man haben konnte.

"Aber weißt du was, Y/n? Du hast mehr verdiehnt."

Mein Herz sprang mir regelrecht aus der Brust und ich machte mich gefasst auf die weiteren Tritte, doch es passierte nichts.

Das einzige was ich hörte, war das Geräusch eines metallischen Gegenstandes.
Das Geräusch eines Messers.

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