Kapitel 16

"Wow"

Das war das einzige, was ich zu dem Jungen sagen konnte, als er zuende geredet hatte.

Ich war komplett geflasht und konnte nichts passenderes finden, was meine Antwort besser ausdrücken konnte, als diese drei Buchstaben.

Obwohl ich immer noch nicht nach zwanzig weiteren Versuchen getroffen habe, war ich nicht mehr frustriert oder sonst irgendetwas.

Mir gingen nämlich immer wieder nur diese zwei Sätze durch den Kopf.

Irgendwann werde ich es schaffen.
Irgendwann werde ich alles schaffen.

Bei jedem verfehlten Korb ging ich immer nur diese Wörter durch. Ich. Werde. Alles. Schaffen. Alles.

Die Sonne ist bereits untergegangen und der Himmel verfärbte sich bereits zu dunkler Tinte.
Nur noch die Laternen auf dem Platz, gaben gerade mal so viel Licht, dass man noch so im Umkreis von zwanzig Metern sehen konnte.

Als ich endlich fertig mit dem Spielen war setzte ich mich verschwitzt auf meinen Ball und beobachtete den Jungen.

Er trainiert gerade schon seid dreißig Minuten ohne eine einzige Pause gemacht zu haben. Und er war sogar schon früher da als ich.

Ich habe noch nie jemanden mit so viel Motivation gesehen. Warte, nein das ist keine Motivation.
Das ist Disziplin.

Gerade als er fertig mit den Liegestützen war und irgendetwas anderes beginnen wollte zu trainieren, hatte ich endlich den Mut aufgebracht, ein Gespräch zu starten.

"Auf welche Schule gehst du eigendlich?" Ich habe viel zu schnell gefragt und befürchtete, dass er mich nichtmal verstanden hatte.

Er brauchte ein paar Sekunden um zu antworten und keuchte.

"Auf die UA."

Er wendete sich nicht zu mir, sondern trainierte weiter. Obwohl ich etwa fünf Meter von ihm entfernt saß, konnte ich die Schweißperlen von seiner Stirn runterrollen sehen.

"Ich auch."

"Ich weiß."

Okey war ja klar.

Stille trat ein. Unangenehme Stille. Sehr unangenehme Stille.

"Darf ich dich was Fragen?"

Es waren bestimmt schon zwanzig Sekunden vergangen, wo wir nicht geredet haben und ich zuckte kurz erschrocken zusammen.

"Ähm.. ja natürlich."

"Bist du mit Katsuki zusammen?"

Wie ich diese scheiß Gerüchte hasse. Wehe er glaubt die auch.

"Was glaubst du denn?"

Ich musterte ihn und endlich wendete er sich zu mir und blickte mir direkt in die Augen. Sie wirkten entschlossen und ruhig.

"Ich glaube nicht."

Die Antwort überraschte mich leicht, aber ich zuckte nichtmal mit der Wimper.

"Wieso?"

"Weil ich nicht glaube, dass du mit einem ultra aggressiven Typen zusammen wärst, der jeden zweiten, den er sieht, auf den Mond schießt."

Auf meinen Lippen spielte sich ein Lächeln auf.

"Da hast du recht."

Er lächelte auch.
"Sag es ihm aber bitte nicht, sonst katapultiert er mich noch auf die andere Seite der Erde."

Ich lachte. "Mach ich nicht, versprochen. Hab sowieso kein Kontakt mit ihm."

Er antwortete nicht, sondern widmete sich wieder seinen Übungen.

Ich starrte ihn noch für einen kurzen Moment weiter an.

Ich wünschte ich könnte noch länger hier mit ihm bleiben. Nicht, dass ich ihn attraktiv oder so finde, ich mag nur seine Gelassenheit und einfach diese Ruhe in mir.
Obwohl er über die Gerüchte gehört hatte, hat er mir nur eine einzige Frage darüber gestellt und mich dann wieder sofort in Ruhe gelassen.
Und einfach seine Motivation und gute Laune ist auch etwas auf mich eingeflossen.

"Sag mal wieviel Uhr ist es eigendlich?"

Shit, meine Mutter wird mich killen, ich müsste schon längst zu Hause sein.

Schnell zog ich mein Handy aus der Tasche. 22:11 Uhr. Und vier verpasste Anrufe von meiner Mutter.

"Fuck."

"Was los?" Er hörte mit seinen Übungen auf und drehte sich zu mir um.

Ich stand hastig auf und packte so schnell wie möglich meine Sachen in die Tasche. "Es ist 10:11. Ich müsste schon seid über einer halben Stunde zuhause sein."

"Scheiße meine Mutter wartet auch."

Ich stieg bereits auf mein Lonboard und fuhr kurz zu ihm.

Ach du scheiße, von naher Entfernung sieht er ja noch verschwitzter aus als normal. Sein Shirt sieht aus, als hätte man eine Flasche Wasser drüber geschüttet.

"Danke."

Er lächelte leicht und legte seinen Kopf zur Seite.
"Bitte, aber für was?"

"Weiß ich selber nicht, aber danke. Wie heißt du eigendlich?"

Er lachte. Auf seinen Wangen bildeten sich leichte Grübchen.
"Izuku. Midoriya."

Ich streckte ihm meine rechte Hand hin. "Schön dich kennengelernt zu haben Izuku Midoriya."

Er nahm sie an. "Freut mich sehr,
Y/n."

Warte mal. Ich habe ihm nicht meinen Namen gesagt, woher wusste er ihn? Niemand kennt mich aus der Schule außer die 1B, aber.. egal ich habe keine Zeit mehr ich muss los.

Auf meinen Lippen spielte sich ein leichtes Lächeln auf und ich fuhr los.

Fuhr wieder zurück in die Realität los.

Katsuki:

Hat die mir jetzt ernsthaft einen Mittelfinger gezeigt?!

Als ich auf dem Balkon stand, um etwas frische Luft zu schnappen und den Sonnenuntergang zu betrachten, sah ich aufeinmal das Mädchen auf der Straße vorbeifahren.

Mein Herz fing kurz an zu rasen und mein Adrenalinlevel stieg in die Höhe und ich war kurz davor sie anzuschreihen.

Doch keine Ahnung warum, aber ich blieb einfach still und beobachtete sie von oben bis unten. Tja dazu hatte ich sowieso nicht lange Zeit weil sie mir etwas zuschrieh und mir den Mittelfinger zeigte.

Und wenn das nicht schon genug für mich war, hat das alles Kirishima mitbekommen.

Ich hatte ihn eingeladen, um etwas mit ihm zu zocken, aber jetzt war es einfach nur noch unangenehm.

Es ist bestimmt schon eine Stunde vergangen, in dem wir beide kein Wort gewechselt haben, sondern nur irgendein Spiel gespielt haben.

Alter, ich habe echt kein Bock mehr. Kann er nicht einfach gehen oder so? Ich meine es ist schon halb elf und morgen ist Schule. GEH.

Gerade als ich aufstehen wollte um zu sagen, dass ich mich für morgen fertig machen müsse und er gehen soll, fing er endlich mal an ein Wort mit mir zu wechseln.

"Du Katsuki, darf ich dich was Fragen?"

Ich schnaubte.
"Wenn es keine dumme Frage ist."

"Naja des weiß ich nicht nicht, aber.."

"Sag jetzt."
Jetzt brachte ich mich endlich dazu auf ihm in die Augen zu sehen. In ihnen spiegelten sich ein Haufen Fragen.

"Wieso hat dieses Mädchen von heute gesagt, dass du scheiße im Spannern bist. Ich meine du hast sie ja beobachtet, aber es hörte sich irgendwie.. persönlicher an."

Ich stöhnte und drehte mich sofort wieder um.

"Katsuki.."

Kann er nicht bitte aufhören zu reden. Bitte!

"Okey ich weiß ich nerve dich und ich weiß, dass du mir nichts sagen musst, was ich nicht erwarte, aber du sagst mir wirklich nie was. Ich meine wir sind ja auch keine Mädchen, die bei jeden Kleinigkeiten anfangen darüber zu reden."

Er legte eine kurze Pause ein.

"Aber ich sehe, dass dich etwas beschäftigt. Und ich weiß, dass du es hasst auf so einer Ebene zu reden, aber ich bin nicht irgendjemand. Ich bin weder Izuku noch Denki. Katsuki ich bin Kiri, dein bester Freund."

Mein Herz blieb kurz stehen und mein grimmiges Gesicht veränderte sich.

Okey, ich werde es bestimmt bereuen aber ich gebe ihm eine Chance. Aber nur EINE.

"Kann man dir vertrauen?"
Ich wendete mich wieder zu ihm und musterte ihn geduldig.

"Immer." Er lächelte.

"Okey. Als ich geben das Mädchen zusamenprallte, war es die erste Begegnung mit ihr."

"Okay." Er wartete geduldig bis ich fortsetzte.

"Meine Mutter hat mich an diesem Tag gezwungen, den neuen Nachbarn, die gerade erst eingezogen sind, einen Kuchen als Wilkommensgeschenk zu überreichen. Sie gehörte zu den neuen Nachbarn."

"Oh."

"Ja und du kannst dir ja bestimmt vorstellen, wie sie reagiert hat, als sie den Typen vor ihrer Tür stehen sah, auf den sie gerade am wenigsten Bock hatte."

"Scheiße."

"Genau. Sie hatte sogar davor geheult, also ihr Gesicht war halt nass und ihr Schminke war verwischt."

Nichts regte sich an ihn und er blieb nur still sitzen.
Er wartete bis ich weiter erzählte.

"Sie hat mir die Tür vor der Nase zugeknallt."

Er masierte sich die Stirn.
"Hm, denkst du sie hat wegen dem Vorfall mit dir geweint?"

"Ich weiß es nicht."

Er bliebt still.

"Naja meine Mutter hat mich dann angeschriehen, weil ich den Kuchen nicht übergeben habe und ich musste nach ein paar Stunden wieder zu ihr.
Ich klingelte, aber niemand machte auf, da ich jedoch Lila LED Licht in einem Raum sah, beschloss ich zu ihr hochzuklettern, um.."

"Stop."

Ich schaute ihn fragend an.
"Was?"

Er versuchte ruhig zu bleiben, aber er traute sich nicht, mir in die Augen zu starren.

"Du.. Du bist ehrlich in ihr Zimmer geklettert.?"

"Ja."

Kiri hielt sich jetzt bereits die Hand auf dem Mund.

"Was?!"

"Nein alles gut rede weiter."
Sofort versuchte er sein Gesicht so zu verziehen, dass es so aussah, dass er ernst blieb, aber es klappte nicht.

Wenn er es nur wagt mich auszulachen, bring ich ihn um.

"Also, als ich ins Fenster blickte, sah ich wie sie weinte."

Den Teil mit dem Ritzen wollte ich nicht erwähnen.

"Nach ein paar Sekunden hat sie mich dann auch gesehen, da bin ich dann aber schon in den Raum eingestiegen."

"Also zusammengefasst du bist einfach ohne ihre Erlaubniss in ihr Zimmer eingebrochen."

"Wenn man es so ausdrücken kann, dann genau."

"Okay, was ich dann passiert?"

"Ich habe ihr den Kuchen gegeben."

Es blieb still. Für fünf Sekunden. Dann zehn.

"Nein."

"Was?"

"Das kann nicht sein."

"WAS?!"

Er zog seine Augenbrauen hoch und auf seiner Stirn bildeten sich leichte Falten.

"Du hast ihr nicht im ernst den Kuchen gegeben und bist dann wieder gegangen."

Ich blieb still.
Vergiss es, wenn ich noch den Rest sage, lacht er mich komplett aus und ich will nicht, dass er denkt ich währe so ein Deku.

Er verschränkte seine Arme.
"Katsuki.. Du kannst mir vertrauen."

"Alter, hör auf so zu tun als wärst du ein Therapeuth."
Nein im Ernst, ihm fehlte nur noch ein Block und ein Stift.
Gelegentlich noch eine Brille.

"Okey aber denk dran. Ich bin dein Freund des Vertrauens. Ich verspreche dir, FALLS, was nicht passieren wird und ich dein Vertrauen missbrauche, darfst du mich mit deinen Explosionen nach Europa katapultieren."

Ich schmunzelte.
"Hm. Okey abgemacht."

Er wartete.

Ich atmete ein und aus.
"Okay das war gelogen ich bin zu ihr gegangen und habe sie umarmt."

Sofort kamen mir ein Haufen Erinnerungen hoch.

Kirishima blieb für ein paar Sekunden still, bis sich aufeinmal seine Lippen zu einem breiteren Grinsen, als das von Denki verwandelten.

"Katsuki ich bin echt stolz auf dich. Ich dachte wirklich kurz, du hättest wirklich nur den Kuchen abgestellt und währst weggegangen."

"Wollte ich auch, hatte aber zu viel Mitleid."

Er grinste weiter vor sich hin.
"Aha aha."

Ich verengte meine Augen.
"Was."

"Nichts nichts."

"Kiri.." Meine Augen blitzten ihn drohend an.

"Wirklich alles gut." Er blieb kurz still.
"Danke, für dein Vetrauenn, ich habe dich gerne therapiert."
Er lächelte.

Ich verdrehte meine Augen.
"Einmal und nie wieder."

"Werden wir ja sehen. Ich muss jetzt los."

"Okay endlich."
Ich stand mit ihm auf und begleitete ihn zur Haustür.

Als er seine Schuhe anzog und sich schleimend von meinen Eltern verabschiedet hatte, drehte er sich nochmal zum Abschied zu mir und umarmte mich.

"Katsuki. Wir wissen beide, dass du ein Herz hast und genauso Emotionen hast wie wir.
Warscheinlich bist du sogar am sensibelsten von uns allen."

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