Kapitel 136
Katsuki:
Der Mond spiegelte sich über dem Meer ab, als ich mit Y/n in das seichte Wasser stieg und die Wellen gegen unsere Beine prallten.
Ich musterte ihre Silhoutte in der Dunkelheit, während sie vor mir reinschwamm und mit einem Grinsen im Gesicht auf mich wartete.
Gleich darauf folgte ich ihr, ehe ich vor ihr stand. "Deine Date Ideen werden immer ausgefallener.", meinte ich und sie schmunzelte.
"Was ist denn so schlimm daran in der Nacht schwimmen zu gehen?", fragte sie und zog eine Augenbraue hoch.
"Es ist vier Uhr morgens. Jeder normale Mensch schläft in dieser Zeit."
Sie lachte auf und legte ihren Kopf in den Nacken. "Vertrau mir, du wirst bald sehen, wieso ich hierherkommen wollte. Davon abgesehen wollte ich, dass wir alleine sind und dafür müssen wir eben Dinge tun, die normale Menschen nicht machen."
"Ich hoffe, dass mir deine Überraschung wirklich gefallen wird, sonst werde ich diesen Scheiß nie wieder tun.", murrte ich, bevor ich sie zu mir zog und sie ihre Beine um meine Hüften schlingte.
Die plötzliche Körpernähe sorgte sofort dafür, dass mir ungewöhnlich warm wurde und das kalte Wasser ließ mich eine leichte Gänsehaut verspüren.
Doch obwohl ich heute um halb vier aufgestanden bin und liebend gerne weitergeschlafen hätte, würde ich es jeden weiteren Tag tun, nur um Y/n so wie jetzt lachen zu sehen.
"Glaub mir, du wirst es lieben.", sagte sie und verschränkte ihre Hände um meinen Nacken, bevor sie mich auf die Lippen küsste.
Ich erwiderte ihren Kuss und fuhr mit meinen Händen über ihre Kurven und Oberschenkel. Mein Kopf fing sich bereits an zu drehen und ich genoss jeden einzelnen Moment davon.
In ihrer Gegenwart brauchte ich nichts außer sie.
Das Einzige, was zu hören war, waren die leichten Wellen, die immer wieder am Strand aufkamen und unsere schweren Atmenzüge, den wir ausstießen. Ich spürte, wie mein Herz anfing schneller gegen meine Brust zu schlagen, als ich leicht an ihrem Nacken saugte und sie dabei mit ihren Fingern durch meine Haare fuhr.
"Katsuki.", sagte sie etwas abgehackt und ich zögerte einen Moment.
"Hm?"
"Ich muss mit dir reden."
Ich ließ für einen Moment von ihr ab und schaute ihr in die Augen. "Oh nein, was habe ich jetzt wieder angestellt?"
Sie grinste, schüttelte aber dann ihren Kopf. "Nein, ausnahmsweise mal nichts.", scherzte sie. "Aber ich wollte dich um was bitten."
Ich zog sie etwas enger zu mir, bevor ich fragte: "Und das bei unserem tollen Date?"
"Das ist der Grund, wieso ich eins vorgeschlagen habe. Und weil ich dich natürlich sehen wollte.", hängte sie noch an und ich erwiderte ihr Grinsen, ehe ich ihr leicht in die Rippen zwickte.
"Sicher. Also, schieß los." Ich bekam ein leichtes mulmiges Gefühl im Bauch, aber ignorierte es.
Y/n starrte mich für einen Moment nur nachdenklich an, bevor sie fragte: "Erinnerst du dich noch, als du mir von Alora erzählt hast?" Ich nickte langsam, wusste aber nicht, worauf sie hinaus wollte.
Y/n drehte ihren Kopf Richtung Strand.
"Genau dort saßen wir, als du mir alles von ihr erzählt hast. An dem Tag hast du mir auch gesagt, dass, als sie sich das Leben genommen hat, sie dir davor einen Brief geschrieben hat, du ihn aber nie geöffnet hast, weil du dich davor gefürchtet hast."
"Ich habe mich nicht davor gefürchtet.", erwiderte ich und hielt reflexartig diese allzu bekannte abwehrende Haltung ein, ehe ich realisierte, dass es bei Y/n nicht nötig war.
Sie schien es bemerkt zu haben, denn sie fuhr mir sanft mit einer Hand durch meine Haare. "Es ist in Ordnung. Ich habe mir aber nur lange darüber Gedanken gemacht und mich gefragt, ob es nicht besser wäre, wenn du den Brief doch liest. Um wirklich damit abzuschließen. Vielleicht ist er nicht so schlimm wie du.."
"Nein.", stieß ich kühl aus und ließ sie los, bevor ich mich aufrecht hinstellte, sodass sie um einiges kleiner wirkte.
Eigentlich wollte ich mich gegenüber ihr nicht so verhalten, aber irgendetwas zwang mich, kälter zu werden.
"Warum?", wollte sie wissen und stellte sich ebenfalls hin, sodass wir fast auf Augenhöhe waren, sie jedoch immer noch leicht nach oben blicken musste.
"Weil ich weiß, was drinsteht. Sie hasste mich, weil ich der Grund dafür war, dass sie in die Entzugsklinig eingewiesen wurde. Natürlich hat sie ihre ganze Wut in diesen Abscheidsbrief ausgelassen.", erklärte ich barsch.
"Aber was, wenn nicht? Vielleicht hat sie verstanden, dass du es nur gut gemeint hast und..", fing sie an, doch ich unterbrach sie.
"Y/n, ich kenne sie. Du hast nicht ihr Gesicht gesehen, als sie vor meinen Augen von den Bullen abgeführt wurde. Sie hat mir den Tod gewünscht."
Meine Worte hallten nur noch schwach in meinen Ohren nach. Die Erinnerungen holten mich Schritt für Schritt ein und jeder Muskel in mir verkrampfte sich.
"Du wirst es nie wissen, wenn du ihn nicht liest. Alles kann sich ändern, wenn man Veränderungen in seinem Leben haben möchte. Aber wenn.."
"Y/n, ich werde diesen verfickten Brief nicht lesen.", fuhr ich sie an und drehte mich um, um zu gehen. Ich wusste, dass es ein Fehler war sie so anzufahren, aber ich konnte es nicht mehr aushalten.
Jedes Mal, wenn ich an Alora dachte, drohte alles wieder hochzukommen und ich konnte es mir einfach nicht leisten, es zu riskieren, wieder in dieses tiefe Loch zu fallen. Ich habe es doch gerade geschafft hochzukommen.
Ich hörte durch das Schwappen des Wassers, dass Y/n mir folgte und mich bald aufholte. Kurz darauf griff sie nach meinem Arm und versuchte mich zu sich zu ziehen. Eigentlich hätte ich mich mit Leichtigkeit von ihrem Griff befreien können, doch ich blieb stattdessen stehen.
"Katsuki, hör mir bitte zu.", bat sie in einem sanften Ton und ich drehte mich zu ihr. Mein Herz schlug heftig gegen meine Brust und ich hasste das aufsteigende Gefühl. Es war wirklich Angst.
"Ich verstehe es, wenn du dich nicht bereit dazu fühlst, dass habe ich auch nicht getan, als ich wieder den Kontakt zu meiner Mutter aufgenommen habe. Aber es gibt einige Dinge im Leben zu dehnen man sich nie bereit fühlen wird. Ich schätze, das Einzige, was man tun kann, ist, dass man einfach ins kalte Wasser springt und sich der Angst und dem Abscheu entgegenstellt." Sie zögerte einen Moment, bevor sie fortfuhr.
"Ich kenne das Gefühl, wenn man denkt, dass es nie besser wird, aber du musst wissen, jedes Mal, wenn die Sonne untergeht und es dunkel wird, geht sie irgendwann wieder auf."
Aufeinmal sorgte ein leichter Sonnenstrahl dafür, dass ich blinzeln musste und als ich zum Horizont schaute, erblickte ich den orangefarbenen Himmel, der immer heller wurde. "Also dein perfektes Timing für solche Ansprachen ist echt furchteinflößend.", sagte ich und schaute mit einem leichten Lächeln zu ihr.
Y/n erwiderte es und etwas funkelnde in ihren Augen. "Das war meine Überraschung."
Ich blickte wieder zum Sonnenaufgang und bemerkte, dass der Himmel schnell aufleuchte und bereits rosa Töne angenommen hatte. Was, wenn Y/n recht hate? Vielleicht würde es mir wirklich gut tun diesen Brief zu lesen.
Y/n berührte sanft meine Hand und umschloss sie dann mit ihrer. "Du weißt, dass ich dich liebe und nur das Beste für dich möchte."
Mein Herz machte einen Satz, auch wenn ich das niemals zugeben würde.
Ich umfasste ihre Wangen und zog sie zu mir, bevor ich meine Lippen auf ihre drückte. "Du bringst mich dazu, Dinge zu tun, die ich sonst nie tun würde.", murmelte ich und sie riss überrascht ihre Augen auf.
"Heißt das?.."
"Nur, weil du es bist. Ich würde es für niemand anderen tun und das sollst du wissen. Ich liebe dich und wenn es dich glücklich macht, dann werde ich diesen verdammten Brief hunderte Male lesen."
Ihre Pupillen weiteten sich und ihre Haut nahm durch die orangefarbenen Sonnenstrahlen einen wunderschön goldenen Ton an. Ich zögerte keinen Moment und küsste sie noch einmal.
Und plötzlich verspürte ich keine Angst mehr diesen Brief zu lesen, denn ich wusste, dass egal, was passierte, die Sonne wieder aufgehen würde.
Dieser Moment mit Y/n hier war der Beweis dafür.
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