Kapitel 116
- Leute, es tut mir so sehr leid.
Aber es muss sein.
Y/n:
Als ich meine Augen öffnete und das laute Piepen meines Weckers mich aufrüttelte, genoss ich diesen Adrenalinschub, der abrupt durch meinen Körper raste.
Obwohl es Montag morgen war und ich vielleicht sechs Stunden geschlafen habe, zögerte ich keinen Sekunde mich aufzusetzen und mich zu strecken. Ich war weder physisch noch psychisch erschöpft. Diese Energie, die durch meinen Körper ging, war so gewaltig, dass man es nicht in Worte beschreiben konnte.
Ich freute mich gerade wirklich auf diesen Tag. Ich bin glücklich.
Nachdem ich aufstand und auf mein Handy blickte, musste ich lächeln, als mir Katsuki's Nachrichten in die Augen stachen.
Katsuki<3:
- Katsuki<3: hey ich wollte dir noch einen schönen schultag wünschen ich weiß wie traurig du bist dass ich nicht kommen kann
- aber alles gut ich laufe dir schon nicht weg ;)
Ich schnaubte, bevor ich anfing zu tippen, konnte aber mein Grinsen nicht unterdrücken.
- Du: Jaja bestimmt, aber ich wünsche dir auch noch einen schönen Schultag und ich drücke dir die Daumen für den Lehrgang!!
Katsuki würde für die nächten zwei Tage nicht in die Schule kommen, weil er von All Might dazu eingeladen wurde, zu einem Lehrgang für zukünftige Helden zu gehen. Bis jetzt wurden aus unserer Klasse nur er, Izuki und Shoto dazu ausgerufen und ich war wirklich stolz auf ihn. Es war immer sein größter Traum gewesen ein Held zu werden und er hatte es auch komplett verdiehnt so weit gekommen zu sein.
Naja, zwei Tage würde ich schon ohne ihn aushalten, wir waren ja kein Pärchen oder so. Oder doch?
Ich wischte den Gedanken beiseite und beschloss aufzustehen.
Nachdem ich meine Playlist anmachte, machte ich mich fertig und konnte dabei nicht mehr aufhören an die letzten zwei Tage zu denken.
Ich war bei ihm noch am Samstagabend nach unserem Tanz im Regen geblieben und bin erst am Sonntag um etwa 21:00 Uhr nachhause gekommen. Merkwürdigerweise hatte meine Mutter mich nicht einmal angerufen oder eine Nachricht geschrieben, um überhaupt sicherzustellen, dass ich noch lebte. Egal, es war besser so, denn je weniger ich mit ihr Kontakt hatte, desto weniger würde ich in diese Sache mit ihr und Logan verwickelt werden.
Um Ehrlich zu sein, wollte ich einfach nur vergessen, was geschehen war und beschloss zuerst einmal nichts zu tun. Meine Mutter würde doch sicherlich nicht mit Logan einen Mord begehen. Nein, das klingt viel zu unrealistisch, ich meine es ist ein Mord!
Bei dem bloßen Wort bekam ich bereits eine Gänsehaut und versuchte die aufsteigenden Gedanken beiseite zu schieben. Obwohl die letzten Tage so chaotisch waren, würde ich alles tun, um sie noch einmal zu erleben.
Noch einmal Katsuki so berühren zu können.
Die Erinnerungen brannten sich wie Feuer in mein Hirn und die Szenarien sind mir tausende Male durch den Kopf geschossen. Manchmal hatte ich das Gefühl, die Küsse immer noch auf meinen Lippen zu spüren. Ich lächelte in mich hinein, als ich die Treppen runterging, bis ich auf einmal Schritte vom Gang hörte und sah, wie meine Mutter mir von unten entgegenkam.
"Y/n.", stieß sie ruhig, aber etwas stockend aus und mein Magen zog sich zusammen, als ich sie von oben bis unten betrachtete. Sie trug ein elegantes schwarz-weißes Outfit, welches wie maßgeschneidert für ein Meeting aussah. Ihre Hand lag auf den Knauf einen Koffers und ich bemerkte, wie sie ihren Griff nervös verfestigte.
"Guten Morgen Mom.", sagte ich und versuchte so normal wie immer zu klingen.
"Ich habe dich fast ganze zwei Tage nicht gesehen und habe mir sorgen gemacht." Ich konnte den Vorwurf aus ihrem Ton genau raushören.
"Wieso habe ich dann weder einen Anruf noch eine Nachricht von dir bekommen? So besorgt konntest du also nicht sein.", erwiderte ich etwas scharf und ging an ihr vorbei.
Ich spürte ihren Blick auf meinem Rücken, bis sie wieder meinen Namen sagte und ich stehen blieb. "Y/n."
Obwohl ich mich nicht umdrehte, fuhr sie fort und sprach meine Befürchtung aus. "Ich werde für drei Tage verreisen."
Um Mr Shiozaki umzubringen? Um uns noch reicher zu machen, als das wir bereits sind? Um noch mehr Lügen in die Welt zu setzen? "Okay."
Ich konnte förmlich sehen, wie sie überrascht ihre Augenbrauen hochzog, da ich keine weiteren Fragen gestellt habe. Das musste ich nicht, denn sie würde sowieso nicht die Warheit sagen.
Nach ein paar Sekunden erklärte sie: "Ich habe dir Geld auf den Tisch gelegt, es sollte für diese drei Tage reichen. Bei Notfällen rufst du mich an, ja?"
Ich nickte und sagte nur noch "Bye", ohne mich überhaupt umgedreht zu haben und ging ins Wohnzimmer.
Sie verabschiedete sich ebenfalls in einem nervösen Tonfall, bevor sie sie Tür hinter sich schloss und es plötzlich ganz still wurde. Als ich das Zimmer betrat, bemerkte ich mehrere Geldscheine auf dem Tisch und daneben einen Zettel.
"Y/n, ich werde für drei Tage ins Ausland verreisen, um geschäftliche Dinge zu erledigen. Wenn das Geld nicht ausreicht, kannst du mich anrufen. Wir sehen uns, Mom."
Sie hatte nicht einmal vorgehabt, sich persönlich von mir zu verabschieden. Wäre ich ihr nicht jetzt begegnet, hätte sie so getan als wäre ich nicht hier und hätte mich ohne Vorwarnung alleine gelassen.
Wow, diese Frau überrascht mich immer wieder.
Ich schüttelte meinen Kopf und zerknüllte das Papier, ehe ich es in den Mülleimer warf. Scheiß drauf.
Vielleicht habe ich nicht so eine hervorragende Mutter, aber dafür Katsuki und meine anderen Freundinnen. Mein Leben ist gerade verdammt gut und das wird weder sie, noch jemand anderes mir kaputt machen.
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Zum ersten Mal war ich etwas zu früh in der Schule.
Also wirklich früh, es war 07:15 Uhr und ich hatte noch 45 Minuten Zeit, bis der Unterricht anfangen würde.
Wahrscheinlich lag es daran, dass ich gleich aufgestanden war und Zuhause nicht getrödelt habe.
Ich konnte einfach nicht mehr dort bleiben. Früher war mein Zuhause mein Zufluchtsort, aber jetzt waren es meine Freunde. Gott sei Dank.
Als ich durch den Schulhof ging, sorgte die ungewöhnte Stille für ein Kribbeln in meinem Magen. Es war noch nie so ruhig hier gewesen.
Und irgendwie ist diese Atmosphäre so seltsam.
Wie die Ruhe vor dem Sturm.
Ich lachte in mich selber hinein, weil meine Gedanken so komisch klangen.
Als ich mich umschaute und dann schlussendlich die Schule betrat, zog sich mein Magen nur noch mehr zusammen. Was ist nur los mit mir?
Da ich noch Zeit hatte, beschloss ich in den Saal zu gehen, wo immer die Versammlungen stattfanden und mich dort noch einmal umzuschauen.
Oft war sie wunderschön dekoriert und ich hatte nie richtig Zeit mal alles zu sehen. Nachdem ich durch die stillen Flure huschte und dann an der riesigen Tür angekommen war und sie öffnen wollte, zögerte ich kurz, als ich meine Hand auf die Türklinke legen wollte.
Was ist das?
Ich betrachtete die schwarzen Flecken auf der Türklinke und zog meine Brauen hoch. Als ich sie mit einer Fingerspitze berührte, bemerkte ich, dass sie trocken war und griff dann ganz nach ihr. Mhm, sieht aus wie Grafity. Seltsam.
Mein Magen zog sich immer mehr zusammen, doch ich schüttelte meinen Kopf und drückte die Klinke nach unten, bevor ich die Tür öffnete.
Und dann blieb mein Herz stehen.
Alles in mir schien sich zu drehen und ich schnappte so laut nach Luft, dass sich meine Lungen komplett zuschnürrten. Nein.
Nein. Nein. Nein.
Ich zwicke mich mit meinen Fingernägeln so fest, dass es schmerzte, aber ich wachte nicht auf.
Das hier war die Realität.
In diesem Moment, in dieser scheiß Sekunde änderte sich alles.
Wirklich alles.
Ich traute mich nicht zu blinzeln, als ich auf die zuvor riesige weiße Wand im Saal starrte, die nun mit schwarze Grafity vollgesprüht war.
Jedes einzelne Wort, jeder Buchstabe brannte sich in meine Fleisch.
Nein, bis in meine Knochen.
Y/n ist eine Hure.
Stirb Y/n.
Y/n ist hässlich.
Und dann..
Y/n ritzt sich.
....
Mein Herz hörte entgültig auf zu schlagen. Alles wurde schwarz und ich spürte, wie meine Knie einsackten. Einen Moment später fühlte ich den harten Boden unter mir und mein ganzer Körper zitterte. Mein Blut rauschte so laut wie noch nie in meinen Ohren und immer wieder hörte ich nur noch diesen einen Satz.
"Y/n ritzt sich."
"Y/n ritzt sich."
"Y/n ritzt sich."
So viele Fragen drängten sich unter diesem Wirbelsturm in mir auf, doch ich konnte nicht klar denken. Meine Hände stützten sich gerade noch so gegen den Boden und ich konnte gar nicht mehr aufhören diese scheiß Worte anzustarren.
Es fühlte sich an, als würde ich keine Luft mehr bekommen. Atme. Atme. Atme. Atme. Atme. Atme. Atme.
Mit aller Kraft schaffte ich es zur Seite zu schauen, doch dann riss ich meine Augen auf, als ich erst die anderen Worte erblickte, die ich zuvor noch nicht gesehen habe. Man konnte sie kaum lesen, weil sie so klein an der Seite geschrieben waren, doch als ich die Buchstaben entzifferte, klappte meine Mundlade nach unten und alles ergab plötzlich Sinn.
Wie die Mutter so die Tochter.
The whore of a whore.
Ich biss meine Zähne zusammen, als ich aufstand und noch näher trat.
"Deine Mutter ist eine Hure."
Ibara. Das sind ihre fucking Worte.
Sie war das.
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