Kapitel 111


Y/n:

Mein Körper bewegte sich wie von selbst, als ich mich blitzschnell duckte und den Boden streifte. Mein Rauch bildete schlagartig einen Schutzschild um mich herum und konnte somit noch in der letzten Sekunde Ibara's Ranken abwehren.

Der Boden unter mir schien zu erzittern und ich setzte meine ganze Stärke, für die ich die letzten Monate hart gearbeitet habe ein und bewegte mich mit meinem Quirk im Rhythmus. Ich spannte so fest es ging meine Finger an und kontrollierte jeden Staubkorn, bis ich meine ganze Macht ausschöpfen konnte und ihn mit ganzer Kraft gegen ihre Pflanzen stieß.

Ich nahm nur noch einen Schrei wahr, bis ich zwischen dem ganzen Rauch keiner ihrer Angriffe mehr erblicken konnte und nahm einen tiefen Atemzug. Mein ganzer Leib bebte und ich hörte mein Blut in den Ohren rauschen. Jeder Schritt kostete mich so viel Energie, dass ich kurz davor war einzusacken. Doch stattdessen wedelte ich mit meiner Hand die Überreste meines Quirks weg und musste laut nach Luft schnappen, nachdem ich Ibara erblickte.

Sie saß gebrechlich in der hintersten Ecke des Duschraums und husteste stark. Hinter ihr bildeten sich auf der Wand die Umrisse ihres Körpers ab, sodass man mit Sicherheit feststellen konnte, dass mein Quirk sie hart gegen die Wand geschleudert hatte.
Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern lief ich sofort auf sie zu und hievte sie hoch. "Ibara, ist alles okay bei dir?? Kannst du atmen?"

Gleich darauf bekam sie noch einen weiteren Hustanfall, doch bevor ich ihr so richtig auf die Beine helfen konnte, riss sie sich von mir los und schubste mich kräftig zur Seite. "Fass mich nicht an!"

Ihre Unterlippe blutete und ich war mir sicher, dass sie sich noch mehr Verletzungen zugezogen hatte.
"Wieso hast du mich angegriffen?", wollte ich von ihr wissen und versuchte dabei nicht allzu wütend zu klingen. Sie war nämlich nicht nur high, sondern auch zutiefst verletzt.

Davon abgesehen besaß sie eine gewaltige Kraft und wenn unser beider Quirk so richtig aufeinander stoßen würde, dann würde nicht nur die Wand hier darunter leiden. Der bloße Gedanke daran, dass ich das mit meinem Rauch geschafft habe, ließ mein Herz schneller rasen. Ich bin verdammt stark. Sogar stärker als Ibara, die einer der besten aus der Jahrgangsstufe ist. Doch wie hat das Katsuki gemacht?

"Weil du genau das fühlen sollst, was ich tagtäglich zu spüren bekomme!", fuhr sie mich an und ich konnte erkennen, wie sie ihre Hände zu Fäusten ballte.

Ich stemmte zur Sicherheit mein Gleichgewicht ganz auf beide Beine und nahm eine leichte Kanpfposition ein, falls sie mich erneut angreifen würde. "Du hast damit nur gezeigt, wieviel Würde und Anstand du besitzt, indem du mich hinterhältig angegriffen hast.", wandte ich ein und ihre Augen formten sich zu schmalen Schlitzen.

"Ach wirklich? Dann lass uns hier und jetzt alles ein für alle mal beenden. Du und ich, keine Regeln, keine Zeugen nur der, der am Ende nicht mehr kann. Falls du gewinnen solltest, wechsle ich die Schule, aber wenn du verlierst, dann wird dieser Horror hier für dich nur der Anfang sein." Ihre Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln, doch ich erwiderte es nicht.

Stattdessen löste ich meine Kampfposition auf und starrte sie etwas traurig, zugleich aber enttäuscht an. "Ibara, du tust mir echt leid. Wie gebrochen muss man sein, wenn man alles daran setzt einer Person über Monate hinweg das Leben zerstören zu wollen? Ich hoffe echt, dass du dir irgendwann im klaren sein wirst, was du überhaupt gesagt und getan hast. Ich will weder mit dir kämpfen noch streiten, also werde ich das mit dir bestimmt nicht auf diese Weise ausfechten. Wenn du irgendwann ein Held sein willst, dann benimm dich auch jetzt wie einer und zeige mir wieviel Ehre du besitzt. Denn jetzt sehe ich nur ein verweichliches Mädchen vor mir stehen, welches nichts anderes tun kann, als zu flennen." Die Worte kamen wie von selbst aus meinem Mund heraus und die vorherige Furcht von ihr nahm immer mehr ab.

Plötzlich hörte ich sie laut auflachen und sah, wie sie sich gegen die beschädigte Wand anlehnte. "Verweichlicht? Ich bin also verweichlicht?? Oh Y/n du hast gerade den größten Fehler deines Lebens begangen.", wisperte sie und kicherte "Du bist so was von am Arsch. Nein, du willst nicht einmal wissen, was ich dir alles antun kann."

Ein mulmiges Gefühl baute sich in meinem Magen auf, doch ich ignorierte es. Sie konnte mir gar nichts antun, denn ich war gerade um einiges stärker als sie. Wenn sie auch nur eine falsche Bewegung wagen würde, wäre ich in der Lage mich sofort zu verteidigen. "Du hast recht. Ich will es nicht wissen. Also bis Montag Ibara.", sagte ich danach seelenruhig und kehrte ihr den Rücken zu.

Ich spannte meine Finger auffällig stark an, sodass sie sehen konnte, dass ich mich bei einem nächsten Angriff sofort wehren würde. Und dann hörte ich nur noch ihr grausames Lachen, bevor ich den Raum verließ und die Tür hinter mir schloss.

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Ich habe mich gegen Ibara gewehrt.
Wow. Ich bin stark.

Diese Gedanken ließen mich bis zum Abend nicht los, doch obwohl sie mir so viel Selbstvertrauen gaben, kreisten noch weitere Dämonen in meinen Kopf herum.

Doch wieso hat sie dann so oft betont, dass sie mein Leben schlagartig zerstören kann? Was weiß sie alles?

Diese ganzen Fragen sorgten für ein immer unangenehmeres Gefühl in meinem Bauch und ließen mich kaum los. Obwohl es bereits 19:00 Uhr war,  habe ich mich immer noch nicht dazu überwunden Katsuki anzurufen und mich mit ihm zu treffen. Ich war die letzten Stunden so irritiert wegen dem Zusammenstoß mit Ibara gewesen, dass ich fürchtete ihm dann die Stimmung zu verderben.

Als ich gerade dabei war mich auf andere Dinge zu fokussieren und eine Serie auf meinem Laptop anmachte, hörte ich jedoch auf einmal mein Telefon sirren und sah, wie Katsuki's Name auf dem Display aufploppte.

Katsuki:

Katsuki: - sehen wir uns heute noch?

Ich biss mir etwas nervös auf die Lippe, bevor ich anfing zu schreiben.

Du: - Hey, ich weiß es nicht. Vor ein paar Stunden ist mir etwas seltsames passiert und irgendwie habe ich jetzt scheiß Laune und ich würde dich ungern damit anstecken :(

Die Nachricht war sofort auf gelesen, als bereits die nächsten Schreibblasen auftauchten.

Katsuki: - oder ich stecke dich mit meinem charm an und du wirst wieder überglücklich?
- ach komm y/n ich habe nichts anderes zutun als nur auf dich zu warten

Auf meinen Wangen bildeten sich Grübchen, als ich seine sarkastischen Nachrichten lese.

Du: - Auf mich warten? Heißt das etwa, dass du möchtest, dass ich zu dir komme?

Katsuki: - vielleicht. ich bin übrigens alleine zuhause also warum nicht? hast du angst dass uns jemand bei etwas unanständigem erwischt?

Das schlimmste war jedoch, dass er nie mit Smilys schrieb, was andere glauben lassen könnte, dass er das alles ernst meinte. Manchmal konnte ich nicht einmal die Ironie von seinen Witzen im Chat rauslesen, weil er sie immer so trocken raushaute.

Du: - Okay, ich komme, aber ich habe dich gewarnt, ich bin wirklich scheiße gelaunt. Gib mir zwanzig Minuten.

Katsuki: - gut du hast alle zeit der welt my lady

Ich kann das alles nicht mehr.

Nachdem ich meine Sachen packte, mich noch schnell fertigmachte und die Treppen runterging, bemerkte ich, dass meine Mutter bereits weg war. Meistens fehlte sie am Freitag Abend, was mir auch bis jetzt relativ egal  war, doch jetzt stellte ich mir die Frage, ob sie wieder bei Ibara war. Und wenn ja, was würde sie machen?

Ich ließ den Gedanken schnell weiterziehen, als ich meine Jacke anzog und die Tür hinter mir schloss.
Mir war erst jetzt aufgefallen, wie stark es regnete, weshalb ich beschloss mir eine Kapuze drüberzuziehen und schnell zu Katsuki's Haus zu laufen. Natürlich hätte ich bei einem solchen Regen eigentlich den Regenschirm genommen, wenn ich überhaupt wüsste, wo der wäre.

Trotz allem war es angenehm warm und man konnte die orange-rote Sonne zwischen den dicken Wolken leicht untergehen sehen. Es fehlte nur noch ein großer Regenbogen und mein Tag wäre wieder gerettet.
Als ich nach drei Minuten an Katsuki's Türschwelle stand und klingelte, wippte ich etwas aufgeregt von einem bis zum anderen Fuß und merkte erst jetzt, dass ich gleich zum ersten mal sein Haus betreten würde.

Meistens haben wir nur Zeit draußen oder halt bei solchen Ausflügen wie an dem Valentinstag verbracht und sind nur ganz selten in irgendeinem Haus gewesen. Ich sah wie das Licht im Flur anging und striff erneut über meine Haare, um sie etwas zu glätten.
Doch vergeblich, während ich zu Katsuki geprintet war, ist für einen kurzen Moment meine Kapuze nach hinten gesprungen und es hatte nur eine Sekunde gereicht, bis meine ganzen Haare befeuchtet wurden.

Jetzt stand ich also mit meinen eigentlichen Naturlocken vor seiner Tür und hoffte, dass er sie doch nicht aufmachen würde.
Nachdem sie sich öffnete und er vor mir stand, bemerkte ich sofort, wie er mich von oben bis unten betrachtete und einen zu langen Blick auf meine Haare warf.

"Sag ja nichts.", zischte ich und starrte ihn ernst an.

Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen, als er mich herein ließ und meinte: "Also mir gefällt es."
Er verließ kurz den Gang und betrat ein anderes Zimmer, ehe er wieder mit einem Handtuch auftauchte und es mir gab. Nachdem ich es um meine Haare wickelte und währenddessen meine Schuhe und Jacke auszog, führte er mich die Treppen hoch und ich schaute mich gespannt in den Gängen um.

Überall waren Familienbilder an den Wänden, die Katsuki's gefühlt ganzen Lebenraum zeigten und er fast auf jedem Foto dieses allzu bekannte Grinsen hatte. Alles war hier so liebevoll gestaltet, was für eine Leere in meiner Brust sorgte.
Was ich alles tun würde, um nur noch einmal solche Familienfotos in meinem früheren Haus betrachten zu können.
Nur noch einmal.

Als wir umgezogen sind, hatte meine Mutter sie in eine Kiste gesteckt und irgendwo versteckt oder vielleicht sogar weggeschmissen. Ich habe sie dann nie wieder gesehen, obwohl ich sie davor tagtäglich gesehen habe.
Wenn ich von der Schule kam, wenn meine Freunde bei mir waren und mich wegen meinen komischen Grimassen ausgelacht haben oder einfach nur wenn ich den Raum gewechselt habe. Sie waren immer da gewesen, haben dafür gesorgt, dass diese wundervollen Momente nicht in Vergessenheit gerieten.

Ich lächelte, als ich vor eins von Katsuki's Familienfotos stehen blieb und es näher betrachtete. Auf dem Bild war er vielleicht neun Jahre alt gewesen und schaute genervt mit verschränkten Armen auf dem Boden, während seine Mutter ihm provokativ die Haare mit einer Hand zerzauste und sein Vater dabei einen Lachanfall bekam. Ich liebte dieses Bild einfach.
Es war so realistisch, nicht irgendwie aufgezwungen, sondern zeigte seine Familie genau so, wie sie war.
Mir fiel erst jetzt auf, wie sehr ich das vermisst habe.

"Mach ja kein Foto davon.", warnte Katsuki und wartete ein paar Meter weit weg, dass ich ihm nachkam.

Ich grinste, beschloss aber es später, wenn er mich nicht sehen würde zu tun. Als ich auf ihm zu ging und er seine Zimmertür öffnete, stach mir sofort das blaue LED in die Augen, bevor uns die Dunkelheit umgab.

"Blau? Ist eher rot zu diesem Anlass nicht passender?", scherzte ich und musterte sein Zimmer. An manchen Wänden waren Poster draufgeklebt und obwohl es eher voll eingeräumt war, war es immernoch sehr ordentlich, was ich nicht von so jemanden Katsuki erwartet hätte.

"Hast du es etwa so eilig?", sagte er und ich lachte auf.

"Naja, wenn du..", fing ich an, konnte aber nicht ausreden, weil ich am Ende des Zimmers einen mit Glas geschlossenen Balkon sah, der mit ein Haufen Pflanzen beschmückt war.
"Das kann nicht dein Ernst sein.", stieß ich aus und öffnete bereits die Tür, um ihn zu betreten.

Am Fenster rollten unzählige Wassertropfen runter und die letzten Strahlen der Sonne spiegelten sich daran ab. Überall waren Blumen, hängende Pflanzen und sogar Efeu an den Decken. Es war wie ein Miniwald aber viel schöner, weil die bunten Farben einfach nur atemberaubend waren. "Wow. Ich hätte nie gedacht, dass du Blumen magst.", sagte ich und grinste ihn über meine Schulter blickend an.

Er zuckte mit dem Achseln, als er seine Hände in die Hosentaschen packt und auf mich zu kommt. "Mag ich auch nicht, meine Mutter hat den ganzen Scheiß ohne mich überhaupt zu fragen auf meinen Balkon verfrachtet.", antwortete er und ich lachte auf. Ich konnte gar nicht mehr genug von diesem Anblick bekommen, weil er so wunderschön war.

"Ab jetzt komme ich jeden Tag zu dir und verlasse nie wieder diesen Balkon. Das Einzige, was fehlt ist ein bequemer Sessel und ein Buch oder so.", erklärte ich und verschränkte zufrieden meine Arme.

Katsuki erwiderte darauf nichts, sondern fragte: "Was ist heute passiert, dass du anscheinend so scheise gelaunt bist?"

Ein Stechen fuhr durch meine Brust und ich beschloss doch reinzugehen.
"Du kennst doch Ibara, oder?"

Er nickte und ich setzte mich neben ihm aufs Bett. "Als ich mich heute in der Kabine duschen wollte bin ich zufällig auf sie getroffen und sie hat sich natürlich mega gefreut.", erzählte ich sarkastisch und schüttelte danach meinen Kopf. "Sie war halt komplett high und unsere Diskussion wurde dann ein bisschen körperlicher."

"Körperlicher?" Er zog seine Brauen hoch und starrte mich ernst an.

"Mhm, sie hat mich angegriffen. Aber ich habe mich gewehrt, also ist mir nichts passiert.", beschwichtigte ich und lächelte leicht. "Aber der Rest ist unwichtig. Ich glaube sie wird mich jetzt in Ruhe lassen."

"Okay, aber wieso bist du dann jetzt immernoch so scheiße drauf, wenn dir nichts passiert ist? Du konntest anscheinend gut mit deinem Quirk umgehen und hast ihr deine Meinung gezeigt.", entgegnete er und ich presste meine Lippen aufeinander.

"Ja, aber Worte tun manchmal mehr weh als Taten.", sagte ich und Katsuki fragte zum Glück nicht weiter nach, weil er wusste, dass ich nicht darüber reden wollte.

"Hmm, da ja deine Eltern nicht da sind..", fing ich nach ein paar Sekunden der unangenehmen Stille plötzlich an und grinste.

"Y/n, was hast du vor?", wollte Katsuki wissen und auch wenn er ernst klang, konnte man in seinem Gesischtsausdruck lesen, dass er neugierig war.

"Lass uns einfach entspannen, nur du und ich und ein bisschen Alkohol, ist das okay?? Bitte sag ja, denn das bräuchte ich gerade.", flehte ich und hoffte mir bald die kreisenden Gedanken austreiben zu können.

Er musterte mich einen Moment etwas skeptisch, als er dann aber meinen bittenden Blick sah, schnaubte er und sagte: "Na gut, aber übertreibs nicht so, dass du nicht mehr laufen kannst und dir wieder einen Bänderriss holst."

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Ich bekam diesen Kerl nicht einmal nach mehreren Weingläsern zum Tanzen. "Weißt du was, du bist ein Spielverderber.", stellte ich fest und schmunzelte. "Oder kannst du einfach nicht tanzen?"

Katsuki saß am anderen Ende des Zimmers auf dem Boden und lachte spöttisch auf, bevor er einen weiteren Schluck nahm. "Glaub ja nicht, dass dir diese Provokation helfen wird, Madame. Ich bin mir sicher, dass ich besser tanze als du, auf den ganzen Partys und dem Ball sah das ja nicht so gut aus.", bemängelte er und ich schnappte nach Luft.

"Hast du mich etwa auf dem Ball so lange beobachtet?", erkundigte ich mich und grinste. Wie oft hat er mich schon ohne dass ich das wusste beobachtet? Ich hoffe oft.

Ich war nach fast zwei Stunden etwas angetrunken, aber nicht so, dass ich nicht mehr wusste, wo ich war. Es war dieses angenehme Gefühl, was dafür sorgte, dass ich so langsam loslassen konnte. Und dann noch in Katsuki's Gegenwart.. Ich wusste nicht, wie ich so gut schauspielern konnte und so tat, als würde ich nichts für ihn empfinden. Denn gerade, in diesem Moment wollte ich nichts anderes als ihn.
Ihn nicht nur ansehen, sondern berühren. Überall.

Er betrachtete mich kurz für eine Sekunde, bevor er wieder seinen Blick abwandte und an seinem Glas nippte. "Kann sein. Wieso sollte ich dich nicht anschauen? An dem Abend sast du aus wie eine Königin."

Mein Herz machte einen Satz und ich spührte, wie sich automatisch meine Wangen erhitzten. Es regnete immernoch und ich hörte immer wieder die Tröpfchen gegen die Fensterscheibe prallen. Und obwohl ich ganz die Stunden davor nicht vergessen konnte, spührte ich wieder diese Leichtigkeit in mir. Besonders in seiner Präsenz.

Ich ließ mich mit dem Rücken auf Katsuki's Bett fallen und faltete meine Finger hinter meinem Kopf zusammen, als ich schnaubte. "Na gut, wenn du mir nicht zeigen willst, wie gut du tanzt, dann zeig mir etwas anderes, was du richtig gut kannst.", forderte ich ihn auf.

Er fixierte mich für einen kurzen Moment, bevor er plötzlich anfing zu grinsen. "Okay, dafür liegst du bereits an der richtigen Stelle.", sagte er und ich sprang sofort auf, bevor er anfing zu lachen.

"Etwas anderes!", fuhr ich ihn an und tippte etwas ungeduldig auf meinem Oberschenkel rum.

Ich war ebenfalls kurz davor einfach drauf loszulachen, wollte aber nicht vom Thema abweichen. "Zeig mir etwas, was nicht nur ein Hobby, sondern eine Leidenschaft oder so ist.
Ich will mehr über dich erfahren.", erklärte ich und er runzelte die Stirn.

"Das klingt ein bisschen tiefgründig."

"Jetzt sag schon."

Katsuki schnaubte, ehe er sich auf die Beine erhob und auf einmal auf seinen Schrank zuging und ihn öffnete. "Ich spiele schon seit langem E-Gitarre, aber bis jetzt habe ich es eigentlich niemanden erzählt. Irgendwie ist es was persönliches, verstehst du?"

Auf meinen Wangen bildeten sich Grübchen, als ich ihn dabei beobachtete, wie er sie rausholte.
"E-Gitarre? Ich hätte eher gedacht du bist so ein Schlagzeug Typ.", schmunzelte ich und legte meinen Kopf etwas schief.

Katsuki verbindete es mit einem Verstärker und setzte sich neben mich und sofort verspührte ich seine Wärme, als sich unsere Schultern berührten. "Und wieso?"
Er drehte konzentriert an den Mechaniken herum und seine Haare fielen ihm etwas ins Gesicht.

"Naja du scheinst nicht so eine sanfte Person zu sein. Ich finde ein Schlagzeug würde einfach besser zu dir passen.", erklärte ich und spührte bereits den Alkohol wirken.

Plötzlich hob er seinen Kopf und blickte mir direkt in die Augen.
"Y/n, ich werde dir gleich zeigen, dass du dein scheiß Schlagzeug im Vergleich zu das hier in die Tonne werfen kannst."

Er fokussierte sich wieder auf seine E-Gitarre und fing an an ein paar Seiten zu zupfen und es kamen sanfte Töne heraus. Danach fixierte er erneut etwas und die Stille legte sich wie eine Decke über uns. Das Einzige, was zu hören war, waren die Regentropfen die immer wieder gegen das Fenster prasselten.

"Okay bereit?", fragte er und ich kicherte leise.

"Ach wie krass muss es denn bitte sein, wenn du mich..", fing ich an, doch konnte nicht ausreden, als Katsuki bereits anfing und mir die Luft aus dem Lungen entweichte.
(STOPP!! Hört euch jetzt nebenbei "Do I Wanna Know?" an, das ist wichtig!)

Die harten Töne von der E-Gitarre von "Do I Wanna Know?" von den Artic Monkeys sorgte dafür, dass sich mein ganzer Magen zusammenzog und mein Herz sofort anfing schneller zu schlagen. Sie hallten so laut in meinen Ohren nach, dass meine ganze Haut kribbelte und ich schlagartig Gänsehaut bekam. 

Die Klänge wurden immer tiefer, immer aggressiver und wirkten perfekt einstudiert. Katsuki's Finger flogen über die Seiten und wirkten so, als hätten sie nie etwas anderes getan.
Ja, dieser Song beschrieb Katsuki.
Ich konnte mein Schlagzeug wirklich in die Tonne werfen.

Während des ganzen Spiels machte er keinen einzigen Fehler und sorgte dafür, dass dieses Kribbeln im Bauch noch größer wurde. Seine Haare waren etwas zerzaust, als er die letzten Sekunden vor dem Ende spielte und dann mit einem letzten intensiven Ton aufhörte. Als er seine Kopf hob und mir in die Augen blickte, blieb mein Herz kurz stehen.

Sie sahen anders aus. In seinen Pupillen spiegelte sich nicht mehr dieser Ehrgeiz und diese Aggressivität ab, sondern Verlangen. Sie fixierten mich, ließen mich nicht mehr los und erst jetzt bemerkte ich, dass unser beider Atmung abgehackt war. Die Geräusche der Regentropfen verblendeten sich und das Einzige, was ich wahrnahm, war dieser verdammte Song, welcher dafür sorgte, dass ich Katsuki um so mehr wollte.

Seine blutroten Augen verschlangen mich regelrecht und ich traute mich nicht zu blinzeln. Sie waren zu schön.
Ich spürte, wie er etwas näherrückte, vielleicht ein paar Zentimeter, aber für mich waren es Meilen. Als seine Hand auf meiner Taille landete, zuckte ein scharfer Stich durch meine Brust. "Katsuki.", stieß ich aus und meine Haut fing genau an dieser Stelle an zu brennen.

Er machte keine Anstallten sie wegzunehmen, sondern tat etwas, was dafür sorgte, dass ich nicht mehr atmen konnte. Katsuki zog mich näher zu sich und ich musste meinen Kopf etwas in den Nacken legen, um ihn anzuschauen, weil wir uns so nah waren. Ich fühlte, wie sein Atem auf meinen traf und sich seine Brust hebte und senkte. Seine Hand blieb weiterhin auf meiner Taille und ich spührte, wie die andere über meinen Rücken striff. Nein, dass kann nicht sein. Was wird das hier? Das ist nicht wahr, er steht nicht auf mich und wenn doch dann geht das hier nicht. Er..

Ich benetzte meine Lippen, bevor ich mit zittriger Stimme sagte: "Katsuki, wir können doch nicht.. Ich meine.. was wenn es wieder alles kaputt macht?" Dann soll es kaputt sein.
Ich kann das alles nicht mehr.

Er starrte mich voller Verlangen an und jetzt wusste ich, dass es mir gewidmet war. "Nur ein paar Küsse werden unsere Freundschaft nicht ruinieren. Versprochen."
Mein Blut gefrierte in meinen Adern.

"Aber..", wandte ich ein, doch er ließ mich nicht ausreden.

"Scheiß drauf."
Und dann zog er mich zu sich heran und küsste mich.

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