Kapitel 104


Y/n:

Ich musste blinzeln, als ich meine Augen öffnete und das helle Licht sie blendete. Mir war so warm, dass es sich anfühlte, als wäre ich tagelang in der Wüste gewesen und sofort schlug ich die Decke weg, die ich zuvor auf mir gespürt habe. Katsuki.

Meine Erinnerungen stiegen mir sofort wieder in den Kopf und ich stemmte mich mit meinen Armen gegen das Bett, bevor ich mich überall umschaute. Ich sah, dass mein verletzter Fuß auf ein paar Kissen nach oben gelagert wurde und gleich darauf spührte ich es bereits pochen.
Alle drei Bänder auf einmal gerissen und dazu noch eine Prellung, toll.
Wenigstens ist die Operation scheinbar gut gelaufen.

"Y/n.", hörte ich eine allzu bekannte Stimme und drehte mich sofort auf die andere Seite.

Katsuki saß gerade eben noch auf einem anderem Bett und stand langsam auf, um auf mich zuzukommen. Seine Stirn war bandagiert und ich konnte erkennen, wie er ein bisschen humpelte.

Die Fetzen von den Szenarien von vor ein paar Stunden kamen immer mehr hoch und meine Augen fingen an zu brennen. Das alles war nur wegen mir passiert, weil ich ja unbedingt umknicken musste. Und Katsuki..

"Katsuki, es tut mir so..", fing ich mit zitternder Stimme an, doch er ließ mich nicht ausreden, sondern zog mich in seine Arme.
"Geht es dir gut?"

Ich nickte und vergrub mein Gesicht in seiner Brust, bevor ich zu Schluchzen anfing. Es ist alles wegen mir passiert, verdammt.

"Du hättest mich zurücklassen sollen.", sagte ich und musterte seine Stirn. "Und nicht noch den Polizisten verprügeln sollen."

Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, als er entgegnete: "Er hat dich angefasst."

"Es war aber nicht so schlimm für mich, das du dich da hättest einmischen sollen. Du weißt doch jetzt, was passieren wird.", wandte ich ein und mein Magen zog sich zusammen.

"Es war aber für mich schlimm.
Y/n, ich bereue gar nichts, außer, dass ich dich nicht gleich hochgehoben habe und mit dir abgehauen bin. Ich würde es sonst genauso noch einmal tun, wenn dich wer auch immer gegen deinen Willen berühren würde." Meine Augen weiteten sich und die Schmerzen linderten sich auf einmal. Küss mich.

Ich kam mit meinem Kopf etwas näher und Hitze stieg in mir auf.
"Danke, für alles." Dafür, dass ich trotz allem diesen Abend genießen konnte und du an meiner Seite warst.

Katsuki näherte sich mir ebenfalls und ließ mich nicht aus den Augen.
Seine Pupillen fokussierten mich und sorgten dafür, dass mein Herz einen Satz machte. Wenn ich ihn hier und jetzt küssen würde, würde sich alles ändern. Doch vielleicht war es gut.
Ich will es so sehr. Immer wenn ich ihn anschaue, dann vergesse ich alles,
verliere mich in seinen Augen und will nie weg. Einfach verloren bleiben.

Ich benetzte meine Lippen und konnte erkennen, wie er kurz einen Blick darauf warf. Tu es. Jetzt.

Plötzlich wurde die Tür geöffnet und ich riss mich aus meiner Trance, indem ich mich sofort wieder zurückzog. Katsuki tat das gleiche und auf einmal fiel die Realität wie Steine auf mich herab. Meine Gedanken schwirrten erneut durch den Kopf und diese magischen Sekunden zwischen uns erloschen einfach. Wie, als hätten sie nie existiert.

"Y/n, L/n?", erkundigte sich eine Krankenschwester und schaute sich im Raum um.

"Ja?", antwortete ich gepresst und konnte im Augenwinkel erkennen, wie Katsuki aufstand und sich aufrichtete.

"Ihre Mutter ist da. Sie wird jetzt reinkommen."

"Scheiße.", stieß ich wie von selbst aus und hörte, dass Katsuki sich ein Lachen unterdrücken musste.

"Y/n!", hörte ich sie bereits rufen, bevor ich sie überhaupt erblickte.
Meine Mutter kam mit hastigen Schritten auf mich zu und starrte mich schockiert, zugleich aber auch wütend an.

"Was hast du bitte gemacht?! Und dein Knöchel!" Sie berührte den Gips und ich keuchte schmerzerfüllt auf.

"Ich kann es erklären, Mom, aber..", fing ich an, doch sie unterbrach mich.

"Nichts aber, mir wurde gesagt du hast Alkohol getrunken. Und nicht nur das, auf dieser Party, von der du mir ja nichts gesagt hast, wurden auch Drogen konsumiert! Ist das dein Ernst?!", fuhr sie mich an und ihre Augen loderten.

Erst jetzt fiel mir auf, dass sie ein elegantes Kleid trug und generell sehr herausgeputzt aussah. Ich hätte schwören können, dass sie vor einer guten halben Stunde auf einem Date mit Ibaras Vater oder sonst wem war.
Vielleicht auch mit diesem kriminellen Logan? Bei ihr konnte man sich einfach alles denken.

"Sie hat nichts konsumiert, dass kann ich Ihnen versichern.", mischte sich plötzlich Katsuki ein und ich stöhnte innerlich auf.

Meine Mutter drehte sich zu ihm um und sah ihn irritiert an. Wahrscheinlich ist ihr erst jetzt aufgefallen, dass er die ganze Zeit neben mir stand.

"Und wer bist du, ihr Freund?", fragte sie etwas heralässig und ihre Augen formten sich zu schmalen Schlitzen.

Seine Pupillen weiteten sich und ich war mir sicher, dass er nicht genau wusste, was er sagen sollte.
"Ich bin Katsuki Bakugou und nein ich bin nur ein Freund von ihr."

"Hast du Drogen genommen?"

"Nein."

"Hast du getrunken?"

"Nein."

"Hast du dich geprügelt, oder woher kommt diese Platzwunde?" 

"Nein, ein Polozeioffizer hat mich niedergeschlagen."

Ach du scheiße.

"Wieso?"

Er zuckte lässig mit den Achseln und steckte seine Hände in die Hosentasche. "Das wüsste ich auch  gerne mal."

Ihr Blick verweilte ein wenig länger auf Katsuki, drehte sich aber dann schlussendlich um und sah mich scharf an. "Okay, wir gehen jetzt."

Ich war mir sicher, dass es nichts bringen würde, wenn ich ihr auf meine Verletzung aufmerksam machen würde, weswegen ich nur sagte: "Ich kann nicht laufen."

"Dann holen wir dir einen Rollstuhl."
Sie schaute sich im Raum um und als sie keinen fand, drehte sie sich zu Katsuki um und sagte: "Okay, kannst du uns einen Rollstuhl holen? Bitte?"

Er nickte und verschwand gleich darauf. Ich schluckte, weil ich wusste, dass sie mich gleich anmaulen würde.
Bitte lass ihn schnell wieder zurückkommen.

"Du hättest mir von der Party Bescheid sagen sollen.", fing sie an und verschränkte ihre Arme.

"Ach und hättest du mich dann gelassen dahin zu gehen?", entgegnete ich und hob mein Kinn an.

"Ja, das hätte ich."
Ich zog überrascht meine Augenbrauen hoch und konnte ihre Worten kaum Glauben schenken.

"Aber trotzdem hättest du dich nicht so betrinken dürfen, ist dir eigentlich klar, dass das der Schule gemeldet wird?!", zischte sie mich an und meine Lungen schnürrten sich kurz zu. Bitte lass Katsuki da irgendwie durchkommen.

Die Tür wurde wieder aufgerissen und Katsuki kam mit einer Krankenschwester rein, doch ohne jeglichen Rollstuhl oder Krücken.
"Hallo Frau L/n, leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir weder Rollstühle, noch Krücken auf der Station haben.", sagte sie in einem freundlichen Ton.

"Was, wie?!" Meine Mutter drehte sich zu ihr um und starrte sie entsetzt an. "In welchem Krankenhaus gibt es bitte nicht genug Krücken und Rollstühle??"

Die Krankenschwester ging unmerklich einen Schritt zurück, ließ sich aber sonst nichts anmerken.
"Heute gab es leider sehr viele Unfälle mit verletzten Patienten wegen dem Glatteis auf den Straßen. Jedoch hat sich der Liebe Herr hier zur Stelle gemeldet, um ihre Tochter bis zu Ihrem Auto zu tragen. Ist das in Ordnung für Sie?"

Meine Mutter schnappte laut nach Luft, als sie sagte: "Nein, ganz sicherlich nicht. Y/n kann auch laufen."

"Mom, mein ganzer Fuß ist bandagiert.", wandte ich ein und sie warf mir einen Todesblick zu.

"Du kannst dich trotzdem an mir abstützen, soll dich der Typ gleich schwängern oder was?!"
Ach. Du. Scheiße.

"MOM!" Ich war kurz davor innerlich zu sterben und traute mich nicht Katsuki in die Augen zu blicken.
Als ich es doch tat erkannte ich ein perverses Grinsen auf seinem Gesicht, während er mir zuzwinkerte.

"Also ich würde sie wirklich tragen lassen, weil der Weg bis zum Ausgang lang ist und es sehr schmerzvoll für sie sein kann. Doch wir versprechen Ihnen, dass Recovery Girl morgen zur Stelle ist und sie vollends heilen kann.", mischte sich die Krankenschwester etwas zögerlich ein und meine Mutter schnaubte.
"Na gut."

Katsuki fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare, ehe er auf mich zukam und seine Arme um meine Oberschenkel und meinen Rücken legte. "Bereit?", fragte er noch einmal, wartete aber nicht auf eine Antwort, sondern hob mich mit einem Schwung hoch. Ich musste mir ein Kreischen unterdrücken, weil es so plötzlich kam und lächelte ihn daraufhin an.

"Keine Sorge Frau L/n, ich werde dafür sorgen, dass nichts zwischen uns passieren wird.", sagte er und ich stieß ihm mit meinem Ellbogen gegen die Rippen. Das ist nicht sein scheiß Ernst.

"Das will ich mal hoffen.", gab sie streng zurück und ging bereits vor.

Er folgte ihr mit ein paar Metern auf Abstand und beugte sich nach ein paar Sekunden zu mir vor, als er in mein Ohr flüsterte: "Denkst du sie mag mich?"

Als sein heißer Atem auf meine Haut traf bekam ich sofort Gänsehaut, musste jedoch auflachen.
"Ja, bestimmt."

"Aber wieso ist sie so..angsteinflößend? Ich meine, meine Mutter ist manchmal schon furchterregend aber deine.."

"Sie ist eine Südländerin, was denkst du denn? Das ist normal bei uns Spanierinnen.", sagte ich und seine Mundwinkel zuckten.

"Dann werde ich doch lieber immer durch das Fenster in dein Zimmer einsteigen und nicht an der Tür klingeln." Seine Hände rutschten immer auf und ab und mit fiel es schwer mich auf das wesentliche zu konzentrieren. Wollte er mich vorhin auch küssen oder nicht?

Nachdem wir das Krankenhaus verließen und unser Auto erreichten, legte Katsuki mich auf die Hinterbank und mein Knöchel fing an zu schmerzen. "Danke." Sagte ich und lächelte ihn an.

Er nickte und erwiderte das Lächeln mit einem leichten Grinsen, wie er es immer tat. Ich liebte es.
Doch als er gerade die Autotür schließen wollte, hielt ich ihn auf, indem ich "Warte" sagte.

"Hm?"

"Wo sind deine Eltern, wirst du noch abgeholt?", erkundigte ich mich und er schüttelte seinen Kopf.

"Sie haben keine Zeit. Aber ist egal, ich fahre einfach mit dem Bus."

"Nein du fährst mit uns, wir sind ja gefühlt Nachbarn.", erwiderte ich und er blickte kurz zu meiner Mutter, die vor mir saß. 

"Mom?"
Ich hätte schwören können, dass sie  mit ihren Augen rollte, befahl jedoch nur: "Steig ein."

Nachdem Katsuki in den Beifahrersitz einstieg, fuhr sie los und die Fahrt verlief relativ wortkarg.
Die Schmerzen wurden immer schlimmer, doch das war nichts im Vergleich zu der Leere und den Schuldgefühlen, die ich gleich verspüren würde, wenn ich alleine wäre. Ich betete einfach nur, dass Katsuki trotz allem immer noch die U.A. besuchen dürfte und ein großer Knoten bildete sich in meinem Magen. Wenn nicht..

Nach einer zwanzig Minütigen Fahrt, waren wir schließlich zuhause und Katsuki bedankte sich, bevor er  ausstieg und mir noch einmal zuwinkte. Ich lächelte und in dem Moment, wo der frische Windzug von draußen mich traf, veränderte sich die ganze Atmosphäre. Der Abend mit ihm war zu Ende. Und nach all dem Scheiß, war er trotzdem noch auf irgendeine Weise besonders gewesen.

Meine Mutter fuhr schlussendlich in unsere Einfahrt und parkte ein, doch statt auszusteigen, atmete sie nur hörbar aus und fältete ihre Hände um den Nacken. "Ach Y/n."

Ich hätte erwartet, dass sie mich jetzt anschrie, jedoch tat sie es nicht.
"Was passiert jetzt? Ich meine das mit der U.A.?", wollte ich wissen und meine Stimme hörte sich heiser an.

"Ich werde das schon regeln, aber tu das nie wieder! Frag mich immer, bevor du auf irgendeine Veranstaltung gehst." Wieso verhält sie sich so anders? Eigentlich hätte sie mich schon längst anschreien und mir für zwei Jahre Hausarrest erteilen sollen.

Ich dachte für eine Weile über meine Worte nach, die ich ihr irgendwie sagen musste, als ich dann etwas zögerlich anfing: "Mom, danke, dass du das für mich regeln wirst, aber.. "

Sie drehte sich zu mir um, als ich nicht weitersprach und schaute mich erwartungsvoll an. "Katsuki -  der Junge von gerade eben wird höchstwahrscheinlich von der Schule geschmissen werden und du musst wissen, dass für ihn die U.A. viel wichtiger, als für mich ist, also.."

"Willst du mich bitten, dass ich das für ihn auch regle? Wieso denkst du, dass ich das kann?" Sie musterte mich und wollte in meinem Gesichtsausdruck ablesen, ob ich etwas über die Beziehung von ihr und Ibara's Vater wusste.

Meine Lippen zogen sich zu einem dünnen Strich, als ich antwortete: "Ich weiß, dass du es kannst, für dich ist alles möglich. Bitte sorge dafür, dass er weiterhin auf die Schule gehen kann. Katsuki ist ein wirklich guter Freund von mir und er hat diese Verletzung nur, weil ein Polizist mich belästigt hat und er mich vor ihm beschützt hat."

Ihre Augen weiteten sich und sie schaute aus dem Fenster auf die Straße hinaus. "Er hat dich beschützt?"

Ich folgte ihrem Blick und dachte an den schrecklichen Moment, wo er von hinten auf den Boden gerammt wurde. Er hat das nur für mich getan.
"Ja."

Nach ein paar Sekunden der Stille, antwortete sie: "Okay, ich regle das."

Mein Herz blieb stehen und der Moment schien für mich nicht real zu sein. "D-Danke." Das ist nicht meine Mutter. Nicht die Übliche.

Ohne auch nur einen Moment zu warten, zog ich mein Handy aus der Jackentasche und suchte den Chat mit Katsuki auf. Meine Finger zitterten, als ich anfing zu schreiben.

Katsuki:

Du: - Versprich mir, dass du keine Fragen stellen wirst.

Die Häkchen wurden sofort blau.

Katsuki: - mach mir ja keine angst

Du: - Versprich es mir einfach!

Katsuki: - jaja versprochen lass diesen pinky promise machen oder wie heißt das was ihr mädchen da immer tut

Ich musste anfangen zu grinsen, während ich schrieb.

Du: - Der Schule wird nichts über dem Vorfall von heute Abend gemeldet. Du kannst auf der U.A. bleiben und nein ich verarsche dich nicht.

Katsuki brauchte etwas länger, um zu antworten und mein Griff verfestigte sich um mein Handy.

Katsuki: - was auch immer du gemacht hast danke. dafür lade ich dich bald irgendwo ein hast du einen wunsch?

Mir wurde warm und ich erwischte mich dabei, wie ich lächelte.

Du: - Such dir das aus, wo du denkst, dass es mir am meisten gefallen könnte.

Katsuki: - okay

Ich schaltete mein Handy aus und schrack auf, als meine Mutter mich anstarrte.

"Wirst du mal fertig, oder wie lange willst du noch mit ihm schreiben?", fragte sie genervt und klappte dann den Spiegel auf, um ihren Lippenstift noch einmal aufzutragen.

"Woher wusstest du..", wollte ich wissen, doch die unterbrach mich.

"Du bist genauso rot wie vorhin, als er dich wie eine Prinzessin getragen hat.", erklärte sie und ich fasste mir reflexartig an meine heißen Wangen.
Wieso ist sie nicht wütend deswegen??
Auch wenn ich gar nichts verstand, beschloss ich einfach diesen Abend zu genießen, weil ich nicht wusste, wie lange diese angenehme Stimmung anhalten würde.

Plötzlich vibrierte erneut mein Handy und ich schaltete es sofort ein.
Eine weitere Nachricht von Katsuki ploppte auf.

Katsuki:

Katsuki: - dein lächeln 

Ich verstand nicht, was er meinte, weswegen ich schrieb:

Du: - Was?

Seine nächste Nachricht sorgte für ein Ziehen in meiner Brust.

Katsuki: - du hast mich als du betrunken warst gefragt was ich an dir am schönsten finde doch ich konnte da nicht antworten.
es ist dein lächeln

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