Kapitel 101
Y/n:
Wie konnte ich bitte nur so dumm sein? Ich stehe auf Katsuki.
Und das schon lange.
Schlagartig gingen mir alle Bilder durch den Kopf, wo ich diese Gefühle für ihn, die jetzt in mir zu überlaufen drohten, unterdrückte und ignorierte.
Aus irgendeinem Grund hätte ich nie gedacht, dass ich etwas für ihn empfinden würde - oder könnte.
Doch während ich ihn immer wieder von der Seite ansah, bemerkte ich, dass es so viel schwieriger war meinen Blick von ihm abzuwenden.
Er war so schön, verdammt. Aber nicht nur das, er war... ich konnte es nicht in Worte fassen.
Das einzige, was ich spührte, war wie mein Herz rasand gegen meine Brust schlug und mein Bauch kribbelte. Lass diesen Moment niemals enden. Bitte. Ich will ihn weiterhin anschauen können und in meiner Nähe haben.
Plötzlich konnte ich gar nicht mehr verstehen, wieso ich nicht schon früher so empfunden habe.
Doch ich war mir auch sicher, dass meine Gefühle nicht bis erst jetzt kurz vorm platzen waren. Wie konnte ich nur so dumm sein?!?!
Nein, ich kann ihn nicht lieben.
Ich darf es nicht. Wir sind nur Freunde, sonst nichts weiter. Es würde nicht klappen, wir sind zu unterschiedlich. Ich währe nur eine Last für ihn und er weiß schon so oder so zu viel über mich. Lass es sein.
Doch ich konnte nicht.
Katsuki hatte etwas an sich, was dafür sorgte, etwas zu fühlen - leben zu wollen und es zu genießen.
Er war wie ein Zuhause.
Schau ihn nicht an! Hör auf!!
Der Wind wehte durch seine Haare und ich konnte genau erkennen, wie sie sich zerzausten. Sein Blick ruhte wie gebannt auf den Ausblick von Tokio und dehren riesige Hochhäuser, sodass er nicht sah, wie lange ich ihn bereits anstarrte.
Plötzlich wandte er sich zu mir und wir schauten uns in die Augen.
Irgendetwas funkelte in ihnen.
"Wollen wir uns auf einer der Liegen hinsetzen und einfach nur reden?", erkundigte er sich und zeigte mit seinem Kinn darauf.
Ich nickte einfach nur und versuchte mich innerlich zu beruhigen, während wir darauf zugingen und uns in der Nähe vom Meer hinsetzten.
Katsuki ließ sich neben mir nieder und mir wurde warm, als ich unsere Schultern berührten.
Konzentriere dich.
Ich atmete tief ein und aus und musterte die weißen Rauchwolken, die aus meinem Mund aus hochstiegen. Doch obwohl es so kalt war, spührte ich nur Hitze in meinem Körper und mir wurde schon beinahe schwindelig.
Nachdem wir uns zusammen auf eine Liege hinsaßen und das glänzende Meer betrachteten, berührten sich dabei immer wieder uns Schultern.
Schau ihn nicht an.
Wir betrachteten schweigend die Wellen, die immer wieder in sich zusammenbrachen und uns fast bis zu den Schuhen erreichten.
Die Aussicht war einfach wunderschön und die ganze Atmosphäre hatte etwas friedliches an sich. Nach ein paar Sekunden entspannte ich mich zum Glück etwas und verdrängte die Gefühle für ihn.
Plötzlich sah ich, wie Katsuki sich zu mir drehte und mich für einen Moment still fokussierte.
"Hm?", stieß ich aus und wandte mich ebenfalls zu ihm. Seine blutroten Augen strahlten diese Sicherheit und Wärme aus, die ich auch gerne hätte.
"Erzähl mir was über dich.", sagte Katsuki und ich zog etwas überrascht meine Augenbrauen hoch.
"Was denn? Willst du etwas bestimmtes wissen?"
Er zögerte für einen Moment, bis er sagte: "Erzähl mir von deinem Leben in der USA."
Mein Magen zog abrupt zusammen, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. "Da gibt es nicht viel zu sagen. Ich bin zur Schule gegangen und ja, das war's."
Katsuki legte seinen Kopf etwas schief
und starrte mich weiterhin ernst an.
"Wie war die Schule dort? Gibt es wirklich auf jeder davon so eine heiße Cheerleadergruppe, die dann immer solche komischen Tänze auführen?"
Ich musste anfangen zu lachen, während er mich nur angrinste.
"Auf der Highschool ja, aber dort war ich nur etwas mehr als ein halbes Jahr, bis ich hierher gezogen bin."
"Warst du so ein Cheerleader?", fragte er wieder komplett seriös und ich prustete wieder los.
"Jaja, bestimmt gehörte ich zu den Mädchen, die in voll kurzen Röcken gekleidet waren und liebte es jedem meinem Arsch zu zeigen.", antwortete ich ironisch und schnaubte danach, während ich meine Hände nach hinten stützte und meinen Kopf in den Nacken legte, um die Sterne über uns zu betrachten.
"Nein, ich war irgendwie in der Mitte. Man kannte mich, aber ich war nicht so richtig populär, dass man mir gleich den Weg freimachte, wenn ich den Flur überquerte.", erklärte ich schlussendlich und dachte wieder an die Zeiten zurück.
"Also warst du langweilig für die, oder was?", meinte Katsuki und ich schüttelte meinen Kopf.
"Ich hätte eine von den Cheerleadern sein können, oder wer auch immer, aber ich wollte es einfach nicht.
Denn diese Mädchen folgten immer einem Schema, trugen und machten das gleiche und lästerten am Ende über sich gegenseitig ab. Das war keine Freundschaft."
Er nickte verständnisvoll, bevor er die nächste Frage stellte. "Und wie waren deine Freunde?"
Ich zog scharf die Luft ein und mein Herz hatte für einen kurzen Moment einen Aussetzer. Die alten Fetzen meiner längst vergessenen Erinnerungen stiegen immer mehr in meinen Kopf und meine Lungen schnürrten sich schlagartig zu.
"Gut.", presste ich etwas verspannt heraus und hoffte, dass er das Thema nicht zu sehr öffnete.
"Hast du noch Kontakt mit ihnen?"
"Nein."
Und das nur wegen mir.
Anscheinend konnte man mir die Anspannung deutlich ablesen, denn er erwiderte nichts mehr darauf.
Stattdessen ließ er sich mit dem Rücken ganz auf die Liege fallen und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Er folgte ebenfalls meinem Blick indem er in den Himmel schaute. Man konnte aber leider nur wenige Sterne erkennen, weil das helle Licht der Stadt uns die Sicht nahm.
"Als ich klein war habe ich oft im August in Spanien die Sternschnuppen betrachtet, weil sie da dann am meisten vorbeiflogen. Wir hatten dort so ein Feld, wo es gar kein Licht gab und ich hätte da Stunden lang bleiben können, wenn mich meine Eltern nicht gezwungen hätten nachhause zu kommen.", fing ich plötzlich an zu erzählen, ohne darüber vorher nachgedacht zu haben.
"Ich habe noch nie eine Sternschnuppe gesehen.", sagte Katsuki plötzlich und ich wandte mich zu ihm.
"Oh ja, in Tokio ist es sehr schwierig, aber warst du nie irgendwo anders?"
Er schüttelte seinen Kopf und in seinen Augen spiegelte sich aufeinmal
eine große Trauer ab. "Als meine Eltern erfahren haben, was für einen Quirk ich besitze, haben sie meine ganzes Leben lang nur dafür gesorgt, dass ich tagelang Traning und Privatstunden hatte, damit ich irgendwann auf die U.A. komme und ein Profiheld werden kann. Es gab da keine Zeit zum reisen oder sonstiges."
Ich legte mich neben ihn und berührte sanft seine raue Hand.
"Wolltest du es aber genauso sehr, oder war es nur reiner Zwang?"
Er schnaubte und erwiderte meinen Handdruck. "Ich wollte meine Eltern stolz machen und einfach nur meinen Respekt von allen verdienen. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich so vielen Menschen nur Angst und Schrecken einjagen würde. So viele fürchten und hassen mich einfach nur, aber ich sollte mich nicht beklagen, denn ich habe auch für nichts anderes gesorgt."
Seine Worte trafen mich so schwer wie Steine, doch ich ließ ihn weiterreden. "Ich habe wirklich viel Scheiße gebaut, dass ist mir mehr als bewusst. Doch manchmal wünsche ich mir einfach nur, alles rückgängig machen zu können, sie zu bitten, etwas unverzeihliches vergeben zu können. Aber es ist so wie es ist, ich kann es nicht ändern. So bin ich halt.
Ein Held, der trotzdem von jedem seinen Respekt durch Angst und Schrecken verdiehnt."
Meine Lippen zitterten leicht, als ich sagte: "Ich fürchte dich nicht, niemals.
Ich kenne dich und weiß, dass du nicht böse, sondern verletzt bist.
Du versuchst alles einfach runterzuschlucken und es für dich zu behalten, aber es klappt nicht, deswegen drückst du alles mit Wut aus. Aber es ist okay zu reden. Ich bin für dich da, weil ich weiß was für ein Mensch du bist und du hast es verdiehnt, dass dir jemand zuhört."
Er schaute mir tief in die Augen und seine Pupillen weiteten sich kurz.
"Ich bin für dich da." Wie oft er diese Worte zu mir gesagt hat und ich sie jetzt erwidern konnte.
Das einzige, was zu hören war, war unser beider Atem und das Rauschen des Meeres. Die Zeit schien stehen zu bleiben und das einzige, was wir taten, war es uns anzuschauen. Einfach im Moment zu leben.
"Wir sind uns sehr ähnlich, weißt du das Y/n?", sagte er dann und drehte sich wieder um.
"Ja.", antwortete ich leise und wandte meinen Blick ebenfalls wieder zum Himmel. Und auch wenn man es bei so vielen Situationen nicht glauben konnte, stimmte es. Wir beide verheimlichten vor allen was und versuchten etwas zu reparieren, was man aber nicht reparieren konnte. Katsuki und ich trugen eine Maske, die wir nur absetzten, wenn wir alleine waren, einfach nur aus Angst, dass alle unser wahres Gesicht hassen würden.
Doch aus irgendeinem Grund war ich mir sicher, dass ich Katsuki's wahres Gesicht bereits kannte. Und ich liebte es. Alles an ihm.
Aber trotzdem sollte ich ihn nicht lieben. Es war falsch und würde alles zwischen uns zerstören.
Und doch.. Ich fühlte gerade.
Liebe. Ein Gefühl, welches ich schon lange nicht mehr hatte.
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