4. Erinnerungen

Zoey's P.O.V

"Hallo?", kam es von Lynn.

"Hey Lynn, ich bin's", sagte ich. Wir hatten ungefähr zwei Wochen nicht mehr telefoniert, was sich für mich wie eine Ewigkeit anfühlte.

"Hey, schön mal wieder was von dir zu hören", sagte Lynn. Im Hintergrund hörte ich ein Glas klirren und der Fernseher lief.

"Was hast du in letzter Zeit so gemacht?", fragte ich nach und goss mir Kaffee ein.

"Nichts besonderes. Ryan will unbedingt mit mir in dieses neue Sporthotel, aber ich könnte kotzen, wenn ich nur an die ganzen Animateure da denke", schnaubte sie.

"Das ist doch süß. Lass dir das nicht von den Animationen versauen, fahr doch einfach mit ihm dahin und tu ihm den Gefallen. Ich wette mit dir, hinterher kommst du wieder und sagst, du wärst am liebsten dort eingezogen", lachte ich auf.

"Ich weiß nicht so richtig, ich ..." Doch ich bekam nicht mehr mit, was sie sagen wollte, denn ich vernahm - wenn auch nur leise - eine Stimme, die ich überall wiedererkennen würde.

"Bist du noch dran?", fragte Lynn auf einmal.

"Habt ihr Besuch?", krächzte ich.

"Und ich hab noch gehofft du hast es nicht gehört. Ja, haben wir, und ich denke, du weißt von wem", seufzte Lynn.

"I-Ich glaub ich ruf dich später nochmal an", stammelte ich.

"Ist gut. Aber dir sollte klar sein, dass du irgendwann über ihn hinwegkommen musst."

"Lynn, das ist nicht so leicht. Du weißt, was er gemacht hat", sagte ich und bei der Erinnerung schossen mir erneut Tränen in die Augen.

"Zoey. Er hat gesagt, dass er es nicht getan hat. Warum sprecht ihr euch nicht einfach wie Erwachsene aus? Das sollte nach fünf Jahren ja wohl möglich sein", wollte Lynn wissen.

"Ich will mir einfach unnötigen Schmerz ersparen. Versteh das bitte."

"Ich sag dir, du machst einen großen Fehler", seufzte Lynn. "Na gut. Schreiben wir später?"

"Ja. Eins noch, Lynn."

"Was denn?", fragte sie sofort neugierig.

"Wie geht es ihm?", flüsterte ich und hoffte inständig auf eine positive Antwort. Dann würde mir es deutlich leichter fallen, mit der Situation zu leben.

"Schlecht. Er ist am Boden Zoey, und das seit Jahren", flüsterte Lynn leise, damit die Männer nichts mitbekamen.

Ich presste meine Lippen aufeinander. Das war nicht das, was ich hören wollte.

"Er hat nach dir gefragt."

"W-Was? Wann?"

"Ständig. Wenn er mit Ryan redet, höre ich, wie er mit ihm über dich redet. Zoey, er leidet, und du bist die einzige, die ihm helfen kann", flehte Lynn mich beinahe schon an.

"Nicht ich habe ihn betrogen", knurrte ich.

"Tyler streitet ab, dass er es getan hat", antwortete Lynn.

"Das ist kein Beweis", sagte ich.

"Ach, aber hast du einen Beweis, dass er dich betrogen hat?", konterte Lynn.

Ja, das hatte ich in der Tat. Nur wusste das niemand. Niemand außer Caitlin.

"Sprecht euch aus."

"Ich schreib dir später." Mit den Worten legte ich auf und setzte mich benommen auf einen der Küchenstühle.

"Schatz ist alles okay?", fragte Josh und umarmte mich von hinten.

Ich zuckte zusammen und wischte mir unauffällig die Tränen aus den Augenwinkeln. "Klar. War nur in Gedanken."

"Mit wem hast du geredet?", wollte er wissen.

"Mit Lynn. Ryan will mit ihr in ein Sporthotel fahren, aber sie will nicht", erzählte ich ihm.

"Wenn wir in New York sind und ich mehr Geld verdiene, fahren wir auch in ein Sporthotel, Babe", grinste Josh und drückte mir einen Kuss aufs Haar. "Ich geh fernsehen."

"Und was wenn ich nicht in ein Sporthotel will?!", murmelte ich genervt. Immer beachtete er nur seine Wünsche.

Später abends schrieb ich noch ein wenig mit Lynn und Caitlin.

Lynn schnitt wieder das Thema Aussprechen an, doch ich blockte ab. Ich hatte keine Lust, darüber zu reden. Nicht jetzt.

Caitlin regte sich wieder über Josh auf. Ich wusste nicht, was er ihr getan hatte, dass sie ihn so hasste, aber aus irgendeinem Grund tat sie es.

Chatverlauf:

Zoey: Warum hasst du Josh so?

Caitlin: Er ist ein Idiot. Selbstsüchtig und rücksichtslos.

Zoey: Du kennst ihn nicht, wie ich ihn kenne.

Caitlin: Was, intim? Glaub mir Honey, seinen Schwanz will ich auch nicht kennenlernen.

Zoey: Du laberst Müll.

Caitlin: Josh ist Müll.

Zoey: Kannst du aufhören, meinen Freund zu beleidigen?

Caitlin: Lüge oder Wahrheit?

Zoey: Wahrheit.

Caitlin: Dann kann ich leider nicht aufhören, tut mir leid, denn das, was ich sage, ist nichts als die reine Wahrheit.

Zoey: Gute Nacht.

Caitlin: Sei doch nicht direkt beleidigt!

Chatverlauf Ende

"Kannst du dein Handy aus machen? Das Licht stört mich beim Schlafen", gähnte Josh.

"Dann geh ins Schlafzimmer. Im Wohnzimmer kann ich an meinem Handy sein so lange ich will, und überhaupt in jedem Zimmer hier kann ich an meinem Handy sein so lange ich will", sagte ich.

Irgendwas vor sich hin murmelnd schlurfte Josh schließlich ins Schlafzimmer. Endlich. Sein Geschnarche war kaum mehr auszuhalten und ihn aufzuwecken, dazu hatte ich nach dem zwanzigsten Mal auch keine Lust mehr.

Ich schaute mir im Fernsehen noch meinen Lieblingsfilm an und wollte danach eigentlich auch schlafen gehen, doch bevor ich den Fernseher ausschalten konnte, wurde bereits der nächste Film angekündigt.

Einfach zu haben.

Flashback

"Welchen Film willst du gucken?", fragte mich Tyler, als ich die Sachen nach oben gebracht hatte. Er stellte mir einen Kakao vor die Nase.

"Einfach zu haben!", schoss es aus mir heraus. Ich liebte diesen Film einfach!

Tyler verdrehte nur die Augen und legte die DVD ein.

Ich versuchte, eine bequeme Position zu finden.

"Kannst du jetzt mal endlich still sitzen bleiben?", sagte Tyler und sah mich grinsend an.

"Ich kann im Sitzen keine Filme gucken!", meckerte ich und schob beleidigt meine Unterlippe vor.

"Dann komm eben her", sagte Tyler und zog mich halb auf seine Brust. Hätte er nicht seinen Arm um mich gelegt, wäre ich hundertprozentig vom Sofa gefallen. Allerdings war es so viel bequemer.

Ungefähr bei der Hälfte des Films fing Tyler an, mit meinen Haaren zu spielen. Solange er mich nicht beim Filmgucken störte, war alles gut.

>Ernsthaft?<

Klappe. Dich hat niemand vermisst.

Kurz vor dem Ende war ich so weit, dass ich fast eingeschlafen wäre.

Tyler bewegte sich hinter mir und zog mich komplett auf seine Brust. Ich lag mit meinem Ohr genau über seinem Herzen und lauschte seinem regelmäßigen Herzschlag und rutschte immer weiter ins Land der Träume.

"Schlaf gut, Prinzessin", war das Letzte, was ich hörte. Während ich komplett in den Schlaf abdriftete, spürte ich, wie er mir einen Kuss auf den Scheitel gab und mich sanft mit seinen Armen an sich drückte.

Flashback Ende

Ich fuhr mit meinen Fingerspitzen meinen Scheitel nach. Benommen blinzelte ich.

Es tat weh, mich an sowas zu erinnern und zu wissen, dass das alles vielleicht nur gespielt gewesen war.

Ich schaltete den Fernseher aus und legte mir eine weiße Kuscheldecke über die Beine. Ich wollte nicht neben Josh schlafen, im Moment konnte ich Nähe einfach nicht ertragen, egal von wem.

Sobald ich die Augen schloss, war ich auch schon eingeschlafen.

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