23. "Wir reden noch!"
Zoey's P.O.V.
Fünf Tage zuvor:
Lynn fragte mich nicht sofort aus, was passiert war, sondern nahm mich einfach nur in den Arm. Das half mir im Moment am meisten. Ich wollte nicht sofort darüber reden. Irgendwann musste ich, das war mir klar, aber erst später heute Abend.
"Ich respektier ja, dass du Zeit für dich brauchst, aber eine Stunde lang die Wand anzustarren ist nicht gesund", meinte sie schließlich.
Ich bedachte sie mit einem milden Lächeln. "Mir gehts gut."
"Ha ha, du denkst auch ich bin bescheuert." Mit gespitzten Lippen sah sie mich an.
"Das Essen war schön. Danach sind wir noch ein bisschen rumgelaufen", begann ich.
"Klingt doch gut", warf Lynn ein.
Genervt sah ich sie an. "Willst du es nun hören oder nicht?" Ich hasste es, wenn Leute mich dauernd unterbrachen.
"Sorry", meinte sie grinsend. "Erzähl weiter."
"Wir sind zu einem kleinen Park gegangen. Josh meinte, er hat eine Überraschung für mich." Ich stockte. Es fiel mir schwerer als gedacht, davon zu erzählen. "Er hat mir einen Antrag gemacht."
Lynn fiel fast von ihrem Bett. "Was?"
"Er hat gefragt, ob ich ihn -"
"Ich weiß, was ein Antrag ist! Was hast du gesagt?" Begeistert starrte sie mich an und sah mich erwartungsvoll an.
"Ich hab gesagt, ich kann ihn nicht heiraten", gab ich leise zu.
"Aber ich dachte, du wärst so glücklich mit ihm. Ich war wirklich davon überzeugt, dass du Ja gesagt hättest." Sie machte ein betroffenes Gesicht und verzog es minimal.
"Ja, das dachte ich auch, aber ... ich weiß auch nicht", sagte ich verzweifelt. "Es hat sich so falsch angefühlt, als ich Ja sagen wollte."
Lynn beließ es dabei und fragte mich nicht weiter aus. Das würde kommen, wenn die Geschichte ein wenig gesackt wäre.
Ungefähr eine halbe Stunde später gingen wir schlafen. Das hieß, Lynn und Ryan gingen ins Schlafzimmer und ich nestete mich auf dem Sofa ein.
Vier Tage zuvor:
"Hey Mann", hörten wir beide plötzlich aus dem Flur.
"Nicht im Ernst jetzt, oder?", stöhnte ich genervt und wartete nur darauf, dass Ryan mit Tyler ins Wohnzimmer kam.
Lynn wirkte auch nicht wirklich begeistert. "Nie hat man hier seine Ruhe. Ständig kommt ein testosteron-vollgepumpter Affenarsch hierhin", brummte sie und ich verfiel in einen Lachanfall wegen ihrer Wortneuschöpfung.
"Was gibts zu kichern, Ladys?"
"Chris!" Ich umarmte ihn lachend. Es war schön, ihn wiederzusehen.
"Mannometer bist du scharf geworden", scherzte er.
Wir unterhielten uns über belangloses Zeug, bis Ryan schließlich zurückkam.
"Big T fragt sich schon, wo wir bleiben", sagte er nur und Chris stand seufzend auf.
"Sind doch nur zwei Stunden." Lynn und ich verabschiedeten die beiden noch, wobei Lynn und Ryan eine filmreife Szene boten, welche Chris und mich dazu veranlasste, uns vor Scham umzudrehen.
"Gleich machen sie Babys!" Gespielt geschockt schlug Chris sich die Hände an die Wangen.
"Das hab ich gehört", brummte Ryan nur, doch als ich mich umdrehte, sah Lynn so aus, als hätte sie nichts dagegen.
Ich warf ihr einen Darüber-reden-wir-gleich-Blick zu. Ungeduldig wartete ich, bis die Männer endlich verschwunden waren.
"Du willst also Kinder?", legte ich sofort los.
"Wir sind seit einem Jahr verheiratet, bald bin ich schrumplig."
"Du bist 22, da musst du dir noch keine Sorgen machen. Bist du denn wirklich schon bereit für ein Kind?", fragte ich skeptisch, da ich das doch ein wenig jung fand. Ich hatte mir immer vorgestellt, so in etwa mit 24 Mutter zu werden oder schwanger zu sein.
"Es wäre so schön, ein Kind mit Ryan zu haben. Ich will es aufwachsen sehen, gucken, ob es mehr nach ihm oder mir kommt und eine richtige Familie mit ihm gründen. Das hört sich vielleicht -"
"Ich verstehe, warum du Kinder willst, aber guck doch mal, du bist 22 und verheiratet. Genieß die Zeit, die ihr noch für euch habt, denn irgendwann kommt die Zeit, wo Ihr Kinder habt und euch wünscht, ihr wärt ein Mal alleine um etwas Zeit für euch selbst zu haben. Überstürz das bitte nicht", sagte ich.
Lynn zog eine Schnute. "Aber ich liebe ihn und möchte sein Kind tragen."
"Das wirst du früher oder später, aber konzentriert euch doch erstmal auf euch beide und, keine Ahnung, macht eine Weltreise. Ich würde zu gern mit meinem Mann später einmal um die Welt reisen. Für Kinder ist nachher noch Zeit."
"Na gut, meinetwegen." Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich sah es schon kommen, Lynn würde den ganzen Tag lang bockig wie ein kleines Kind hier sitzen, wenn ich nicht schnell was an ihrer Laune änderte.
"Komm, wir lenken und jetzt etwas ab von dem ganzen Thema. Wollen wir in ein Restaurant gehen? Dort kann man gut reden", schlug ich vor.
"Hört sich gut an. Und dafür nehmen wir die Kreditkarte von diesem Idiot", schnaubte Lynn.
Sie war doch nicht ernsthaft sauer, weil Ryan jetzt noch keine Kinder wollte oder?
Kopfschüttelnd über ihre Logik kramte ich in Lynns Schrank nach Kleidern für uns beide, während Lynn in einem Restaurant anrief und den teuersten Tisch bestellte, den es noch gab. Der arme Ryan würde später noch etwas erleben, obwohl er wahrscheinlich nicht die geringste Ahnung davon hätte, was er falsch gemacht hatte.
Lynn und ich schminkten uns und zogen danach die Kleider an, die ich für uns rausgesucht hatte.
Lynn zog ein kurzes rotes Neckholderkleid an, welches einen süßen Rock aus Tüll hatte. Es stand ihr ausgezeichnet.
Ich zog ein hellbeigen engen Rock und ein dazu passendes Oberteil an. Etwas schlicht, aber ich fand die Kombination eigentlich ganz schön.
Fertig geschminkt und angezogen setzten wir uns in Lynns Auto und fuhren zum Restaurant.
"Sicher, dass das in Ordnung geht?", fragte ich und deutete auf die Kreditkarte, die Lynn gerade in ihrer Clutch verstaute.
"Klar. Würde mich nicht wundern, wenn der Herr bald noch Geld scheißt", schnaubte sie.
Ein Kellner brachte uns an unseren Tisch.
Wir redeten wieder über verschiedene Themen, doch mieden ganz klar die beiden Themen Kinder und Josh.
Wir hatten beide nicht bedacht, dass eine von uns noch fahren mussten und hatten beide - so klug wie wir eben waren - Wein getrunken.
"Ich sag Ryan, dass er uns abholen soll." Während Lynn telefonierte, ging ich auf die Toilette, um mich frisch zu machen.
Als ich nach zehn Minuten - ich hatte ein kleines Problem mit meinem Make-Up - wieder zurück an den Tisch kam, hatte Lynn bereits aufgelegt und gezahlt.
"Unser personal Taxi steht schon bereit", grinste sie augenzwinkernd.
Auf der Straße standen Ryan und wer auch sonst, Tyler.
"Wo habt ihr Chris gelassen?", fragte ich, als wir einstiegen. Ganz gentlemanlike wurden uns die Türen aufgehalten.
"Der musste nochmal weg. Termin oder so", antwortete Ryan.
"Wir beide reden heute Abend übrigens noch", zischte Lynn ihm zu.
Erstaunt sah er in den Rückspiegel. "Ähm ... was hab ich gemacht?"
Lynn antwortete nicht. Als er mich fragend ansah warf ich ihm nur einen entschuldigenden Blick zu und formte mit meinen Lippen ein "Sorry".
Als wir bei Lynn und Ryan Zuhause waren verzogen sich die beiden in die Küche und diskutierten lautstark.
"Nimm deine Tabletten gegen Tageschmerzen und mach kein Drama wegen so was!", hörten wir beide auf einmal Ryan keifen.
Zwei Sekunden später rannte Lynn weinend ins Schlafzimmer. Ryan folgte ihr. "Jetzt sei nicht so kindisch und lass mich gefälligst rein!"
Sie öffnete die Tür und schrie ihm mitten ins Gesicht: "Du pennst auf dem Sofa!" Und schon war die Tür mit einem lauten Knall wieder zu.
"Furie!"
"Hund!"
"Ich glaube, das wird heute nicht besser werden hier", sagte Tyler zweifelnd an mich gewandt.
Ich gab ihm Recht. Aber ich hatte Lynn noch nie so emotional erlebt.
"Komm mit", sagte Tyler zu mir und stand auf.
"Was? Wohin denn?" Verwirrt folgte ich ihm und versuchte das Kribbeln in meinem Bauch zu ignorieren.
"Wir pennen bei mir. Das hier hält ja keine Sau aus."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top