14. "Können wir reden?"
Tyler's P.O.V
Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Ich stand noch einige Minuten vor Zoey's Tür und hörte, wie sie weinte und aufschluchzte.
Das wollte ich damit nicht bewirken. Ich wollte, dass sie mir verzieh, nicht, dass sie wegen mir völlig am Boden war. Erneut.
Ich konnte mich nicht mal an die Nacht erinnern, in der ich ihr fremdgegangen war. Das einzige, was ich wusste, war, dass ich mit Ryan und Chris feiern war.
Zwei Tage später versuchte ich Zoey zu erreichen, da ich am ersten Tag danach total verkatert war.
Dann hatte ich sie weinen gehört am Telefon und dann zu wissen, dass ich selbst der Grund war, wieso sie so verletzt war ... das Wissen schnürte mir bis heute noch die Luft ab.
Ich hatte es abgestritten, weil ich nicht glauben konnte, dass ich so etwas getan hatte. Ich liebte doch dieses Mädchen, wie könnte ich ihr jemals bewusst weh tun oder sie mit Absicht enttäuschen?
Im Gegensatz dazu konnte ich mich noch äußerst gut daran erinnern, wie Chris mir eine reingeschlagen hatte.
Flashback
"Du hast mir geschworen, sie nicht zu verletzen, du Wichser!", schrie er und ließ seine Faust erneut in mein Gesicht krachen.
"Ich kann mich an nichts erinnern, ich weiß ja nicht mal, was ich alles getrunken habe", blaffte ich zurück und wich seinem nächsten Schlag aus.
"Sie ist am Boden zerstört, und das nur wegen dir!"
Flashback Ende
Seine Worte waren mir bis heute in Erinnerung geblieben.
"Sie ist am Boden zerstört, und das nur wegen dir!"
Niemals wollte ich Zoey verletzen, und was war jetzt?
Es klopfte an meiner Tür. "Was?", sagte ich deutlich genervt und verpennt.
Josh kam in mein Zimmer. Verwundert setzte ich mich auf und dankte Gott dafür, dass ich diese Nacht mit Shirt geschlafen hatte, sonst hätte er mein Tattoo gesehen und Zoey sicher nochmal auf unser Verhältnis angesprochen. Dabei wusste sie selbst ja nicht einmal etwas von dem Tattoo.
"Was willst du?"
"Reden", sagte er knapp und schloss die Tür, bevor er sich dagegen lehnte. "Was ist da zwischen dir und Zoey?"
"Was meinst du?" Ich wusste nicht, ob Zoey es ihm gesagt hatte, dass wir mal eine Beziehung geführt hatten und ich sie betrogen hatte. Das sollte sie selbst entscheiden, also tat ich auf unwissend.
"Verarsch mich nicht. Ihr wirkt vertraut", sagte er misstrauisch.
"Ja, das liegt daran, dass wir uns seit fast zehn Jahren kennen und jetzt schieb nicht so ne Welle." Ich war wirklich kein Frühaufsteher.
"Hattet ihr mal was?"
"Meine Fresse, fragst du immer so viel?", maulte ich und stützte mich auf meinen Knien ab. "Hör mal Josh, bis jetzt hab ich kein allzu großes Problem mit dir, mal abgesehen davon, dass ich dich überhaupt nicht mag und du dich am besten von unserer ganzen Familie fernhalten solltest, einschließlich Zoey. Also sorg jetzt nicht dafür, dass wir ein Problem miteinander bekommen."
"Und du bist dann wohl der Richtige für Zoey?", lachte er spöttisch.
"Junge, du redest scheiße. Das habe ich nie gesagt und jetzt hältst du besser dein Maul und siehst zu, dass du Land gewinnst."
"Wenn zwischen euch nichts ist und auch nichts war, kannst du mir dann einen Gefallen tun?", fragte er.
"Kommt drauf an." Aber neugierig war ich schon.
"Flirte mit Zoey. Versuch sie rumzukriegen. Ich will sehen, ob sie mir treu ist. Aber fass sie nicht an", setzte er hinzu.
Schallend lachend warf ich meinen Kopf in den Nacken und ließ mich ins Kissen zurückfallen. "Dir hat doch wirklich jemand ins Hirn gekackt."
Er war ein noch mieserer Freund für Zoey, als ich ihn eingeschätzt hatte. Und das sollte schon was heißen.
"Jetzt hör mir mal zu. Wenn du so jämmerlich bist, dass du einen Treuetest brauchst, solltest du dich wirklich schnell verziehen, denn so einen Mann kann Zoey an ihrer Seite nicht gebrauchen. Und ich werde dir nicht helfen. Sie kann ich leiden und dich nicht, also wär's das dann endlich?"
Josh nickte leicht verärgert. "Lass die Finger von meiner Frau, Tyler."
"Frau? Ich habe nirgendwo einen Ring gesehen", grinste ich. Dieser Kerl war so ein erbärmlicher Loser.
"Noch nicht", erwiderte Josh ebenfalls grinsend und ging dann raus auf den Flur.
Sofort sank meine Laune. Hatte er wirklich vor, Zoey einen Antrag zu machen? Verdammt.
Würde sie Ja sagen? Ich schluckte. Das durfte auf keinen Fall passieren.
Ich ging runter zum Frühstücken und sah Zoey in Josh's Armen liegen. Sofort spürte ich die Eifersucht in mir aufkeimen. Wie gerne wäre ich jetzt an seiner Stelle ...
Missmutig biss ich in mein Brötchen. Ich wusste einfach nicht, wie ich mich bei Zoey entschuldigen sollte. Ich hatte das Gefühl, jede Entschuldigung der Welt würde nicht reichen. Sie würde die Entschuldigung niemals annehmen.
"Hörst du mir zu?", riss mich Mum aus meinen Gedanken.
"Hm?"
"Ich hab dich gefragt, wann du wieder zurück musst."
"Willst du mich loswerden?", grinste ich mit vollem Mund.
Mum holte mit der Zeitung aus, die sie las und schlug mir damit auf den Kopf. "Erstens Mund leer machen und zweitens hör auf, mir hier was zu unterstellen!"
Grinsend winkte ich ab.
"Morgen Abend oder so. Ich kann selbst entscheiden, wann ich zurückfliege. Praktisch, wenn man der Boss ist", sagte ich und konnte nicht widerstehen, einen kleinen Seitenhieb für Josh einzubauen.
Wenn Zoey wüsste, was ihr ach so toller Freund gerade eben von mir verlangt hatte, würde sie ausflippen. Am liebsten würde ich es ihr sagen, aber wie konnte ich ihre Beziehung zerstören?
Ich fühlte mich verdammt mies. Ich hatte sie betrogen und setzte nun alles daran, dass sie ihren Freund verlässt und dass ich besser dastehe als er. Dabei hatte sie nach der ganzen Scheiße doch verdient, glücklich zu sein. Ich sollte nicht so selbstsüchtig sein.
Ich seufzte unbeabsichtigt auf und schon lagen alle Blicke auf mir. Genervt schaute ich in die Runde. "Was? Darf ich nicht mehr atmen?"
Ich stand auf und ging nach oben. Dieses ganze Familienzeug kotzte mich auf Dauer an.
"Tyler? Kannst du kurz warten? Können wir bitte reden?"
"Ach, auf einmal willst du reden?", drehte ich mich schnaubend um. Ein wenig verdattert sah Zoey mich an.
"Tut mir leid. Ich weiß nicht, was heute mit mir los ist", seufzte ich. "Komm."
Wir gingen in mein Zimmer und Zoey schloss die Tür hinter uns. "Also?", hakte ich nach. "Du wolltest reden?"
"Ja." Sie räusperte sich. "Es ist kindisch, wie wir uns verhalten. Wir sind erwachsene Menschen und sollten es doch wohl hinkriegen, normal darüber zu reden."
"Normal darüber zu reden? Komm schon, das kannst du echt nicht bringen. Über sowas kann man nicht normal reden als wäre es eine Unterhaltung übers Wetter."
"Das ist mir klar", fauchte sie, dann fuhr sie sich durch die Haare. "Ich habe einen Freund Tyler."
"Das habe ich bemerkt", antwortete ich trocken.
"Was ich damit sagen will ist, dass das so nicht weiter geht. Ich bin seit über zwei Jahren in einer Beziehung und daran möchte ich im Moment nichts ändern. Ich kann nicht einfach mein Leben auf den Kopf stellen und alles wegwerfen, was ich mir aufgebaut habe. Und dass ich mit dir rede, ändert überhaupt nichts daran, dass ich sauer bin, was damals passiert ist und dass ich immer noch verletzt bin."
"Ich kann dir nicht oft genug sagen, wie leid es mir tut. Ich kann mich an diese Nacht kein Stück erinnern, das musst du mir glauben."
"Ich hab Bilder gesehen", presste sie hervor.
"Bilder?", kam es von mir. "Was für Bilder?"
"Der Club, in dem ihr wart, hat auf der Homepage Bilder gemacht. Ihr musstet was unterschreiben, bevor ihr dort rein kamt, oder?", fragte sie. Ich nickte. "Das war eine Einverständniserklärung dafür, dass der Club gemachte Bilder, wo ihr drauf seit, auf der Homepage verwenden kann."
"Und wieso hast du den Club gegoogelt?", fragte ich.
"Du hast mir gesagt, der Club soll schön sein und nachdem du mich an dem Abend vollgelallt hast am Telefon, dass das stimmt, wollte ich halt Bilder sehen."
"Moment ... die Bilder sind im Internet?", sagte ich entsetzt.
"Ich denke nicht, dass die Bilder nach fünf Jahren immer noch dort sind."
"Aber?" Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen.
"Ich hab sie ausgedruckt."
"Du ... Wie ... Wieso hast du dir die Bilder ausgedruckt?", fragte ich verwirrt. Auf den Bildern sah man, wie ich sie betrog. Warum zur Hölle hatte sie sie behalten?
"Ich wollte einen Beweis dafür, dass es wahr ist. Dass ich es nicht bloß geträumt habe", murmelte Zoey.
"Kann ... Kann ich sie sehen?"
"Sie sind in Josh's und meiner Wohnung in New York", gab sie zurück.
"Ich möchte die Bilder trotzdem sehen", meinte ich. Ich musste es sehen. Damit ich es endlich realisieren konnte.
"Ich werde sie dir schicken", sagte Zoey nach einem kurzen Schweigen.
"Danke."
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