12. Dior

Zoey's P.O.V

Nachts im Bett ließ ich den Abend Revue passieren.

Ich hatte nach den Geschenken von Lucy und Tyler Angst, dass Dad sich nicht richtig darüber freuen würde.

Was war das schon gegen zwei Wochen Dubai?

Es ist was Persönliches was von Herzen kommt.

Plötzlich schoss ich wie ein Pfeil senkrecht in die Höhe. Scheiße!

"Ich leite die Firma BJ Industries und unter anderem noch den Abendclub Dark Lion und eine Hotelkette", sagte Tyler.

Doppelt Scheiße! Ich hatte mich als Kellnerin im Dark Lion beworben. Fuck.

Zum ersten Mal hoffte ich auf eine Absage. Ich wollte nicht für Tyler arbeiten.

Die ganze Nacht grübelte ich darüber, wie es sein würde, wenn ich doch eine Zusage bekäme und sonst überall nur Absagen. Dann müsste ich bei ihm arbeiten, da es sonst niemanden gab, der mich einstellen wollte.

Am nächsten Morgen hatte ich heftige Augenringe.

Dementsprechend trug ich relativ viel Concealer und Make-Up auf, damit ich wieder halbwegs wie ein Mensch aussah.

Zur Feier von Dads Geburtstag hatte sich Lucy richtig ins Zeug gelegt und war weiß Gott wie früh aufgestanden, um das monströse Frühstücksbuffet vorzubereiten.

"Wow, das sieht toll aus, Lucy", lobte ich sie. Dafür strahlte sie mich dankend an.

"Danke! Mal sehen, was die Männer dazu sagen." Erwartungsvoll klatschte sie in die Hände.

"Für die zählt doch nur die Menge", lachte ich, da mein Dad, Tyler und Josh alle einen Appetit aufwiesen, der übers Normale hinausging.

Als die drei endlich runterkamen, erntete Lucy von jedem noch ein Lob und Dad war sichtlich stolz auf seine Freundin.

"Wir gehen heute Abend schick essen und davor gehen wir Kleider und Anzüge kaufen", verkündete Lucy.

"Ich hab schon einen Anzug", warf Josh ein.

"Na dann musst du ja auch nicht mit", erwiderte Tyler daraufhin.

Mit zusammengekniffenen Augen funkelte ich ihn an, aber Josh schien gar nicht zu merken, dass Tyler froh war, ihn loswerden zu können.

"Kein Problem, ich warte dann einfach hier, wenn das okay ist", sagte mein Freund an Dad gewandt. Dieser nickte nur beiläufig.

Kurz nach Mittag machten wir uns dann auf den Weg.

Tyler ging mit Dad Anzüge suchen und ich probierte mit Lucy Kleider an.

Lucy hatte relativ schnell ein passendes Kleid gefunden.

Es war hellrosa, hatte einen Herzausschnitt und war im Meerjungfrau-Stil geschnitten. Ihr Rücken war mit Spitze besetzt. Das Kleid war bodenlang und einfach nur ein Traum.

"Gott, du bist wunderschön!" Ich schlug mir die Hände vor den Mund und meine Augen fingen an zu tränen.

Sie strahlte richtig vor sich hin und das verlieh dem Kleid nochmal eine ganz besondere Ausstrahlung.

Gerade hatte ich passende Schuhe und Schmuck für sie gefunden, den ich ihr zur Ankleide brachte, kamen Tyler und Dad dazu.

"Schon fertig?", fragte ich überrascht. Die beiden nickten.

"Wo ist Lucy?", fragte Dad.

Ich gab ein Quietschen von mir. "Sie zieht gerade die Schuhe an. Komm mit, sie sieht wunderschön aus und wird dich umhauen, das Kleid ist eine Bombe."

Etwas hilflos ließ sich Dad von mir zur Umkleide ziehen.

"Die Männer sind schon hier", rief ich, als wir den Bereich gerade betreten hatten.

Die Verkäuferin sah mich missbilligend an, was ich mit einem Augenverdreher quittierte. Spaßbremse.

Lucy öffnete den Vorhang, trat heraus und drehte sich einmal. So sprachlos hatte ich meinen Vater noch nie erlebt.

Lucy jedoch schien das nicht so positiv zu sehen. Sie machte ein langes Gesicht. "Es gefällt dir nicht. Ist es, weil ich alt und faltig bin?" Traurig sah sie uns an.

Tyler war der Erste, der sich aus der Starre lösen konnte.

"Mum, du bist nicht alt und faltig. Ich hab es ernst gemeint, dass ich die schönste Mutter habe. Du wirst für mich immer die schönste Frau bleiben", lächelte er und küsste sie auf die Stirn.

Mir kamen die Tränen hoch, als ich die beiden sah. So einen Sohn wollte ich später auch mal haben. Nicht so einen kleinen Möchtegern-Gangster, der es cool findet, in Shirts rumzulaufen, die eigentlich als Kleider durchgehen würden und keinerlei Respekt hatte.

"Engel, du bist wunderschön. Dein Sohn hat ausnahmsweise mal Recht, du bist nicht faltig und selbst wenn es so wäre, wärst du trotzdem schön und ich würde dich trotzdem lieben." Jack zog seine Freundin an sich.

Das war's. Ich konnte nicht mehr. Warum konnten sie nicht alle hässlich sein? Dann wäre es leichter mitanzusehen und zu realisieren, dass Josh so etwas noch nie zu mir gesagt hatte.

Ich ließ mich auf einen der Ledersessel fallen und schluchzte auf.

"Süße, alles okay bei dir?", fragte mich Dad besorgt.

"Warum seid ihr so scheiße süß?", heulte ich.

Ich hörte leises Getuschel, einen dumpfen Schlag und ein beleidigtes "Ist gut, ich geh ja schon".

Ich spürte eine Hand auf meinen Haaren. "Prinzessin."

Ich schniefte und wollte mich seinen Berührungen entziehen, aber er hielt mich fest. "Jetzt lass mich doch mal ein einziges Mal nett sein!"

Ich hob meinen Kopf und sah ihn genervt an.

"Whoa. Du siehst ja echt scheiße aus", platzte es aus ihm raus, bevor er sich auf die Zunge beißen konnte.

"Dann kannst du ja verschwinden."

"Aber du siehst trotzdem noch schön aus", sagte Tyler sanft.

Ich runzelte die Stirn. "Das sind zwei gegensätzliche Aussagen."

"Nein sind es nicht. Du bist die einzige Frau, die ich kenne, die selbst wenn sie scheiße aussieht noch schön ist", grinste er.

"Deine Logik muss ich nicht verstehen", lachte ich auf.

"Ne. Aber weißt du was, Prinzessin?"

"Was denn?" Neugierig sah ich ihn an.

"Du bist auch süß. Aber ich wette, du bist woanders noch süßer", zwinkerte er mir zu und befeuchtete seine vollen Lippen.

Es dauerte einen Moment, bis es Klick machte.

"Du bist ein perverser, ekliger Arschkopf, Tyler Jackson." Ich stand auf und sah ihn resigniert an.

"Ich steh drauf, wenn du meinen Nachnamen sagst", lachte er dreckig auf. Dafür bekam er meinen schönsten Finger zu sehen und ich ging zu Dad und Lucy, die gerade das Kleid plus Schuhe und Schmuck bezahlten.

"Wir finden noch eins für dich", sagte Lucy aufmunternd.

Fünf Geschäfte später wirkte sie nicht mehr so sicher.

"Ich glaube, ich guck einfach mal nach, was du noch so im Schrank hängen hast", seufzte ich an Lucy gewandt.

"Auf keinen Fall", keifte Lucy und drehte mich einmal um 180° herum.

"Da wirst du dein Kleid schon finden", sagte sie bestimmend.

Wir standen vor Dior.

"Niemals. Das ist viel zu teuer", wehrte ich mich und wollte gerade weitergehen.

"Ich schenk es dir."

Ich drehte mich langsam zu Tyler um. "Warum? Und nein, das wirst du nicht tun!"

"Und ob ich das werde. Zur Not werde ich dir selbst ein Kleid aussuchen."

"Und warum?"

"Später, Zoey." Es war komisch, meinen Namen aus seinem Mund zu hören. Er nannte mich selten so.

"Guter Junge! Los rein da und such dir das Teuerste aus, was dieser Schuppen zu bieten hat. Vielleicht belastest du ja dann endlich mal seine Kreditkarte", gackerte Lucy.

"Mum, du und ich wissen, dass ich mit meiner Kreditkarte zehn Yachten kaufen könnte und nicht pleite wäre." Arrogant grinste Tyler.

"Na und? Wir finden ein Kleid, das so viel kostet wie elf Yachten", schoss Lucy zurück.

Dad und ich lachten los.

Eine halbe Stunde später hatte ich mein Kleid gefunden. Es war schwarz, lang und mir durchsichtigen Ärmeln, die mit Mustern bestickt waren. Dafür hatte es einen tieferen Ausschnitt.

"Das ist es! Das ist perfekt", sagte Lucy mit funkelnden Augen.

"Lassen Sie das Kleid mit passenden Schuhen und Clutch einpacken", sagte Tyler zu der Verkäuferin, die nickte und dabei errötete.

Hahaha. Versuchs ruhig weiter. Außer den Preis will er nichts von dir wissen.

Als ich schließlich den Preis sah, wurde mir schlecht.

"Danke", murmelte ich draußen zu Tyler.

"Nicht dafür. Wenn es sein müsste, hätte ich den ganzen Laden für dich leergekauft." Mit den Worten ließ er mich stehen.

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Teil 3

Oben ein Bild von Zoey's Kleid, getragen von Cara Delevingne auf der Great Gatsby Premiere 2013.

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