Eine blutige Angelegenheit
Mit großen Schritten lief ich die Stufen, die zur Kompanie führten, hinauf. Voller Freunde fiel ich ihm um den Hals. "Ich hab dich so vermisst!", schluchzte ich überglücklich. Es war eine Mischung aus Weinen und Lachen. "Ich dich auch", flüsterte er lächelnd. Als ich von ihm abließ, musste ich breit grinsen, so groß war die Freude des Wiedersehns. Plötzlich spürte ich auch schon seine weichen Lippen auf meinen. Ich verschränkte die Arme in seinem Nacken und zog ihn noch näher an mich heran.
"Ich glaub's nicht!", rief eine entsetzte Stimme, die ich nur allzu gut kannte. Schnell schreckten wir auseinander. "Wer ist das?" Es war ein scharfer, schneidender Ton. "Christian", antwortete ich knapp. "Warum küsst du ihn?" Lucas klang mehr als nur sauer. "Weil ich ihn liebe", gestand ich ohne weitere Umschweife. Er musste es wissen und er sollte es auch wissen. Lucas näherte sich uns mit langsamen, schweren Schritten. Sein Gesichtsausdruck wirkte aggressiv und vielleicht auch ein wenig verletzt. Das war nicht meine Absicht gewesen. Ich hätte einfühlsamer sein sollen. Sicherheitshalber machte ich Schritt zurück. Auch Christian schien die Situation nicht ganz geheuer zu sein, weswegen er beschützerisch den Arm um mich legte. "Halt dich von meiner Freundin fern!", knurrte Lucas böse. "Bitte beruhige dich! Ich..." Doch bevor ich weiterreden konnte, war uns mein Ex unheimlich nahe gekommen. "Sei ruhig!", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ein Schauer lief mir über den Rücken. So hatte ich ihn noch nie erlebt. "Bitte...", versuchte ich nocheinmal, ihn zur Vernunft zu bringen. Doch er hörte nicht auf mich, stattdessen holte er mit seinem linken Arm aus und platzierte seine Fraust genau auf Christians Nase. "Ich lasse nicht zu, dass zu ihn schlägst!", rief ich wütend während ich Christian vom Boden aufhalf. "Und wie du das zulässt", lachte Lucas kalt, drehte ich um und verschwand, "Wir sprechen uns noch, Webster!" Was war in ihn gefahren? Natürlich war er traurig und verletzt, aber musste er deswegen gleich gewalttätig werden?
"Geht es dir gut?", fragte ich besorgt, während ich mit einem Taschentuch das Blut von Christians Gesicht tupfte. "Ja, schon okay", presste er unter schmerzverzerrtem Gesicht hervor. "Komm, ich bringe dich zum Arzt", meinte ich besorgt. "Nein, das wird schon wieder", winkte Christian ab. "Komm mit! Das sieht echt nicht gut aus", drängte ich, doch er schüttelte nur den Kopf. "Wenn es in einer Stunde nicht aufgehört hat zu bluten, dann gehen wir zum Arzt." "Aber Christian...", beschwerte ich mich. "Ist es deine Nase oder meine?" Ich seufzte tief. Warum musste er immer gewinnen? "Dann gehen wir zu mir", gab ich mich letztendlich geschlagen. Ein Lächeln machte sich auf Christians Gesicht breit. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Hause.
Während ich Christians Blicke betrachtete, fragte ich mich, wie ich jemals auch nur eine Sekunde an seiner Liebe zweifeln konnte.
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