Aufbruch

Seit gestern war die Reha beendet. Ich durfte mich nicht anstrengen, keine komplizierten Bewegungen machen, und vor allem nicht tanzen. Das letztere machte mich natürlich traurig, doch eine Sache gab es, auf die ich mich unheimlich freute. Europa.

Ich saß in einem Taxi auf dem Weg zum Flughafen. Abigail hatte ihren Vorschlag in die Tat umsetzen können und so waren wir alle auf dem Weg zueinander. Sie hatte für drei Wochen ein großes Haus am Stand gebucht, in dem wir alle wohnen würden. Natürlich hatte ich versucht möglichst wenig einzupacken, doch wie ich vor längerer Zeit festgestellt hatte, konnte ich nicht mit leichtem Gepäck reisen, also waren es wieder zwei große Koffer geworden. Doch im Unterschied zu bisher befanden sich weder Spitzenschuhe noch Trikots in meinen Sachen.
Ich konnte den Flughafen schon von Weitem sehen. Ich strich immer wieder über das Armband, das mir Lucas geschenkt hatte. Ich würde ihn jetzt drei ganze Woche nicht sehen. Doch ich vertraute ihm und er vertraute mir. Also konnte die Entfernung unserer Beziehung nichts anhaben.
Endlich hielt das Taxi an und ich konnte aussteigen. Der Fahrer legte mir die beiden Koffer auf einen kleinen Wagen, da ich sie nicht tragen durfte. Es sah zwar vielleicht komisch aus, zwei Koffer mir einem Gepäckwagen zu schieben, es machte mir aber nichts aus, ich hatte mich schließlich schon viel schlimmer blamiert.

Im Flugzeug suchte ich hastig meinen Platz. Neben mir saß niemand. Da ich also keinen zum Reden hatte, schlief ich ein, was sich nach einiger Zeit als sehr ungemütlich erwies. Also nahm ich ein Buch aus meinem Handgepäck und begann zu lesen. Darin ging es um ein Mädchen auf dem Lande. Es wurde beschrieben, wie es älter und reifer wurde. Schließlich war es erwachsen und, wie sollte es anders sein, verliebte es sich in den Knecht. In Büchern ging immer alles so einfach. Ich war auch ein Mädchen von Land, doch wir hatten keinen Knecht zum Verlieben. Ich musste mich ja unbedingt in einen Skaterboy verknallen. Nicht schon wieder! Wann würde ich endlich aufhören können, an ihn zu denken?

Ich schaute aus dem Fenster, das Festland war schon in Sicht. Bald würden wir landen. Ich konnte es kaum erwarten, die anderen wiederzusehen.

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