Kapitel 11

Kurze Zeit später kam er wieder zu uns und stellte unsere Bestellung bei uns ab. „Na dann, guten Appetit. Lasst es euch schmecken!" Ich nickte dankend und fing an zu essen. „So spät habe ich noch nie in einem Café gesessen." Kian lachte herzhaft und verschwand wieder hinter der Theke.

„Du hast vorhin gesagt, dass du schon öfters aus deinem Fenster geklettert bist... warum?" bevor ich Shawn antwortete schluckte ich den Bissen vom Choco Muffin herunter.

„Naja, eigentlich habe ich es Ally zu verdanken, dass ich in Übung bin. Bevor Ally vor die Diagnose bekommen hatte und nicht mehr aus der Narkose aufgewacht war, waren wir ja auch nur ganz normale 17 Jährige Teenager. Zu dieser Zeit befanden wir uns in den letzten Monaten unserer High School Zeit und somit wurden dann die Partys auch immer mehr. Wir waren so gut wie jedes Wochenende auf einer, aber nicht wegen mir. Ally war... also ist schon immer diejenige von uns beiden, die Party machen wollte und am liebsten nie eine verpasste. Sie ist schon immer ziemlich offen gewesen, hatte Selbstvertrauen und überhaupt keine Probleme damit auf Menschen zuzugehen im Gegensatz zu mir. Ihre Freunde waren auch meine Freunde, zu mindest die meisten." Ich machte eine Kurze Pause und trank etwas von meinem Wasser.

„Da Ally mich nicht zu Hause alleine lassen wollte, schleifte sie mich also immer mit auf die Partys. Wir haben es immer so angestellt, dass wir gegangen waren wenn Mum und Dad schliefen und wiederkamen wenn Sie aufwachten. Bisher hatten sie es nie gemerkt, dass wir weg waren. Als Ally dann ins Koma gefallen war, kehrte Ruhe in meinem Leben ein. Ich hatte auf einmal viel mehr Zeit für die Schule, was wirklich wichtig war da wir zu dieser Zeit auch noch unsere Abschlussarbeiten schreiben mussten und...."

Shawn hörte mir die ganze Zeit interessiert zu und schaute mir dabei immer in die Augen. Meine Hand, die auf dem Tisch lag hatte er in seine genommen und hielt sie fest.

„In meiner High School Zeit war ich gar nicht auf so vielen Partys wie du. Ich habe meinen Abschluss nicht mehr in der Schule gemacht, sondern unterwegs. Als die Leute anfingen mich zu erkennen und als meine Songs auf einmal im Radio gespielt wurden, ging alles ziemlich schnell Berg auf. Ich veröffentlichte ein Album und ging dann auf Tour. Natürlich war ich mal auf Partys aber auf jeden Fall nicht in meiner High School Zeit. Irgendwie war ich auch nur noch unterwegs weil dann mein zweites Album folgte und die Tour gleich dazu..." Ich nickte.

„Ich bewundere dich wirklich, was du mit deinen 20 Jahren schon alles erreicht hast." er lächelte mich glücklich an.

„Das ist er! Doch Delilah, guck doch mal genauer hin!" flüsterte plötzlich ein Mädchen zwei Tische weiter, jedoch so laut, dass ich sie bis hier her hören konnte. „Was echt? Und das Mädchen? Ist das diese schwarzhaarige? Seine neue Freundin?" etwas unbeholfen schaute ich zu Shawn. „Du hast die Gerüchte auch mitgekriegt.." stellte er seufzend fest. Bevor ich ihm antworten konnte, standen die zwei Mädchen auf einmal vor unserem Tisch.

„Omg! Du bist es wirklich!" Shawn lächelte die Mädchen schief an und lachte kurz auf. „Können wir bitte ein Foto zusammen machen? Bitte!!" Ich merkte an Shawn's Blick, den er mir zuwarf, das ihm die das gerade in der jetzigen Situation überhaupt nicht recht war. Trotzdem stellte er sich zu den Mädchen und machte mit Ihnen Fotos. Zum Schluss umarmte er sie noch und die Mädchen tippelten glücklich zurück zu ihrem Tisch.

Shawn setzte sich seufzend wieder auf die Sitzbank und schaute mich entschuldigend an, doch ich guckte gerade gähnend zur Uhr die an einer Wand hing. 3:00 Uhr zeigte sie schon an. Shawn merkte wohl, dass ich so langsam wieder nach Hause musste und gab Kian deswegen ein Zeichen, damit er bezahlen konnte.

Etwa zehn Minuten später saßen wir schweigend im Auto, auf dem Weg zu mir nach Hause. Irgendwie wollte ich diese unangenehme Stille brechen aber mir fiel nichts ein was ich sagen könnte. Ich schaute einfach nur stumm aus dem Fenster und beobachtete die schneebedeckten Wiesen und Gehwege an denen wir vorbei fuhren.

Shawn räusperte sich, weshalb sich meine Aufmerksamkeit auf ihn richtete. „Das mit vorhin tut mir leid... für mich ist es ja normal ständig überall wieder erkannt zu werden und bei den Sachen unterbrochen zu werden die ich gerade tue... tut mir leid." er machte eine kurze Pause und atmete tief durch. Was auch immer er mir jetzt sagen wollte, fiel ihm sichtlich schwer.

„Und wegen den Gerüchten, die überall über uns zu lesen sind... ich kann wirklich verstehen wenn du den Kontakt mit mir wieder abbrechen willst. Es ist nicht leicht in der Öffentlichkeit zu stehen und irgendwelche Geschichten über sich zu lesen, die vollkommen aus der Luft gegriffen sind. Ich würde es verstehen wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben, und lieber nicht in der Öffentlichkeit stehen willst!" er klang traurig und verzweifelt, was mir ein unangenehmes Bauchgefühl bereitete.

Sofort schüttelte ich mit meinem Kopf. „Shawn, ich würde doch niemals den Kontakt mit dir abbrechen! Mir ist es total egal, dass die Leute denken das wir zusammen wären. Mir ist es auch eigentlich egal in der Öffentlichkeit zu stehen. Was mir Angst macht ist die Meinung anderer über mich. Ich will nicht das manche ein falsches Bild von mir kriegen und mich nicht mögen." Shawn parkte an der Straße vor meinem Zu Hause und schaltete den Motor ab.

„Emilia, wie kannst du nur denken das dich jemand nicht mag? Du bist einer der sympathischsten und liebevollsten Menschen die ich je kennengelernt habe! Du hast einen tollen Humor und ein wunderschönes Lächeln. Die, die dich nicht mögen wissen gar nicht was für ein toller Mensch du bist!" er nahm meine Hände und hielt sie in seinen.

„Zweifel nicht an Dir! Du bist perfekt so wie du bist. Vergiss das niemals!" er schaute mir tief in meine braunen Augen und ich in seine. Durch die ganzen Komplimente von Shawn wurde ich immer verlegener. Schmunzelnd senkte ich meinen Kopf. „Danke Shawn."

„Nein, ich habe zu danken. Danke für den Abend. Es war wirklich schön.." Ich nickte.

„Ja, fand ich auch! Gute Nacht Shawn." flüsterte ich und öffnete die Beifahrertür. „Gute Nacht Em." er lächelte mir sanft zu und startete wieder den Motor. Ich schloss die Tür und kletterte zurück in mein Zimmer. Glücklich seufzend aber auch todmüde ließ ich mich in mein Bett fallen.

***
„Em! Emmi! Emilia?... Emilia wach endlich auf!" ein Rütteln an meiner Schulter weckte mich. Stöhnend blinzelte ich zu meinem Wecker der gerade mal 06:00 Uhr anzeigte. 3 Stunden waren erst vergangen? Was auch immer die Person wollte, es konnte warten.

„Emilia! Sie ist wach!" Lorenzo fing an doller an mir zu rütteln und lauter zu sprechen. „Wer ist wach?" nuschelte ich verschlafen in mein Kopfkissen.

„Ally! Das Krankenhaus hat gerade angerufen. Sie ist aus dem Koma aufgewacht." Sofort öffnete ich meine Augen und sprang aus meinem Bett. Ich war auf einmal hellwach.

„Was!?" Fragte ich meinen großen Bruder ungläubig. Er umarmte mich fest und wiederholte seine Worte von davor. „Alessia. Sie ist aufgewacht!" Ich löste mich mit einem Freudenschrei von ihm und sprang zu meinem Kleiderschrank.

„Mum und Dad ziehen sich auch gerade um. Beeil dich! Wir fahren gleich ins Krankenhaus." Lorenzo lief mit seinen Schlafklamotten aus meinem Zimmer und zog sich ebenfalls etwas anderes an.

Aufgeregt zog ich irgendeine Jeans und ein anderes Oberteil an und stolperte mit meinem Mantel in der Hand fast gleichzeitig mit Lorenzo die Treppenstufen herunter zur Haustür wo Mum und Dad schon ungeduldig warteten. Ich begrüßte sie mit einem schnellen Kuss auf die Wange und eilte aus der Tür zu unserem Auto.

Sobald wir das Krankenhaus betraten kam mir alles so vor wie in Zeitlupe. Ich konnte bald endlich wieder ihre Stimme hören, ihre wunderschönen Augen sehen, mich über ihre humorvolle Art kaputt lachen, ihr alles erzählen was mir auf dem Herzen lag und das beste: Ich hatte den wichtigsten Menschen in meinem Leben wieder zurück.

Es kam mir so vor als würde der Fahrstuhl heute noch langsamer fahren als sonst und das die Flure noch länger waren als sie es ohnehin schon waren.

Die großen Glastüren der Station öffneten sich und wir stürmten auf Lorraine zu, die sich gerade mit dem behandelnden Arzt von Ally unterhielt. Sobald sie uns sah, drehte sich auch Dr. Shepherd zu uns. „Guten Morgen." begrüßte er uns.

„Bevor wir zu ihrer Tochter gehen würde ich Ihnen erstmal kurz einiges mitteilen." ungeduldig nickte ich. „Vor einer Stunde ist sie aus dem Koma erwacht. Sie ist bisher noch sehr schwach und kann kaum reden, durch den Schlauch der in ihrem Hals war. Es kann sein, dass sie jetzt schläft. Wenn das der Fall ist, würde ich Sie bitten sie erstmal nicht zu wecken, auch wenn das schwer für Sie ist. Ihr Körper muss sich erst wieder an den normalen Zustand gewöhnen." wieder nickten wir alle ungeduldig.

Dr. Shepherd ging mit uns zu Ally's Zimmer und betrat mit uns den Raum. Ich spürte wie mein Herz immer doller schlug und wie ich leicht anfing zu zittern.

Als ich sie sah fing ich an zu rennen. Der Schlauch war nicht mehr in ihrem Mund und das laute piepen war auch verschwunden. Sie hielt aber ihre Augen geschlossen und sah so aus als würde sie schlafen. Sofort nahm ich ihre Hand und legte meinen Kopf zu ihrem.

„Ich bin so glücklich dich wieder zu haben!" flüsterte ich leise. „Ich auch." flüsterte sie zurück, mit einer kratzigen Stimme. Sofort hob ich meinen Kopf an um ihr ins Gesicht zu schauen. Sie öffnete langsam ihre Augen und zog ihre Mundwinkel leicht nach oben. „Du bist wirklich wach!" stellte ich fest und merkte wie mir Tränen aus den Augen liefen. Freudentränen.

„Wie gehts denn so?" fragte sie leise, zog ihre Mundwinkel leicht hoch und strengte sich an ihre Augen offen zu halten. „Ich hab dich so vermisst Ally!" Ich wischte mir die Tränen weg und legte mich zu ihr ins Bett. Auch Dad und Lorenzo mussten sich zusammen reißen nicht anfangen zu weinen, im Gegensatz zu Mum. Sie streichelte sanft über Allys Gesicht und schaute mit Tränen in den Augen zu uns. „Jetzt habt ihr euch endlich wieder!" Ich nickte und Ally ebenfalls.

„Dann lasse ich sie jetzt mal alleine." Sagte Dr. Shepherd glücklich lächelnd und verließ das Zimmer.

Es kam mir so vor wie im Traum. Passierte das gerade wirklich? Als Ally im Koma lag fühlte es sich so an als wäre sie für immer von uns gegangen und jetzt? Sie war wieder bei uns. Sie konnte mit uns sprechen und uns sehen. Ich war überglücklich.

Lorenzo und Dad begrüßten sie auch und setzten sich auf zwei Stühle neben dem Bett.

Nach einer halben Stunde beschlossen Mum und Dad aber wieder heim zu fahren. Ally müsste sich erstmal ausruhen war ihre Begründung.

„Nein! Ich bleibe hier ok? Ich will sie nicht schon wieder alleine Lassen." Mum nickte und verabschiedete sich von uns. Ally war bereits eingeschlafen. Als alle weg waren setzte ich mich auf einen Stuhl und lehnte meinen Kopf auf die Matratze. Da ich ja gerade mal 3 Stunden geschlafen hatte, dauerte es nicht lange bis ich einschlief.

***
„Hey Emmi, wach auf! Echt jetzt? Jetzt bin ich wach und du schläfst!" ein nur allzu bekanntes lachen und ihre Stimme weckte mich. Verschlafen hob ich meinen Kopf an und bemerkte dabei meinen schmerzenden Nacken.

„Da ist ja jemand von den Toten erwacht." lachte sie mit immer noch etwas kratzigen Stimme. „Sagt ja die richtige." stöhnend streckte ich mich. „Warum bist du nicht mit Mum, Dad und Lorenzo nach Hause gefahren?"

„Glaubst du wirklich ich lasse dich alleine?" Sie lächelte mich liebevoll an. „Du weißt gar nicht wie sehr ich dein Lächeln vermisst habe!" verwirrt schaute sie mich an.

„Wieso das denn? Solange war ich doch jetzt auch nicht in Narkose." verwirrt runzelte ich die Stirn. Wusste sie es noch nicht?

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Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich es endlich geschafft das elfte Kapitel hochzuladen! Wie findet ihr es, dass Ally aufgewacht ist und was wird sie wohl sagen wenn sie erfährt, dass sie fast zwei Jahre im Koma lag?

Ich freue mich übrigens IMMER über eure Kommentare (die sind immer am interessantesten hehe! Vor allem bei irgendwelchen Scenen, wenn ihr schreibt was ihr dazu denkt) und natürlich über Sternchen wenn euch das Kapitel gefällt.

[Upload am 05.03.2019]
P.S.: IN 6 TAGEN HÖRE ICH SEINE STIMME LIVE AHH😍

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