16. Türchen

Ginny Weasley x Dean Thomas
(Harry Potter, J. K. Rowling)


Erleichtert atmete Ginny auf und blickte in das Gewusel der Winkelgasse. Endlich durfte sie auch mal alleine hier hin. Immerhin war sie jetzt schon fünfzehn Jahre alt, da konnten ihre Eltern doch wirklich mal ein Auge zudrücken. Es war sehr schwer mit sechs älteren Brüdern, denn ein Mädchen, dass auch noch die jüngste der Familie war, musste besonders behütet werden. Genervt verdrehte Ginny die Augen bei diesem Gedanken. Und dann redeten alle über Gleichberechtigung der Geschlechter. Klar, sie sah ein, dass sich ein Mädchen nicht ganz so leicht wehren konnte, wie ein Junge, das lag einfach am Körperbau. Aber wenn es um Jungs und Dates und den Kram ging, dann wurden plötzlich alle männlichen Mitglieder der Familie misstrauisch. Auch ihr Mum sah sie dann immer etwas besorgt an, stand im Endeffekt aber immer auf Ginnys Seite, wofür sie ihr dankbar war. So war es nämlich auch möglich, Tage wie diesen hier einzurichten, denn Mrs Weasley gab ihrer Tochter ein wenig Rückendeckung. Nur Mr Weasley war noch eingeweiht und hatte sich von seiner Frau weichklopfen lassen. Ginnys Brüder hingegen würden niemals von diesem Tag erfahren.

Freudig atmete Ginny die sommerliche Luft ein. Viele Hogwartsschüler waren unterwegs und kauften Sachen für das anstehende Schuljahr. Es herrschte ein buntes Treiben. Ginny ließ sich von der Menge mitziehen und fand sich ein wenig später in der bekannten Eisdiele von Florian Fortescue wieder. Immer noch lächelnd fuhr sie sich durch die Haare und blickte freudig das Ladenschild an, auf dem einen verzaubertes Eis fröhlich seine Farben wechselte. Als Ginny die Tür aufstieß, leutete ein kleines Glöckchen und ein paar Leute drehten sich zu ihr um. Etwas unwohl sah sie sich um und erblickte sogleich den Grund für ihr Kommen.
Dort hinten in der Ecke an einem kleinen Tisch saß Dean Thomas und lächelte sie süß an. Dabei erschienen kleine Grübchen auf seinen Wangen und seine weißen Zähne blitzten ihr entgegen. In seinem weißen T-Shirt sah er wirklich attraktiv aus. Ginny kannte ihn durch ihren Bruder Ron. Dean war mit Ron in einem Jahrgang. Eilig lief sie auf ihn zu und ließ sich ihm gegenüber nieder.
"Hey.", grinste sie und stellte ihre Tasche neben ihren Stuhl. "Hi.", machte Dean und grinste ebenfalls.
"Na, wie geht's dir?"
Eine Weile betrieben sie Smalltalk. Die beiden hatten sich die Ferien über immer wieder Briefe zugeschickt, hatten sich bisher aber noch nie wirklich getroffen. Ginny wusste noch ganz genau wie aufgeregt sie gewesen war, als sie ihren ersten Brief für ihn abgeschickt hatte. Damals wusste sie noch nicht, ob er überhaupt ankommen würde. Sie hatte gedacht, Dean würde das wahrscheinlich gar nicht ernst nehmen, sie hatte ihn schließlich auch nicht wirklich gekannt. Allerdings stellte sich heraus dass sie den gleichen Humor teilten und sich auch sonst sehr gut verstanden.
"Hast du schon bestellt?", fragte sie und griff nach der Eiskarte, die auf dem Tisch lag. Dean schüttelte den Kopf. "Nein, ich wollte auf dich warten."
Gerührt lächelte Ginny ihn an. "Danke, das ist lieb von dir."
Dean kratzte sich nervös am Hinterkopf und lächelte schief zurück.
Mr Fortescue kam zu ihnen und nahm ihre Bestellung auf.
Sobald er wieder hinter der Theke verschwunden war, ergriff Dean das Wort.
"Also ich finds echt cool, dass es heute geklappt hat."
Ginny nickte. "Ja, endlich mal."
Dean grinste. "Haben dich deine Brüder gehen lassen?"
Sie seufzte genervt und winkte nur ab. "Die wissen erst gar nicht, dass ich hier bin."
Kurz sah Dean sie mit einer Mischung aus Erleichterung und Sorge an. "Aber  deine Eltern wissen schon, dass du da bist, oder?", fragte er dann. Ginny lachte. "Natürlich! Ich hau doch nicht einfach daheim ab. Würdest du mir das etwa zutrauen?", provozierte sie.
Nervös spielte Dean mit der Serviette, die vor ihm lag.
"Nein, natürlich nicht.", sagte er schnell.
Ginny schüttelte amüsiert den Kopf. Es war süß, wie er sich bemühte ihr zu gefallen.

Endlich kam ihr Eis und eine Weile sagte niemand etwas.
Ginny ließ sich das Eis auf der Zunge zergehen. Hier gab es immer noch das leckerste.
"Schmeckt's?", lachte Dean bei ihrem Anblick und zeigte wieder sein Zahnpastalächeln.
"Hmm.", machte Ginny vergnügt und schob sich noch ein Löffel Eis in den Mund.
Im Lauf der Zeit kamen sie auf Quidditch zu sprechen und hatten somit ein Thema gefunden, was sie beide interessierte. Die Zeit verging rasch und nachdem sie gezahlt hatten, traten sie nach draußen in die Winkelgasse, um noch ein wenig durch die Läden zu bummeln. Währenddessen führte sie immer noch hitzige Diskussionen über die letzten Spiele, Quidditchtaktiken und das Quidditch in Hogwarts.
So ging der Nachmittag vorüber und Ginny hatte jede Menge Spaß mit Dean, sodass sie gar nicht merkte, wie sie plötzlich Hand in Hand durch die Gasse schlenderten. Allerdings machte ihr das wenig aus. Genauso stellte sie sich ein perfektes erstes Date vor.
Und nach diesem ersten Date in der Winkelgasse folgten noch zig weitere alleine in den restlichen Sommerferien.

Diese gingen allerdings schnell vorbei und schon fand sich Ginny wieder im Hogwarts Express, wo sie ihren schweren Koffer hochhievte. Glücklicherweise half ihr Harry mit ihrem Gepäck. Sobald sich die Türen geschlossen hatten, fand sie schon ein paar ihrer Freunde, die ihr von ihren Ferien berichteten.
"Hey, ich war in Frankreich. Ich habe sogar den Eiffelturm gesehen!"
"Wow, das war sicher eine schöne Aussicht, das hätte ich auch gern gesehen!"
"Wo warst du denn, Ginny?"
"Ich hab gehört, du bist jetzt mit Dean Thomas aus dem Jahrgang über uns zusammen?"
Grinsend nickte Ginny und wollte gerade antworten, als ihr jemand auf die Schulter tippte.
Harry.
"Wollen wir ein Abteil zusammen suchen?"
"Ich kann nicht, Harry, ich bin mit Dean verabredet.", sagte sie munter. "Bis später!"
"Okay.", hörte sie ihn noch sagten, während Ginny sich umdrehte und den Gang entlang lief. Ihr Haar tanzte fröhlich hinter ihr her. Sie spürte seinen Blick auf ihr und schluckte. Endlich hatte sie die Aufmerksamkeit des Jungen, in den sie schon mit zwölf Jahren verliebt gewesen war. Aber hatte er auch wirklich Interesse an ihr oder sah er sie nur als Schwester?
Schnell verdrängte sie die Gedanken an Harry und zog die Tür des Abteil auf, in dem sie Dean erkannt hatte.

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