Einladungen, Emmeline und Silvester

Jenna pov

Ich wachte an diesem Morgen auf, als eine Eule gegen mein Fenster klopfte. Es war der zweite Weihnachtsfeiertag, auch wenn das für mich ehrlich gesagt relativ irrelevant war: Niemand aus meiner Familie war religiös, deshalb ging es bei uns an Weihnachten nur um die Geschenke.

Ich stand also widerwillig aus meinem Bett auf (auch wenn es mir in den Ferien leichter fiel, aufzustehen, als an den regulären Schultagen, hieß das trotzdem nicht, dass ich ein großer Fan davon war, mein Bett zu verlassen) und öffnete das Fenster. Ich erkannte die Eule; sie gehörte zu meiner besten Freundin, genauer gesagt zu deren großen Schwester. Tiere waren so gar nicht mein Fall, und Menschen schienen nicht so der Fall der Eule zu sein, also tauschten wir einen bösen Blick aus, jedenfalls vermutete ich, dass die Eule böse war. Immerhin war sie eine Eule.

Santiago kreischte einmal, als ich versuchte, die Nachricht von seinem Bein zu entfernen. "Sei still!", versuchte ich, ihn zu überzeugen, auch wenn er mich nicht verstehen konnte. Trotzdem würde ich es bevorzugen, wenn er nicht meinen Vater und meine Schwester aufweckte.

Entgegen meiner Erwartungen wurde er tatsächlich mehr oder weniger still, als ich den zweiten Versuch startete, die Nachricht zu entfernen und zu lesen. Trotzdem flatterte er kurz bevor ich sie gelöst bekam quer durch mein Zimmer und setzte sich auf meinen Schreibtisch, wobei er beim Start nur knapp meinen Handrücken mit seinen Krallen verfehlte. Ich verdrehte die Augen und startete den dritten Versuch, den Brief von dem Bein der widerspenstigen Eule zu lösen, der mir dieses Mal auch gelang. Santiago schien damit nicht zufrieden und kratzte mich.

Ich funkelte ihn noch einmal böse an, während ich begann, Stellas Brief zu lesen.

"Hey Jenna!

Hast du vielleicht Lust, an Neujahr vorbeizukommen? Von Kathy und Celly hab ich schon eine Zusage, es wären dann also wir vier - und natürlich meine Familie. Aber du kennst den Deal, ignorier Diana, Noelia und Dad, und du kommst klar. Schick mir schnell eine Antwort!

Deine Stella"

Ich lächelte. Bevor ich eine Antwort schreiben konnte, würde ich noch Dad um Erlaubnis fragen müssen, aber das würde kein Problem sein. Im letzten Jahr war ich schon einmal über Neujahr bei Stella gewesen, während Emmy bei ihren Freunden war und Dad auf einer Party bei einem seiner Freunde.

Also ging ich die Treppe hinunter zum frühstücken. Der Tisch war bereits gedeckt, als ich ankam, wahrscheinlich wieder einmal Emmys Werk.

Emmeline Nightingale war wirklich eine große Schwester, wie die meisten sie sich nur erträumen konnten: Sie sah aus wie ein Model aus der Vogue, aber war keineswegs überheblich deshalb. Im Gegenteil, sie war die Freundlichkeit in Person und alle Leute, die sie kannte, fühlten sich in ihrer Gegenwart wohler als sonst. Außerdem hatte sie sämtliche Teenie-Mädchenmagazine inhaliert, was hieß, dass sie mit Ratschlägen für jede Lebenssituation um sich warf.

"Hey Jennie!", begrüßte sie mich.

"Morgen.", murmelte ich nur, meine Stimme immer noch rau von der Nacht.

"Was willst du Essen?" Ich gähnte.

"Hast du Spiegelei?", fragte ich, während ich mich neben Dad setzte.

"Klar, auf der Pfanne ist noch welches, warte, ich hol es dir!", meinte sie und sprang mit meinem Teller in den Händen auf. Wie jemand morgens so viel Motivation haben konnte, blieb mir ein Rätsel.

"Dad, darf ich dieses Silvester wieder zu Stella?", fragte sie, während Emmy in der Küche herumhantierte.

"Klar, Emmy wollte auch zu Arya.", teilte er mir mit.

"Er heißt Matthew und ist ein Typ, Dad.", sagte Emmy, während sie Jenna lachend ihren Teller voller Spiegelei auftischte. Der Familienvater zog nur die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts, immerhin war Emmy jetzt neunzehn und machte gerade ihre Ausbildung in einem Friseursalon.

Emmy war die der beiden Schwestern, die keine Magie abbekommen hatte. Unsere Mutter war eine reinblütige Hexe gewesen, unser Vater war ein Muggel: schade, dass ich nichts mehr von Mom mitbekommen hatte. Als ich zwei war, haben sie und Dad sich geschieden und Mom ist nach Kanada ausgewandert. Sie schrieb manchmal noch Postkarten: meistens waren Bilder von ihr dabei, mit ihrem neuen Mann und den zwei Kindern. Sie sagt immer, ich und Emmy sollen sie mal besuchen kommen, aber weder Emmy noch Dad sind Fans von der Idee.

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Silvester kam schneller als gedacht. Emmy verbrachte den ganzen Vormittag - nicht, das sie es nötig hätte, rein objektiv betrachtet entsprachen ihre Gesichtszüge voll und ganz dem aktuellen Schönheitsideal - mit ihrem Make-Up und Dad räumte in einer guten Stimmung das Haus auf. Er hatte es sich wieder einmal zum Vorsatz gemacht, im neuen Jahr das Haus aufgeräumter zu gestalten, wie in all den Jahren davor.

Ich war gerade dabei, für die Nacht bei Stella zu packen, als Emmy in mein Zimmer kam und mich in eine Umarmung zog. "Wir sehen uns im neuen Jahr, Jen.", sagte sie und zog ihr enges, knallrotes Kleid zurecht, das die gleiche Farbe hatte wie ihr Lippenstift.

"Viel Spaß, Emmy.", wünschte ich ihr und lächelte.

"Ich hab dich lieb, kleine Schwester. Frohes neues vorträglich!", sagte sie, während sie im Begriff war, mein Zimmer wieder zu verlassen.

"Hab dich auch lieb!", rief ich ihr nach. Kurze Zeit danach war mein Rucksack fertig gepackt, und ich machte mich auf den Weg nach unten, wo Dad schon wartete. Wir konnten natürlich nicht apparieren, deshalb mussten wir von Greenwich aus eine Stunde nach Llhano Grande fahren. Das machte Dad jedoch nichts aus, seine Neujahrsfeiern begannen normalerweise immer erst um acht, und es war gerade mal fünfzehn Uhr. Emmy hatte vorher noch zu einer Freundin gehen wollen.

"Hey Jen! Alles fertig?" Ich nickte zustimmend, und Dad nahm den Hausschlüssel vom Esstisch und zusammen gingen wir nach draußen zu dem grauen Minivan. Ich lud meinen Rucksack in den Kofferraum und stieg in den Beifahrersitz.

Die Fahrt lang redeten wir über Nebensächlichkeiten wie Schule, und manchmal fragte ich etwas über Dads Arbeit und hörte ihm interessiert zu oder las ein Buch.

Als wir ankamen, sah man bereits, wie der blaue Himmel von einem Hauch orange durchzogen wurde. Ich stieg aus und nahm meinen Rucksack.

"Soll ich dich begleiten?", fragte er, aber ich wusste aus Erfahrung, dass er es eh tun würde, also zuckte ich nur mit den Schultern. Also schließ Dad das Auto ab und folgte mir auf meinem zielsicheren Weg durch die ungeteerten Straßen. Das Dorf war klein, und in manchen Vorgärten waren immernoch leichte Spuren des Schnees. Jedoch hatte sich das Wetter mittlerweile ein wenig verbessert, sodass dieser größtenteils geschmolzen war.

Kurze Zeit später standen wir zusammen vor der Tür des Hauses und ich klopfte an.

ich kanns nicht fassen, ich update zwei Tage hintereinander

naja, das nächste Kapitel wird aus Stellas Sicht sein und der Rest des Buches dann wahrscheinlich auch. Es werden noch so um die 6-10 Kapitel kommen, denke ich. Ich kanns nicht fassen dass ich das hier beende xD

xx

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